Ich habe keine Lust mehr!

von Roland Schulze Lefert

Roland Schulze Lefert
Roland Schulze Lefert

Ich habe keine Lust mehr, …
… mir von der Bundesumweltministerin und vielen ihrer Länderkollegen erklären zu lassen, dass wir Landwirte durch den Maisanbau die Flutkatastrophen der letzten Tage begünstigt hätten, während jeden Tag Hektar um Hektar Grün- und Ackerland durch Häuser und Straßen versiegelt wird.

Ich habe keine Lust mehr, …
… mir von der SPD das Nein zur Zulassung von Glyphosat mit dem Vorsorgeprinzip erklären zu lassen, während es weiterhin ohne große Einschränkungen möglich ist definitiv krebserregenden Alkohol, Kaffee und Tabak zu konsumieren.

Ich habe keine Lust mehr, …
… mir vom Bundeswirtschaftsminister erklären zu lassen, dass die Übernahme von Kaisers-Tengelmann durch Edeka keine Auswirkungen auf den Wettbewerb im Lebensmitteleinzelhandel hat, während jeden Tag landwirtschaftliche und handwerkliche Lebensmittelproduzenten an der Übermacht der Handelsriesen scheitern.

Ich habe keine Lust mehr, …keine_lust_mehr
… mir vom Bundeslandwirtschaftsminister das neuerliche verteilen von Hilfs-Almosen nach dem Gießkannenprinzip als Erfolg verkaufen zu lassen, während weiterhin keinem Familienbetrieb im Milchsektor die unternehmerischen Mittel und Werkzeuge zur Verfügung stehen sich aktiv auf die nächste Phase mit niedrigen Preisen vorzubereiten.

Ich habe keine Lust mehr, …
… mir von Ärzten und sonstigen Beteiligten des Gesundheitssystems erklären zu lassen, wie gefährlich der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung für die Allgemeinheit ist, während täglich hunderte Menschen durch mangelhafte Hygiene in Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen geschädigt werden oder gar sterben.

Ich habe keine Lust mehr, …
… dass sogenannte Tier- und Umweltschutzorganisationen durch Kampagnen gegen die Landwirtschaft nicht die Umwelt sondern ihre Spendenkonten schützen, während wir Landwirte täglich mehr Geld in den Erhalt unserer Umwelt und den Schutz unserer Tiere stecken ohne dafür gerecht entlohnt zu werden.

Ich habe keine Lust mehr…
… mir von Verbrauchern von einem reich gedeckten Tisch aus erklären zu lassen, wie Landwirtschaft zu funktionieren hat und wie gerne sie doch Bio und Regional kaufen würden, während die schweigende Mehrheit billige Importprodukte im Aldi oder Lidl kauft.

Ich habe keine Lust mehr, …
… mir den Umstieg auf biologische Erzeugung von den grünen Bioprinzen anpreisen zu lassen, während meine Biokollegen aus der einträglichen Marktnische in einen ruinösen Preiskampf bei den Lebensmittelhändlern gedrängt werden.

Ich habe keine Lust mehr…
… über die Unterstützung von bäuerlichen Kleinbetrieben auf den Wahlplakaten der Grünen zu lesen, während die Verordnungen und Gesetze der Minister und Fraktionen dieser Partei mehr Kleinbetriebe zur Aufgabe gezwungen hat als der normale Strukturwandel durch technischen Fortschritt.

Ich habe keine Lust mehr…
… Beiträge von Journalisten zu lesen, zu sehen oder zu hören, die offensichtlich mehr Zeit auf die Pflege ihres eigenen Weltbildes im Punkt Landwirtschaft verwenden als für die ausgewogene Fakten-Recherche, während undemokratische Kräfte in diesem Land genau dieses Vorgehen in anderen Themenbereichen als Vorwand für eine Demontage der 4. Gewalt in unserer Demokratie nehmen.

… Und so langsam dämmert mir wie es ist als Bundesjogi mit 80 Millionen Bundestrainer zu leben… Naja sein Schmerzensgeld dürfte höher ausfallen als das der meisten Landwirte, dann wird es wohl doch nicht so schlimm sein…

Trotzdem werde ich den Mut nicht verlieren und weiter machen!

Für jedes noch so kleine Aha-Erlebnis bei meinen Gesprächs- und Diskussionspartnern,
für den noch immer geraden und stolzen Blick in den Spiegel,
für den erhobenen Kopf bei aufrechter Meinung
und natürlich um weiterhin diesem tollen Beruf frönen zu dürfen der so viel mehr kann als nur verdammt gut verdammt viele Menschen zu ernähren!

ALSO SCHLUSS MIT ZWEIFELN! UND RAN AN DIE WISSENS-, AHNUNGS-, MEINUNGS- UND MANCHMAL AUCH GEDANKENLOSEN GANZ NORMALEN BÜRGER!

