BfR- standhaft und unabhängig

Durch den scheinbar endlosen Kampf ums Glyphosat ist das international renomierte Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zwischen die Fronten geraten. Viele Grüne und NGOs zweifeln immer mehr an die Unabhängigkeit des Institutes.

Für die Kritiker steht zweifelsfrei fest, dass der Wirkstoff Glyphosat der Ursprung vielen Übels ist. Die Bedrohung der Volksgesundheit durch Krebs und das Insektensterben lasten sie immer wieder gerne dem Glyphosat an, das in den 70ern einst von Monsanto, dem führenden Konzern bei der grünen Gentechnik, erfunden wurde.

Die Unabhängigkeit der Risikobewertung war renate Künast sehr wichtig, als sie das BfR vor 15 Jahren gründete... und das ist auch heute noch so, denn das BfR lässt sich nicht einmal von den Grünen reinreden

Und weil ihr Urteil bereits feststeht, muss ja logischerweise mit der Risikobewertungsbehörde irgendetwas nicht in Ordnung sein. Es kann wohl nicht anders sein, das BfR muss vom bösen Weltkonzern gekauft sein- ohne Zweifel!

Grüne sollten stolz auf BfR sein

Dabei ist die Gründung dieses Institutes ein wirklich gutes und wertvolles “Relikt” aus der Ära Künast als Bundeslandwirtschaftsministerin. Sogar der Präsident dieses Bundesinstitutes ist heute immer noch der erste, den Künast eingesetzt hat: Prof. Dr. Dr. Hensel. Man könnte also irgendwie auch stolz sein auf dieses politische Vermächtnis, aber ist es leider nicht. Das erinnert mich ein wenig an die Agenda 2010, die die Basis für den noch heute anhaltenden Aufschwung in Deutschland darstellt und von der damaligen Regierungspartei SPD nicht geliebt wurde.

Bauer Willi bezeichnet das als “Amnesie der Grünen” in seinem aktuellen Beitrag. Hier im Blog habe ich auf diesen Sinneswandel im März 2016 bereits hingewiesen und u.a. diese Grafik eingebunden in dem Beitrag:

Viele Medien und Journalisten schließen sich bei der kritischen Berichterstattung der Meinung bzw. der Zweifel der Grünen an und stellen dabei auch das BfR in Frage. Viel zu selten wurde in meinen Augen die Rolle der Grünen und einiger NGOs in diesem “Spiel” hinterfragt. Aber ich habe den Eindruck, dass sich jetzt, wo ein sofortiges Aus des Glyphosats möglich erscheint, sich das Blatt wendet und die Berichterstattung nicht mehr primär Skandal getrieben ist, sondern das ganze Geschehen hinterfragt.


Lesetipps:

Ich möchte hier den Lesern einige hochinteressante Aufarbeitungen empfehlen:

19 comments Add yours
  1. Die Angriffe auf das BfR kommen einer Hexenjagd gleich. Dabei hat sich noch jeder der sogenannten Skandale als unhaltbar herausgestellt. Leider wurde das nie kommuniziert. Ich habe des öfteren von anonymen Briefen und Drohungen gelesen. Ein Wissenschaftsjournalist berichtete gar, dass Professor Hensel zeitweilig unter Personenschutz gestellt wurde. Die Geister, die die Grünen und viele Nichtregierungsorganisationen riefen – und es bis heute tun…. Je länger ich mir das bösartige Treiben anschaue, desto öfter kommen mir die Worte von Max Liebermann in den Sinn: “Ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen möchte.”

    1. Das ist leider wahr mit den Morddrohungen. Das hat die Bundesregierung offiziell bestätigt und die Ausgabe personenbezogener Daten mit Hinweis auf die Drohungen verweigert.

      Auszug aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Harald Ebner, Bärbel Höhn, Nicole Maisch und weiterer Grünen

      1. Im Gebiet des Offizialates Vechta werden Kritiker des Agrobusiness nicht nur mit dem Leben bedroht ,sondern auch noch versucht diese auf dubiöse Umstände mundtod zu machen.
        Jeder Widerstand auf den Dörfern wird sofort bekämpft!
        So sieht es aus im Herzen des Agrobusiness, und daher ist auch die Kampage gegen Glyphosat folgerichtig und angemessen ,um neue Leitziele zu entwickeln.

    2. Vorsicht, Nazivergleich! Liebermann wird dieser Satz anlässlich der “Machtergreifung” der NSDAP zugeschrieben. Passt hier nicht so ganz.

      1. Jau. Bloß vergleiche ich nix und niemanden mit den Nazis, sondern habe einen Zustand beschrieben mit einem mittlerweile geflügelten Wort. Ich wollte Max Liebermann allerdings nicht beklauen, daher die Quellenangabe.

        Sie sind übrigens als Erster ins Ziel gegangen, Herr Ilchmann. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich Sie oder Herrn Meyer als ersten Kommentatoren begrüßen darf.

    3. Liebe Frau N.N., hier ein original Kotzzitat vom Montag dieser Woche zu den Machenschaftenen des Agrobusiness von Prälat Kossen . (Vhs Stapelfeld, Podiumsdioskussion zum Bau eines Riesenschlachthofes in Molbergen)
      “Wenn ich morgens in der Zeitung lese ,ein Kilo Hackfleich kostet 2,77 Euro ,dann könnte ich schon vor dem Frühstück kotzen”
      Das hat er aus der Enttäuschung darüber gesagt ,daß sich im der Vergangenheit bis heute zu wenig an den Verhältnissen in der Landwirtschaft und in der Politik geändert hat.
      Herr Kossen ist übrigens auch schon aufs hinterhältigste bedroht worden,nur weil er die unwürdigen menschlichen und ökologischen Auswüchse auf den Altar gestellt hat.

