Hähne legen keine Eier

Hähne legen keine Eier

das ist allgemein bekannt, doch was macht man mit den Hähnen der auf Eierproduktion spezialisierten Zuchtlinien für die Legehennenhaltung?

Die wenigsten Hähne werden gemästet, die große Mehrheit wird unmittelbar nach Schlüpfen und Geschlechtsbestimmung (Sexen) getötet und meist zu Tierfutter verarbeitet. Der Grund ist, dass diese Tiere sehr schlecht Fleisch ansetzen und für die Mast schlichtweg unrentabel sind.

Um einen Lösungsansatz zur Vermeidung dieses Problems zu finden hat mein ehemaliger und hoch geschätzter Professor Robby Andersson von der Hochschule Osnabrück-Haste ein Forschungsprojekt initiiert.

Robby Andersson

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So berichtete die Osnabrücker Zeitung am 17. Januar:

Der Agrarwissenschaftler leitete den Versuch, der nicht nur zu einem ethischen Umgang mit männlichen Legehennenküken führen könnte, sondern auch zu einer schmackhaften Spezialität der gehobenen Küche.

In einem mobilen Stall mit Wintergarten tummelten sich etwa 500 männliche Legehybriden, berichtet Andersson. Rund acht Tiere teilten sich einen Quadratmeter; im Öko-Landbau sind es zehn, im konventionellen Betrieb 18 bis 20 Tiere. Jeder Woche sei dieses Hühnermobil versetzt worden, sodass das Federvieh Grünauslauf hatte. „Unsere Jungs hatten nach 70 Tagen Mast dunkles, festes Fleisch“, lacht Andersson. Die üblichen auch Broiler genannten Masthähnchen, die lediglich 32 bis 35 Tage gemästet werden, hätten dagegen kaum Bissfestigkeit und helles Fleisch. „Die Chance auf eine bundesweite Beachtung unserer Forschung ist sehr groß“, schätzt der Agrarwissenschaftler.

Eines räumt er aber ein: „In der Masse lässt sich so etwas nicht produzieren.“ Das zeigt schon allein ein Vergleich des Schlachtgewichts. Während ein Broiler bereits nach 32 Tagen Mast bis zu 1600 Gramm Schlachtgewicht auf die Waage bringt, reicht es beim männlichen Legehybriden gerade einmal zu rund 800 Gramm – und das erst nach 70 Tagen. Der Wunsch nach tiergerechter Haltung sei zwar weit verbreitet, sagt Andersson. Viel Platz im Stall, Grünauslauf und Öko-Futter finden die meisten Verbraucher schließlich gut.

Aber so etwas hat seinen Preis, den viele Kunden gar nicht bezahlen können oder wollen. Die Osnabrücker Forscher haben zum Beispiel festgestellt, dass bei männlichen Legehybriden die Investition pro Mastplatz bis zu zehnmal höher sein kann als bei einem Standard-Broiler. Ähnliches gilt für Futterkosten, die für männliche Legehennenküken mehr als doppelt so hoch sind, vor allem, wenn wie beim Osnabrücker Feldversuch als Öko-Komponenten Weizen, Ackerbohnen, Lupinen und Sojabohnen eingesetzt werden. Andersson: „Pro Kilogramm Schlachtkörper zahlt man für einen männlichen Legehybriden zwischen 12 und 14 Euro.“ Ein Öko-Broiler ginge für 8 bis 10 Euro über die Ladentheke. Wie krass die Kluft ist, zeigt dann der Blick auf den konventionellen Broiler: Der kostet pro Kilogramm Schlachtgewicht schlappe zwei Euro.

Es ist also der Verbraucher gefragt, findet sich zu diesen hohen Preisen ein Markt? Ich würde es begrüßen und werde diese Spezialität einmal selber probieren.

Bildquellenangabe: berwis  / pixelio.de

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