Der Rest kann mir mal gepflegt den Buckel runter rutschen 😜

One comment Add yours
  1. In eigener Sache, oder warum am Dienstag kurz die Tastatur mit mir durchging…

    Erst einmal vielen Dank für die vielen Likes und für das über 1300-malige teilen meines Beitrags! Über das Warum und Wieso sowie über einige Hintergründe und Gedanken zum Thema möchte ich an dieser Stelle trotzdem nochmal schreiben.

    Ich bin studierter Agrarwissenschaftler und komme vom Hof, gleichzeitig lebe ich in der (Klein)Stadt und kenne somit auch diese Perspektive auf die Landwirtschaft ganz gut. Ja, ich habe auf einem “bösen” Großbetrieb gearbeitet und bin sogar Stolz darauf, aber durch die Preiskrise bin ich derzeit nur Papa in Elternzeit und bewirtschafte einen Kleingarten. Trotzdem verstehe ich mich weiterhin als Landwirt und sehe meinen Platz in der Mitte der (landwirtschaftlichen) Gesellschaft.

    Als am Dienstag zum wiederholten Male die, sagen wir mal originellsten, Anschuldigungen gegenüber der modernen Landwirtschaft durch die Medienkanäle waberten ist mir der Kragen geplatzt. Nun hätte ich leise auf die böse Welt schimpfen und mich in mein Gartenhaus zurückziehen können, dafür bin ich aber nicht der Typ. Also habe ich meine Art und Weise der Motivationssuche für die Weiterführung der Diskussion zum Thema Landwirtschaft mit der Mehrheit der normalen Bürger in diesem Land öffentlich gemacht um so vielleicht den einen oder anderen Kollegen vor dem oben beschriebenen Rückzug aus der breiten Öffentlichkeit zu bewahren. Ich finde es gigantisch wie viele Bauern Tag für Tag die Diskussion mit den Leuten annehmen und entweder im Lichte der medialen Öffentlichkeit durch z.B. Homepages, Facebook und verschiedenste Blogs sowie den Berufsverbänden oder beim Gespräch über den Weidezaun und am Feldrand den Mitbürgern unsere Arbeit erklären. Dieses gilt es zu pflegen oder besser noch weiter auszubauen!

    Ich bin der Meinung das jeder Betrieb wichtig ist. Vom kleinen Biobauern bis zum Großbetrieb haben alle Farben und Schattierungen dazwischen, davor, und dahinter ihre Berechtigung. Ganz besonders wichtig ist mir, dass der gesunde und ehrliche Wettbewerb der einzelnen Betriebe und Betriebsformen untereinander erhalten bleibt. Diesen Wettbewerb dürfen wir uns nicht nehmen lassen und müssen alle gemeinsam dafür arbeiten die bereits aufgebauten Verzerrungen wieder abzubauen.

    Das die Politik mit Gesetzen, Verordnungen und Subventionen mittlerweile die stärkste Triebfeder im Struckturwandel, welcher sich eigentlich auf den technischen Fortschritt und die unternehmerischen Entscheidungen beschränken sollte, geworden ist, kommt schon einer Katastrophe gleich. Das der öffentliche Meinungsdruck, der täglich mehr und mehr Landwirte entmutigt ihren Betrieb aufgeben lässt bzw. die potenziellen Nachfolger entmutigt diesen tollen Beruf zu ergreifen, droht der Politik als Triebfeder Nr. 1 den Rang abzulaufen ist aber der blanke Horror!

    Ich für meinen Teil werde in der Mitte der Gesellschaft bleiben. Ich werde weiterhin jedem Menschen die Plattform zur Diskussion geben und jedem Kollegen und sei es der ärgste Konkurrent ein aufmunterndes Wort zusprechen, wenn er an der öffentlichen Meinung zu scheitern droht. Nur wenn jemand die Plattform oder das Wort ausschlägt bzw. sich selbst durch Agression, Falschheit oder mangelhafter Disskussinskultur diskreditiert kann er mir oder ich ihm, gerne mit Humor, den Buckel runter rutschen.

    Was ich hoffentlich nie vergesse und jedem empfehle nie zu vergessen: Wir haben keinen Feind gegen uns, der einzige Feind sind wir selbst. Es ist unser Rückzug aus der breiten Öffentlichkeit und unsere Feigheit sich täglich mit der Meinung anderer auseinander zu setzen!

    In diesem Sinne verehrte Kollegen bleibt weiterhin öffentlich wahrnehmbar. Natürlich muss man sich zwischendurch mal auskommen, so wie ich das am Dienstag gemacht habe, gerne auch öffentlich, doch stets mit Maß und Ziel. Nur so bleibt man authentisch und unverkrampft im Umgang mit seinen Mitmenschen. Lasst ein Like bei Beiträgen die euch gefallen und teilt diese und sorgt gemeinsam mit allen Mitbürgern dafür, dass dieser tolle Beruf Landwirt und alles was und jeder der mit dran hängt nicht aus der Mitte der Gesellschaft verschwindet. Danke!

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