MEYER MUSS WEG

Hannover (VEL). “Meyer muss weg” – so lautete wohl das inoffizielle Motto der großen Kundgebung in Hannover, zu der rund 500 Landwirte aus dem Emsland und der Grafschaft Bentheim angereist waren. Fast 100 Landwirte fuhren sogar mit dem Schlepper vors Landwirtschaftsministerium, um den niedersächsischen Landwirtschaftsminister Christian Meyer zu mehrn Dialogbereitschaft innerhalb der aktuellen Agrarpolitik aufzurufen. Denn dieser hinterlässt zurzeit vor allem eines: einen großen Scherbenhaufen. Dieser wurde dann auch symbolisch mit zerschlagenem Porzellan vorm Ministerium abgelegt.
Mit dem Schlachtruf “Meyer muss weg” zogen 4000 Landwirte aus ganz Niedersachsen in Begleitung der Traktoren zuerst zum hannoverschen Landwirtschaftsministerium und dann zum Steintorplatz. Diese Beteiligung übertraf alle Erwartungen und zeigt nach Angaben von Werner Hilse, Präsident des niedersächsischen Landvolkes, wie groß die derzeitige Unzufriedenheit der Landwirte mit ihrem Landwirtschaftsminister ist. Sie wünschen sich, getreu dem offiziellen Motto, eine “Perspektive statt Agrarwende”. Oft werde vergessen, dass die Landwirtschaft der zweitwichtigste Wirtschaftszweig in Niedersachsen ist. “Wir kämpfen gemeinsam für eine Perspektive auf unseren Höfen”, versprach Hilse. Das Besondere in der Landwirtschaft sei zudem, dass Familien auf den Höfen gemeinsam leben und arbeiten.
Stellvertretend für seine emsländischen Berufskollegen ergriff Wilfried Radtke aus Neulehe das Wort auf dem Podium. Der Landwirt bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Familie einen Betrieb mit Schweinen und Hähnchen. Gerade die Tierhaltung stehe jedoch immer mehr in der öffentlichen Kritik. “Ich bin ein junger Landwirt und mache mir Sorgen um die Existenz der Höfe. Die aktuelle Politik zerstört die bäuerliche Landwirtschaft”, so Radtke. Seine Arbeitszeit möchte er lieber im Stall bei seinen Tieren verbringen, statt durch immer mehr Bürokratie und Auflagen am Schreibtisch zu sitzen. Agnes Witschen, Vorsitzende des Landfrauenverbandes Weser-Ems, ist schockiert darüber, wie wenig Wertschätzung heute den Landwirtsfamilien entgegengebracht wird: “Es kann nicht sein, dass Landwirtskinder in der Schule isoliert werden. Wo bleibt die Toleranz?”, fragte die aus Clusorth-Bramhar stammende Landfrau.
... und am Schluss wird ordentlich aufgeräumt, weil Bauern auch in der Stadt keinen Dreck hinterlassen (c) LAND&Forst
… und am Schluss wird ordentlich aufgeräumt, weil Bauern auch in der Stadt keinen Dreck hinterlassen
(c) LAND&Forst

Auch Landwirt Ludwig Degen aus Bawinkel wünscht sich eine höhere Wertschätzung der Verbraucher für die Landwirtschaft. Milchkuhhalter Matthias Everinghoff aus Schapen hofft, dass die Demo der Startpunkt für einen neuen Dialog mit der Politik ist. Ob Agrarminister Meyer tatsächlich zu mehr Dialog bereit ist, weiß zurzeit noch niemand. Die erste Chance dazu hat er jedenfalls vertan. Denn zu Gesicht bekam ihn an diesem Tag leider niemand.

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