Zehntausende Landwirte folgen dem Aufruf der Bewegung “Land schafft Verbindung”
Ich glaube, den 22. Oktober 2019 werden sehr viele Bauern (und hoffentlich auch Bürger) nicht so schnell vergessen. Ich kann mich an keine größere Bauern-Demonstration in Deutschland erinnern. Das war heute eine der größten, wenn nicht die größte Bauerndemo überhaupt seit dem zweiten Weltkrieg!
Friedlich und positive Reaktionen aus der Bevölkerung
Und das allerbeste: Sie verlief sehr friedlich! Aber nicht nur das: Trotz des riesigen Verkehrschaos das in weiten Teilen der Republik entstand, ernteten die demonstrierenden Bauern weit überwiegend Verständnis und teils auch Dank.
Charme hatte auf jeden Fall auch die vielen Kartoffelsäckchen, Äpfel und anderes Gemüse, die die Landwirte in den Städten den betroffenen Verkehrsteilnehmern und Anwohnern schenkten.
Reaktionen aus der Politik
Die Reaktionen der Bevölkerung war also schon mal verständnisvoll. Aber Ziel der Demo war ja auch, die Politiker zu erreichen. Wie sah es denn da aus?
Julia Klöckner, die Bundeslandwirtschaftsministerin konnte nicht persönlich bei der zentralen Kundgebung in Bonn dabei sein und verlas ein kurzes Statement in Berlin, in dem sie Verständnis für die protestierenden Bauern äußerte, aber dennoch auch ihr umstrittenes Agrarpaket verteidigte.
Verständnis und Appelle
Verständnis, ja- das haben sehr viele Politiker von links bis rechts geäußert. Viele haben sich solidarisiert, viele an die notwendige Veränderungsbereitschaft appelliert. Soweit nicht überraschend. “An ihren Taten sollt ihr sie messen“- möchte ich nun sagen.
Sonntagsreden können gut tun, bringen uns in der Landwirtschaft aber nicht weiter. Deshalb werden zehntausende Bauern ganz genau auf die politischen Handlungsträger schauen, wie es bei den künftigen Entscheidungen weiter geht. Stimmen die Taten nicht mit den schönen Worten überein, so ist damit zu rechnen, dass die Trecker ein weiteres Mal in Bewegung gesetzt werden!
Und die Medien?
Auch hier habe ich sehr viele wohlwollende & verständnisvolle Kommentare gesehen. Da war ja nun nicht unbedingt von auszugehen, wenn man die kritische Berichterstattung der Vergangenheit sich ins Gedächtnis ruft.
Um so besser, dass offensichtlich bei einigen Journalisten ein Denkprozess eingesetzt hat.
Wie nachhaltig?
Nur- wie nachhaltig wird die Berichterstattung der Medien über die Landwirtschaft sein? Wird sie nun etwas wohlwollender und differenzierter sein?
Ich befürchte, es wird nicht all zu lange dauern, bis wir wieder die übliche, tendentiell einseitige Berichterstattung der überregionalen Medien erleben werden. Die vielen kritischen NGOs, die sonst kein gutes Haar an die Landwirtschaft lassen, sind zur Zeit auffällig ruhig. Das wird sich vermutlich ändern und damit auch der Charakter der Berichterstattung.
Da könnte helfen, wenn die vielen Landwirte, die sich heute und in den letzten Wochen aktiv in die Organisation und Vorbereitung der heutigen Treckerdemo gestürzt haben, sich weiter für den Berufsstand engagieren. Es wäre klasse, wenn ganz viele der Demonstranten sich in die öffentlichen (und auch privaten, im Freundes- und Bekanntenkreis) Diskussionen einbringen und auch ihre Hoftore öffnen würden.
Die Bauernverbände
Die heutige Demo ist weitgehend unabhängig von den Bauernverbänden geplant worden. Mit Hilfe von Internet und den sozialen Netzwerken haben sich zigtausend Landwirte verbündet und organisiert. Da war eine unglaubliche Dynamik zu beobachten.
Für die vielen Kreis-, Landesverbände und auch für den großen Bauernverband sollte dies ein letzter Warnschuss sein. Hier müssen enorme Änderungsprozesse eingeleitet werden:
Einmal strukturell und auch in den Köpfen der ehrenamtlichen und auch hauptamtlichen Mitarbeiter. Hier muss eine viel engere und direkte Kommunikation mit den Mitgliedern aufgebaut werden und die demokratischen Prozesse müssen durchdringlicher und offener gestaltet werden. Die Bauern wollen mitmachen und einbezogen werden!
Der Bauernverband schwächelt
Wir Bauern in Deutschland brauchen einen starken Bauernverband– nur ist er es zur Zeit leider nicht! Aber die Gemeinschaft der Bauern ist stark. Die Basis sollte sich stärker einbringen und die gewählten Vertreter müssen bereit sein, die Türen dafür zu öffnen.
Danke Bernhard.
Vielen Dank für die enorme Leistung.
Die Presse war vorher nicht kritisch, sie haben schlichtweg schlecht oder gar nicht recherchiert und Unwahrheiten verbreitet. Gestern ist doch vieles richtig rüber gekommen. Dafür auch noch mal unseren Dank. Jetzt kann man mit grünen Kreuzen und Päckchen oder Briefen dran bleiben.