  2. Naja, “bösartiges Treiben”… Sie unterstellen ja schon, dass hier gegen das BfR was ganz schlimmes läuft. Dazu passt ja auch der Begriff Hexenjagd. Dass impliziert für mich schon einen Vergleich mit der Situation, in der Liebermann dieses Wort prägte. Ich finde, man sollte diese Auseinandersetzung um Glyphosat nicht so hoch hängen. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass ich ganz bewusst inhaltlich gar nicht kommentiert habe, da drehen wir uns mittlerweile sowieso im Kreis.

    1. Das Glyphosat-Thema kann man gar nicht hoch genug aufhängen. Es geht um Wissenschaft gegen Aberglaube, es geht darum, die Errungenschaften der Aufklärung zu wahren. Zum einen. Ferner haben wir es in der Tat mit einer Hexenjagd zu tun, und zwar ganz konkret was die Mitarbeiter der BfR betrifft. Da muss man klar sagen, dass die Grünen aktiv mit zum Halali geblasen haben. Dafür stehen Harald Ebner, Renate Künast und andere in der Verantwortung. Mitglieder einer bundesdeutschen Partei der bürgerlichen Mitte gehen hin und diffamieren Menschen bzw. ihre Arbeit, weil ihnen die Erkenntnisse einer wissenschaftlichen Einrichtung nicht in den Kram passen. Weil das Zeugs für etwas steht, das sie bekämpfen, nämlich die konventionelle Landwirtschaft, werden Menschen fertig gemacht. Das ist nichts anderes als Verrohung.

      1. Jetzt bringe ich mal ein Zitat, und zwar von Willi Brandt: “Haben Sie´s nicht ein bisschen kleiner?” Ich glaube nicht, dass der uneingeschränkte Glyphosateinsatz zu den wichtigen Errungenschaften der Aufklärung gehört. Aber vielleicht finden Sie ja ein passendes Kant-Zitat. Viel Erfolg bei der Suche!

        1. Da haben Sie völlig Recht. Vermutlich könnten die Aufklärer das Wort Glyphosat nicht einmal buchstabieren. Und natürlich geht es nicht eine Nummer kleiner. Glauben Sie allen Ernstes, das Glyphosat-Theater wächst auf dem Mist einiger durchgeknallter Landwirte und ihrer Bauernverbandsvertreter? Dann haben Sie das zentrale Problem der Geschichte nicht verstanden. “Gen”phobie, Impfmüdigkeit, Glyphosat, Homöopathe, das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist: Scharlatanerie, Wissenschaftsfeindlichkeit, Aberglaube. Und dann, das kann man gar nicht oft genug sagen, die Wahl der Waffen. Perfider geht es nimmer. Davon, dass die Big Green aus eigennützigen Erwägungen heraus das Ansehen politischer Organisationen Schaden zufügen, ganz zu schweigen.

          1. Meine Güte! Das war mir gar nicht klar, aber Sie haben recht, jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Die (Nicht)-Wiederzulassung von Glyphosat ist das drängendste Thema der Menschheit und wird über Fortbestand oder Untergang des Abendlandes entscheiden! Gut, dass sich neben durchgeknallten Bauernverbandsvetretern auch noch einige unerschrockene AgarbloggerInnen diesem Verhängnis entgegenstemmen. Viel Erfolg!

  3. Nicht zu vergessen: Ein wirksames Mittel, das auf Herz und Nieren gepüft wurde wie kaum ein zweites, wird vermutlich aus dem Verkehr gezogen, aus Gründen, die einer sachlichen Überprüfung nicht standhalten. Beim Biolandbau wird wiederum nichts hinterfragt. Kupfersulfat, Spinosad. Weil Bio einen Heiligenschein hat. Alldieweil werden konventionell wirtschaftende Landwirte als Giftspritzer geschmäht. Das alles ist an Absurdität kaum zu überbieten.

  4. Danke für die freundlichen Wünsche! Fein, dass ich Sie überzeugen konnte. Wenn der Termin für den nächsten March for Science stattfindet, lasse ich sie es wissen. Sie werden mich sicher begleiten wollen. Ich bin auf alle Fälle dabei!

    1. Na da sind wir deutschen Agrarindustriellen uns doch sicher fast alle einig mit Bartmer. DAS, was er für Europa fordert, ist in Deutschland schon 2 Jahre Gesetz. Lediglich im Privatgebrauch sollte es noch weitere Einschränkungen geben. Auch ich empfinde es als Wettbwerbsverzerrung, wenn in anderen EU-Ländern noch die Erntesteuerung erlaubt ist. Und sehe das auch als völlig überflüssige Maßnahme. Mich freut es außerordentlich, dass Sie, Herr Ilchmann, die Forderungen von Bartmer nach einer weiteren Zulassung nach seitherigen deutschen Regeln als “interessant” erachten und somit andeuten, dass Sie eine Verlängerung mit diesem Standard akzeptieren könnten. https://www.agrarheute.com/pflanze/glyphosat-dlg-praesident-bartmer-exklusivinterview-540230

      1. Ich gehe davon aus, dass es keine Verlängerung der Zulassung geben wird. Und interessant finde ich vor allem, dass Herr Bartmer den Finger in die Wunde legt, dass nämlich die Landwirte selbst sich durch zu häufige und teilweise überflüssige Anwendung von Glyphosat die Akzeptanz für dieses Mittel kaputt gemacht haben.

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