… war der Titel einer digitalen Veranstaltung der KLB (Katholischen Landvolkbewegung) Bayern vor Kurzem. Ich habe ich dafür angemeldet und durfte den Ausführungen von Theo Waigel, einem langjährigen Wegbegleiter von Alois Glück und Joachim Frank, einem Journalisten, der gemeinsam mit Alois Glück das Buch “Anpacken statt Aussteigen” geschrieben hat, lauschen. Anlass war, dass er vor ca. einem Jahr verstorben ist. Das nehme ich nun auch zum Anlass, diesen Blogbeitrag zu schreiben.
Eine Pressemitteilung des Gesprächs findet ihr hier: https://www.klb-bayern.de/aktuelles/glueck-wuerde-zu-mehr-ehrlichkeit-raten-728
Vorbild?
Ich halte nicht viel von “Idolen” oder Vorbildern, weil jeder Mensch seinen eigenen Weg gehen muss und kein Spiegelbild von irgendwelchen Persönlichkeiten sein sollte. Aber Alois Glück war für mich immer ein Mensch und ein Politiker, an dem es viel gab, was mir imponierte, und was mir als Beispiel für meine ehrenamtliche Tätigkeit in Kirche und Verband war und ist.
Wir sind uns, dadurch, dass er lange Jahre Geschäftsführer der KLJB Bayern war, hin und wieder bei Veranstaltungen der Katholischen Landjugendbewegung begegnet und ich war immer fasziniert von seiner einnehmenden, ruhigen Art, seiner brillanten Rhetorik und seiner Bodenständigkeit.
Er war am Ende seiner politischen Laufbahn Präsident des Bayerischen Landtages, aber nie Ministerpräsident oder Minister. Als CSU-Fraktionsvorsitzender hat er im Hintergrund gewirkt und das fand ich immer sehr wohltuend. Heutzutage drängen oftmals PolitikerInnen nach vorne, die bei weitem nicht das Format eines Alois Glück haben, außer mit populistischen Aussagen mit nichts glänzen, und meinen, große Politik gestalten zu können. Wo jede Demut vor dem Amt fehlt und außer dem Willen, eine politische Position zu erreichen, kein Ansporn vorhanden ist, mit diesem Amt unser Land zu einem Besseren zu machen.
Konservativ, aber…
Ich habe hier schon mal was dazu geschrieben, dass ich zwar konservativ bin, mit Söder und Co, aber nicht viel anfangen kann: https://blogagrar.de/ganz-was-anderes/ausserirdischer/
Für Glück war Umweltschutz und Nachhaltigkeit kein Widerspruch zur wirtschaftlichen Ausrichtung der CSU. Als Christ hat er das C in der CSU gelebt und nicht nur populistisch Kreuze aufgehängt. Auch das S für “Sozial” war bei ihm immer gut aufgehoben. Joachim Frank hat den Begriff “Solidarische Leistungsgesellschaft” genannt. Nur was erwirtschaftet wird, kann auch verteilt werden. Die, die dazu imstande sind, sollen zur solidarischen Leistungsbereitschaft beitragen, damit die, die aus welchen Gründen auch immer auf staatliche Leistungen angewiesen sind, davon Gebrauch nehmen können. Das ist der Unterschied zu den Umverteilungsträumen der Linken, die von bedingungslosem Grundeinkommen, Mietpreisbremse und 100 % Erbschaftssteuer schwafeln.
Kompromisse gehören zu einer Demokratie
Alois Glück wusste, dass es ohne Kompromisse nicht geht, er hatte ein Gespür dafür, wann für politische Projekte die Zeit gekommen war, er kam mit allen Parteien, vor allem zu seiner Zeit als Landtagspräsident immer gut aus. Dies fehlt heute leider meist. Kompromisse werden als Schwäche dargestellt. Parteien, die Kompromisse eingehen, bei der nächsten Wahl abgestraft. Dies hat im Gespräch auch Theo Waigel benannt. Die große Gefahr, dass unsere Demokratie infrage gestellt wird. Unser parlamentarische Demokratie, eingebettet in der europäischen Union, wo es ohne Koalitionen und Kompromissen nicht geht.
Nun, eine Woche nach der Bundestagswahl, stellt sich für mich die Frage, wie sich die Union aufstellen wird. Werden Politikerinnen und Politiker Ministerien anführen, die den Konservatismus einen Alois Glück beherzigen? Oder werden in der ersten Reihe Menschen stehen, die Konservatismus mit reaktionärer, rückwärtsgewandter Politik verwechseln?
Moderner Konservatismus
Ich glaube, wir brauchen einen modernen Konservatismus. Wir brauchen Planbarkeit und der unausgegorene Aktionismus der rot-grün-gelben Koalition der letzten Jahre hat zu sehr viel Frustration geführt und die Menschen nicht mitgenommen. Vieles war vielleicht gut gemeint, aber schlecht gemacht. Der Stillstand der Merkeljahre hat uns aber genauso wenig gut getan und ist kein Vorbild für die kommende Regierung.
Wir brauchen Entscheidungen mit Substanz, die langfristig Bestand haben. Ein Söder, der einmal alle AKWs abschalten will und dann wieder einschalten will, der einmal die Bäume umarmt und dann mit AfD-Positionen hausieren geht, repräsentiert dies nicht. Dieses vermaledeite Heizungsgesetz, bei dem man keine Holzheizungen mehr einbauen hätte dürfen, auch nicht.
Ein abschließendes Beispiel
Am Beispiel Klimaneutralität will ich dies kurz skizzieren: Wenn wir ab diesem Jahr bis 2045 Zeit haben, den Verbrauch von Fossilen Brennstoffen auf ein Minimum zu reduzieren, dann kann sich jeder darauf einstellen. Wenn jedes Jahr die Steuer auf Diesel, Benzin, Gas und Heizöl erhöht wird, in dem selben Maße Förderungen für alternative Systeme jährlich abschmelzen, dann kann sich jeder ausrechnen, dass es nicht so klug ist, in den nächsten Jahren nochmal eine Ölheizung einzubauen. Trotzdem kann es jeder machen, wenn man meint. Das alles noch begleitet durch wissenschaftliche Innovationen und Technologieoffenheit schafft Planbarkeit und Investitionen, Wertschöpfung im Inland und Steuereinnahmen.
Hoffen wir darauf, dass schwarz und rot anpacken, wie Alois Glück es getan hätte!