Vergangene Woche ereignete sich etwas ganz ungewöhnliches: Zwei Zulieferer setzten mit einem Lieferstopp den riesigen Volkswagenkonzern gewaltig unter Druck. Nach einem langen Verhandlungs-Marathon wurde der Streit beigelegt. Nach Meinung vieler Medien sind die beiden Zulieferer als Sieger aus diesen Mammutverhandlungen hervorgegangen.
Das kam für mich überraschend, denn als kleiner, emsländischer Bauer, der zwar in verschiedenen Genossenschaften organisiert ist, habe ich bisher immer das Gefühl gehabt, gegen die Übermacht des Lebensmitteleinzelhandels eine überaus schwache Verhandlungsposition zu haben.
Im Automobilbereich war die Nachrichtenlage eigentlich bisher ähnlich. Die großen Autobauer geben die Anforderungen und Preise den Zulieferern knallhart vor. Nennenswerte Gegenwehr habe ich nicht vernommen.
Vor einem Jahr titelte das österreichische Wirtschaftsblatt noch, dass 229 Zulieferer von VW abhängig seien. Diese interessante Grafik zeigt aufschlussreiche Zusammenhänge:
Ich glaube, der Lebensmitteleinzelhandel wird sehr darauf achten, dass ihm das “Schicksal” von VW nicht passiert. Die vielen Zulieferer müssen aus Sicht des LEH austauschbar bleiben. Deshalb dürften künftig die Eigenmarken weiter gestärkt und die Etablierung neuer (regionaler) Marken nicht unbedingt gefördert werden.
Werden die Anforderungen für die Listung in den Märkten allerdings weiter verschärft, könnte es sein, dass nur noch wenige Betriebe, diese Anforderungen erfüllen können. Wird diese Masse kritisch klein, dann könnte man diese nicht mehr so leicht austauschen ohne die Standards zu verändern.
Noch, bzw. jetzt in der aktuellen Preiskrise bei Milchprodukten ist es relativ leicht, zusätzliche Anforderungen zu stellen. Mit diesen zusätzlichen Anforderungen wollen sie in der Öffentlichkeit etwas besser da stehen- sie betreiben auf Kosten der Bauern Greenwashing.(Auch da gibt es Parallelen zwischen LEH und Automobilindustrie–> Greenwashing bei VW.) Aber irgendwann ist die Schraube ab, an der man zu lange und zu fest gedreht hat.
Guter Beitrag. Ich sehe das genauso jedoch glaube ich, das der Landwirt leider nie in die Position des VW Zulieferers rutschen kann, da der Einzelhandel sich dann seine Milch, Eier oder sonst was einfach beim nächsten holt. Wenn wirklich alle zusammenhalten würden und standhaft bleiben wie der Zulieferer, dann kann das klappen aber leider gibt es immer welche die aus der Reihe tanzen da sie denken sich dadurch einen Vorteil verschaffen zu können.
Es bleibt wohl ein Traum, dass eine Gruppe von Landwirten eine eigene Marke etablieren können, die nicht so leicht ausgelistet werden kann…