Warum ich mit einer solchen Überschrift und einem Foto zur Maul- und Klauenseuche (MKS) beginne?
Weil es, neben den alltäglichen Vorteilen einer Europäischen Union, aufzeigt, warum die EU so wichtig ist, vor allem für uns Landwirtinnen und Landwirte. Aktuell hat Großbritannien einen Importstopp für lebende Klauentiere sowie Fleisch und Milch von Klauentieren aus Deutschland ausgesprochen und unter anderem dadurch einen enormen Druck auf die Fleischpreise ausgelöst. Bereits jetzt ist ein wirtschaftlicher Schaden von 1 Milliarde Euro entstanden. Auch Mitgliedsländer der EU wie zum Beispiel die Niederlande sind äußerst vorsichtig und haben den Tierverkehr mit Deutschland stark eingeschränkt, aber hier dürfte es, wie innerhalb Deutschlands relativ flott wieder zu einer Normalisierung kommen, wenn keine weiteren Fälle auftreten, wonach es aktuell (18.01.2025) aussieht.
Bei Drittländern kann es allerdings Monate dauern, bis wieder alle Zulassungen erlassen sind, alle Handelswege wieder offen sind. Fleischtransporte, die gerade in solche Länder unterwegs sind, dürfen vor Ort nicht abladen, müssen entweder zurück geschickt werden oder das Fleisch entsorgt werden.
Am Beispiel MKS kann man darum hervorragend sehen, warum ein Dexit, wie in die Afd fordert, eine Katastrophe für uns Landwirtinnen und Landwirte wäre.
55 Milliarden Euro stark ist der EU-Agrarhaushalt. 3/4 davon kommen direkt den landwirtschaftlichen Betrieben zugute. Bei einer Wirtschaftsleistung von 310 Milliarden Euro.
6,5 Mrd. Euro dieses EU-Agrarhaushalts kommen der deutschen Landwirtschaft zugute. Das hört sich viel an. Aber wenn man die 1 Mrd. Euro Schaden durch eine Woche MKS dagegen stellt und einem klar wird, welche Vorteile wir im Alltag von einer EU mit einem Rechtsraum, mit vergleichbaren Vorgaben, wenn es um Verordnungen rund um das Veterinärwesen, bei Schlachtungen und Tiertransporten, geht, wird einem klar, dass dies Peanuts sind.
Diese Biomilch von der Molkerei Berchtesgadener Land ist nicht mehrsprachig, weil es gut aussieht, sondern weil diese Milch auch im europäischen Ausland getrunken wird. Stellen wir uns mal vor, wir wären nicht in der EU und alle anderen Länder würden ein Importverbot für deutsche Milch erheben? Der bayerische Selbstversorgungsgrad liegt für Milch bei rund 173 %, der für Käse bei ca. 327 %. Noch dazu sind einige Lieferanten der Molkerei Milchviehbetriebe aus dem grenznahen Österreich. Das Fiasko wäre riesig und der Schaden enorm.
Unsere Schlachthöfe im südlichen Bayern beliefern Österreich und Italien mit Fleisch. Auch das käme zum Erliegen. Wir erzielen im Export bayerischer Erzeugnisse meist einen deutlich besseren Preis, wie wenn wir auf den deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) angewiesen sind. Alleine die Möglichkeit, dass wir diesen Marktpartner aufzeigen können, dass wir unsere Waren auch woanders hin verkaufen können, hebt den Preis und sorgt für eine stärkere Nachfrage.
Viele Betriebe, die sich in den Grenzregionen befinden, bringen ihre Tiere zum Schlachten nach Österreich. Ginge alles nicht mehr. Und ginge auch ohne MKS nur sehr eingeschränkt, weil man sich für jedes Tier vor der Schlachtung von österreichischen Veterinären begutachtet werden müsste, bevor es angeliefert werden dürfte.
Ich bin Europäer. Aus vollster Überzeugung. Durch viel Zufall in der langen Geschichte unserer Region bin ich mit meinem Hof in Deutschland gelandet. Europäisch war mein Hof immer, deutsch erst seit 1871. Ja, in Brüssel läuft nicht alles richtig, aber läuft in Berlin alles, so wie wir es wollen? Verteufeln wir deshalb Deutschland? Nein. Wir versuchen durch politisches Engagement und am Ende durch unser Kreuz in der Wahlkabine, dieses Land zu verbessern, wo es nötig ist. Dieses selbe Engagement sollten wir für die Europäische Union aufbringen.
Ein geeintes, freies und friedliches Europa ist ein Segen für unsere Generation und wird es auch für meine Kinder sein. Reisen, Arbeiten und Wohnen, wo man will. Eine Währung, womit man überall bezahlen kann und Waren handeln kann, ohne Wechselkurse, die sich täglich ändern. Wir sollten stolz darauf sein, was unsere Eltern und Großeltern geschaffen haben und es weiterentwickeln und mit Leben füllen.
Ich habe hier nur einen Bruchteil dessen genannt, was es an Vorteile für uns Bäuerinnen und Bauern, aber auch für die gesamte Bevölkerung, durch die EU gibt. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe, hier tagelang zu recherchieren. Das überlasse ich Journalistinnen und Journalisten, die dafür bezahlt werden.
Ich habe nur leider das Gefühl, dass viel zu viele Bürger der EU nur das Negative sehen und nie das Positive und es gibt viel zu wenige Menschen, die mit diesen Vorurteilen prominent aufräumen.
Dies nutzt eine Partei wie die AfD schamlos aus und warum man ihr das durchgehen lässt, ist mir ein Rätsel. Wenn diese Partei in Deutschland etwas zu sagen hätte, was hoffentlich nie der Fall sein wird, dann wäre das der wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenbruch Deutschlands und somit auch unserer heimischen Landwirtschaft.
Darum, liebe Leser, kämpfen wir für ein demokratisches Europa und lassen wir es den Feinden dieser Gemeinschaft nicht durchgehen, wenn sie dieses einzigartige Erfolgsprojekt schlecht reden wollen.