Bereits im Dezember habe ich einen sehr interessanten Vortrag von Prof. Dr. med. Alex W. Friedrich von der Uni Groningen zum Thema “Antibiotika und resistente Keime – wie ist die Landwirtschaft betroffen?” gehört. Das war auf der Hauptausschusssitzung des VEL (Vereinigung des emsländischen Landvolks). Daniela Knoll (für die Öffentlichkeitsarbeit im VEL zuständig) hat den Inhalt sehr gut zusammengefasst:
http://www.landvolk-emsland.de/blog/2015/12/18/one-health/
Ganz wichtig ist dem Professor, dabei der One-Health-Ansatz, bei dem Humanmediziner, Tiermediziner und Landwirte gemeinsam nach Lösungsansätzen suchen und auch den Austausch über Landesgrenzen hinweg nicht scheuen.
Das funktioniert in den Niederlanden und speziell in der Region Groningen bereits sehr gut. Die Region um Groningen habe sich vorgenommen,
gesünder älter zu werden. Dabei werde das Älter positiv besetzt, denn noch nie gab es so viel Erfahrung in der niederländischen bzw. europäischen Bevölkerung.
Dass der Professor mit Leidenschaft für die zielorientierte Lösung des Problems der Antibiotikaresitenzen eintritt, kann man auch daran ablesen, dass er für seinen Vortrag keinerlei Honorar verlangte.
Der One-Health-Ansatz ist auch für mich genau der richtige Weg. Alle an einem Tisch und miteinander reden, austauschen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Eben nicht über andere schimpfen, wie es manche Minister, NGOs und Humanmediziner gerne machen.
Jetzt ganz aktuell warnt Minister Meyer medienwirksam vor ein “Post-Antibiotika-Zeitalter” und begründet das mit aktuellen Forschungsergebnissen zum Colestin, das seit über 50 Jahren in der Veterinärmedizin angewendet wird und seit 2015 den Status des Reserveantibiotikums für die Humanmedizin erlangte. (Dazu gibt es eine Bewertungs der Sachlage bei Stallbesuch)
Völlig überspitzt, mit Fehlern, falschen Fakten und irreführenden Folgerungen stellt dieses Video vom BUND die “Massentierhalter” an den Pranger für viele tausend Tote, die an einem resistenten Keim gestorben sind:
Für mich werden mit solchen Videos rechtschaffene Bauern diffamiert. So kostet es eine Menge Überwindung, mit diesen Gruppen einen Dialog zu beginnen….
Viele Humanmediziner und Krankenhausärzte zeigen allzu gern auf die Landwirtschaft, wenn es um das Thema Krankenhauskeime geht. Das ist verständlich, denn es fällt wohl so manchem Halbgott in Weiß etwas schwer, eigene Schwächen einzuräumen. Einige gehen sogar so weit und bezeichnen tierhaltende Landwirte als Terroristen und organisieren sich bei ihrer Hetze in fragwürdigen Vereinigungen wie die “Ärzteinitiative gegen Massentierhaltung”.
Gerade bei diesem sensiblen Thema brauchen wir aber ein Miteinander mit einer gehörigen Portion Selbstkritik in allen Bereichen und ohne pauschale Schuldzuweisungen.
Ich meine: Die Landwirtschaft ist ein Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung. Lasst uns miteinander reden, statt übereinander!
Zu diesem Thema empfehle ich diesen Podcast, der im Rahmen des Projekts RAI (Rationaler Antibiotikaeinsatz durch Information und Kommunikation) aufgezeichnet wurde:
http://rai-schweinecast.de/media/rai_1_onehealth.mp3