Thema Landwirtschaft in der Wochendämmerung

Populärer Podcast “Die Wochendämmerung” thematisiert die Dürre und die Landwirtschaft

Bereits in der vorletzten Folge thematisierten die Moderatoren Kathrin Rönicke und Holger Klein des wöchentlichen Podcasts Die Wochendämmerung* das allgegenwärtige Thema der Dürre und die Diskussion um die Dürrehilfen.
Dabei stellte Moderator Holger Klein an die Hörerschaft die Frage, wie viel Bedeutung die Landwirtschaft eigentlich für die Versorgung der Bevölkerung hat- sprich: Wie hoch ist die Selbstversorgung eigentlich?

Audiokommentar aufgenommen

Dazu habe ich einen kleinen Audiokommentar aufgenommen, der in der aktuellen Wochendämmerung Nr. 157 gesendet wurde.

Das Thema wird Landwirtschaft wird bereits am Anfang behandelt. Ab Minute 3:35 könnt ihr meine Antwort hören.

Snapshot von "die Wochendämmerung"
mit einem Klick gelangt ihr zum Kapitel 157 der Wochendämmerung

Meine Zahlen habe ich im Wesentlichen aus dieser Internetseite des Bundeslandwirtschaftsministeriums bezogen: https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung-fischerei/versorgungsbilanzen/
Es lohnt sich, hier mal genauer sich durch die Statistiken durchzuklicken.

Gute Interaktion

Auch  mein Hinweis auf den offenen Brief von Norwich Rüße wurde in der Folge 157 berücksichtigt.
Ich bin wirklich zum Fan von Podcasts im Allgemeinen geworden und höre seit etwa einem halben Jahr auch die Wochendämmerung regelmäßig. Auch wenn ich sehr häufig die Meinung von den – nach eigener Aussage – links-grün-versifften Moderatoren nicht teile, finde ich es spannend, wie in der Landwirtschafts-fernen Großstadtwelt (hier: Berlin) gedacht wird. Es freut mich, dass ich helfen konnte und zur sachlichen Diskussion beitragen konnte.

Neue Fragen

Ich habe in meinem Kommentar am Ende festgestellt, dass wir derzeit über alle Lebensmittelgüter hinweg eine Selbstversorgung von 97% haben. Das bedeutet also, dass wir uns derzeit nicht selbst versorgen.

Moderator Klein hat dazu eine Nachfrage, ob es prinzipiell nicht möglich ist, uns Deutsche selbst zu versorgen oder ob es doch auch möglich ist.

Dazu gebe ich folgende Antwort:

In meinem Kommentar habe ich letztlich nur die Ist-Situation beschrieben. Sicherlich könnten wir mit deutlich besseren Selbstversorgungszahlen dastehen, wenn wir unser Konsummuster ändern würden und z.B. weniger Lebensmittel wegwerfen würden.
Das Landwirtschaftsministerium hat dazu eine Kampagne mit dem Titel “Zu gut für die Tonne” gestartet. Auf der Internetseite ist folgende anschauliche Grafik eingebunden, die zeigt, was wir Deutschen im Jahr so wegwerfen.

Verteilung der vermeidbaren Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten nach Produktgruppen: Obst und Gemüse, Zubereitetes, Brot und Backwaren, Getränke, Milchprodukte, Fertigprodukte, Fleisch und Fisch, Sonstiges. Quelle: GfK-Studie 2017Im Schnitt wirf jeder Bundesdeutsche 55 kg Lebensmittel weg. Mehr als ein Drittel davon sind Obst und Gemüse.

Weniger Fleisch?

Und vermutlich könnte man in Deutschland die Selbstversorgungsraten auch nach oben schrauben, wenn weniger Fleisch nachgefragt werden würde. Forderungen aus der Politik nach einem “VeggieDay” tauchen hin und wieder auf, damit weniger Klimagase emittiert werden. Die Forderung nach einem fleischlosen Tag in der Woche ist bisher allerdings unpopulär.

