„Warum solltest Du da je einem Argument von mir glauben. Hast doch die Schillipeppa.“

Screenshot Spiegelüberschrift
Zu viel Gülle in der Zeitung? Ein Blog in der Brandung leistet Abhilfe.

„(…). Hast doch die Schillipeppa.“ Diesen Spruch habe ich mir gestern von einem Erbosten Menschen* eingefangen als Antwort auf ein Post von mir auf seiner Facebook-Seite. Es ging um das Rauschen im bundesdeutschen Blätterwald, zu viel Dünger könne das Trinkwasser teurer machen, Preissteigerungen bis zu 45 Prozent werden erwartet. Der Erboste Mensch war böse, wie man seinem Post entnehmen konnte:

„Für das Billigfleisch mit dem Deutschland die ganze Welt versorgen will zahlen wir alle bald die (Wasser)Zeche. Auf eine Familie kommen bis zu 134 Euro im Jahr Mehrkosten beim Wasser zu.“

In meinem Post habe ich ihn darauf hingewiesen, dass kaum ein bis gar kein Journalist die Studie gelesen habe. Und auf den jüngsten Blogpost der Bloggerin Schillipaeppa aufmerksam gemacht, die sich das dröge Stück angetan und analysiert hat.  Wie das halt so ihre Art ist. Schillipaeppa setzt sich hin, dröselt knochentrockene Aufsätze auf und geht mit dem Resultat ansprechend aufbereitet in ihrem Blog in der Brandung online.

Das Ergebnis schmeckt nicht jedem. Im konkreten Fall auch dem Erbosten Menschen nicht, denn es machte seine Meldung obsolet – so wie fast alle anderen Pressemeldungen zum Thema.

Aber Fakten lassen sich nicht immer leicht bzw. gerne verdauen. Erst recht nicht, wenn sie braun sind, aus Tierkacka bestehen und zum Gotterbarmen stinken. Und zudem an individuellen Einstellungen kratzen, die man als Mensch so mit sich rumträgt. Das mögen die wenigsten gerne. Ich bin da keine Ausnahme.

In der Tat: Es ist gut, dass wir Schillipaeppa haben. Denn was war das Resultat davon, dass sich die Studie kaum einer angesehen hat (man möge mich bitte korrigieren, wenn ich irgendjemandem etwas zu Unrecht unterstelle)? Eine Schreckensmeldung ohne Bodenhaftung jagte die andere, von den Leitmedien bis hin zu den regionalen Zeitungen.

Und warum?

„Wir lügen nicht – wir sind schlampig, denkfaul und ein bisschen propagandistisch.“

Darum! Weil dann doch alles ganz anders ist, als es massenmedial vermittelt wurde. Ich weiß, ich weiß. Das Sprüchlein von Hans-Ulrich Jörges aus der „stern“-Chefredaktion habe ich dem geneigten Leser an anderer Stelle hier im Blog bereits zwei Mal um die Ohren geklopft. Aber, um den Erbosten Menschen nochmal zu Wort kommen lassen:

„Schöne Scheiße“.

Genauso. Die Republik macht sich jetzt Sorgen, dass die Belastungen der privaten Haushalte weiter ansteigen. Wegen der bösen Landwirtschaft, wegen der bösen Landwirte. Das sind die Zutaten, die die Spirale des Bauernbashing munter weiterdrehen lassen.

Und um was ging es?

„Ziel der Studie ist es, zu ermitteln, was für die Allgemeinheit günstiger ist, um die Belastung des Trinkwassers mit Nitrat und Pflanzschutzmittelrückständen zu vermeiden: präventive Maßnahmen wie die Begrenzung des Dünger- und Pflanzenschutzmitteleinsatzes oder kurative Maßnahmen wie Ausgleichsstrategien (Verschneiden von Rohwasser, Verlagerung und Vertiefung von Brunnen) sowie verschiedene Methoden der Trinkwasseraufbereitung. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Präventive Maßnahmen sind günstiger. Folgerichtig begrüßt das UBA, dass jetzt eine neue Düngeverordnung in Kraft getreten ist.“

Wie gesagt: Schön, dass wir Schillipaeppa und ihren Blog in der Brandung haben. Ich hoffe, sie findet Gehör weit über die landwirtschaftliche Szene hinaus.

Persönlich erachte ich ihre Arbeit auch deswegen so wertvoll, weil sie damit den Landwirten immer wieder zeigt, dass sie halt doch nicht der Karl Popo der Nation sind!

Und jetzt Vorhang auf für die „Geschichte einer Meldung“ aus dem Haus Schillipaeppa – einmal klicken, und dann weiß der geneigte Leser (und vielleicht auch der Erboste Mensch?) im Einzelnen, was es mit der Studie auf sich hat!

*Wie üblich nenne ich ungerne Namen. Die Dynamik der Sozialen Medien ist mir nicht immer geheuer.

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  1. Von der Chemie mal abgesehen: 767 Millionen Jahresmehrkosten fuer die deutschen Wasserwerker geteilt durch eine aktuelle Bevoelkerung von 81 323 263 deutschen Menschen ergibt 9,43 Euro Mehrkosten pro Person, mithin noch keine 40 Euro fuer einen Haushalt mit 4 Personen. Da zB. Industrie und Landwirtschaft selbst hohe Wasserverbraucher sind, duerfte eine solche direkte Umrechnung auf Haushalte (ca 41 Millionen, davon ca 24 Millionen Mehrfamilienhaushalte) sowieso nicht moeglich sein und eher einen noch wesentlich geringeren Betrag ergeben. Insofern ist mir leider gar nicht klar, auf welchen Rechenkuensten der in Ihrem Artikel genannte Betrag von 134 Euro fuer einen 4-Personen-Haushalt basiert. Immerhin ergaebe eine jaehrliche Zuzahlung allein der Haushalte mit 4 und mehr Personen in Hoehe dieses Betrages schon ca. 650 Millionen in die Kasse der Wasserwerke.

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