Die Frage ist, wie weit lassen sich durch Fleischverzicht frei gewordene Futterflächen für Gemüseanbau und Brotgetreide verwenden? Da gibt es ganz sicher höchst unterschiedliche Ansichten.

Situation auf eigenem Hof

Ich bewirtschafte einen Hof im Emsland und baue auf meinem sandigen Acker Futtergetreide an. Unser Boden ist für Brotgetreide in Top-Qualität nicht gut genug. Somit wird in meiner Gegend traditionell das meiste Getreide verfüttert. In den letzten 40 Jahren ist die Maispflanze bei uns etabliert worden. Dieser Mais erzielt über die Jahre hinweg hohe und stabile Erträge, eignet sich aber auch kaum für die menschliche Ernährung. Zuckermais für die menschliche Ernährung funktioniert bei uns (noch?) nicht. Aber als Futterpflanze ist der Mais vielfältig einsetzbar- als Futtergrundlage für Rindvieh und auch als energiereiches Schweine- oder Geflügelfutter.

Tierhaltung gehört zur nachhaltigen Landwirtschaft

Ich selber sehe die Nutztierhaltung als essentiellen Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft an. Wir können “Abfälle” wie Biertreber, Trester, Zuckerrübenschnitzel, auch Lebensmittelabfälle, Molke, Kartoffeldampfschalen, Raps- und Sojaschrot als Überbleibsel der Pflanzenölgewinnung verwerten. Die Wiederkäuer können zudem Gras der Weiden und Wiesen verdauen.

Der anfallende organische Dünger wie Gülle und Mist ist für den Humusaufbau und die Bodenfruchtbarkeit sehr wertvoll. Herausforderung aktuell und für die Zukunft ist, diese Naturdünger besser zu verteilen: einerseits besser und präziser auf den Ackerflächen selber und andererseits auch besser verteilt in die Vieh-armen Ackerbauregionen.

… und noch ein paar Punkte zu den Subventionen

Holger Klein drückte in der vergangenen Podcastfolge seinen Missmut gegenüber den Agrarsubventionen aus. Ich möchte da ein paar Sachen anmerken:

  • Sehr viele Betriebe können nicht auf die Ausgleichszahlungen verzichten. Sie können ca. 50% des Betriebsgewinns ausmachen.
  • Viele würden gerne auf die Zahlungen aus Brüssel verzichten. Das geht aber nur wenn die Auflagen und/oder der Außenschutz für hohere Preise wieder eingeführt wird.
  • Je intensiver ein Hof wirtschaftet, desto geringer ist der Anteil der Subventionen am Betriebsgewinn. Die Tierhaltung wird nicht subventioniert. In Marktkrisen kann es aber Lagerhilfen für Fleisch oder Milchpulver geben.
  • Der Agrarhaushalt in Brüssel ist deshalb so groß, weil die Landwirtschaft als einziges Politikfeld “vergemeinschaftet” ist. In keinem anderen Politikfeld sind die nationalen Einflüsse so gering wie bei der Landwirtschaft.
  • Eine gezieltere Förderung z.B. für Umweltleistungen kann dazu führen, dass der Bürokratieaufwand steigt und letztlich weniger auf den Betrieben ankommt.

* Info zu “Die Wochendämmerung”

Holger Klein (@holgi) und Katrin Rönicke (@dieKadda) – zwei meinungsstarke Stimmen in einem Podcast. Jede Woche fassen sie in einer kurzweiligen Audio-Sendung alle nötigen Ereignisse zusammen, von denen man gehört haben sollte, um auf der Party am Wochenende mitreden zu können.

Haareraufen, Schlagabtausch, Geläster und hin und wieder sogar tief schürfende Analysen, sowie philosophische Ausflüge inklusive.

In 42 Minuten up to date – und wem das nicht reicht, der bekommt den Samstags-Newsletter, der alle wichtigen und absurden Ereignisse noch einmal zusammenfasst.

Die Wochendämmerung ist Teil des Podcast-Labels hauseins, das Katrin Rönicke zusammen mit ihrer Kollegin Susanne Klingner gegründet hat.

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