un-erhört! #unerhört

Insektenschutzprogramm schon am 10. Februar?

Vor wenigen Minuten veröffentlichte Bauer Willi in seinem Blog die Nachricht, dass die Bundesregierung schon am 10. Februar – also in gut einer Woche – das Insektenschutzprogramm durchwinken möchte.
Das Insektenschutzprogramm, dass das in seinen Grundzügen Anfang September 2019 beschlossenwurde und nun wohl ohne gravierende Änderungen verabschiedet werden soll.

Wir erinnern uns, mit dem Beschluss über das Insektenschutzprogramm wurde eine riesige Protestwelle in der Landwirtschaft ausgelöst. Beginnend mit den ersten grünen Kreuzen, der Bildung von “Land schafft Verbindung” und vielen Treckerdemos in der Folge ist die Protestbereitschaft im Berufsstand immer noch sehr hoch! Und das alles hat vermutlich nichts gebracht außer einem Arbeitskreis, der sich “Zukunftskommission” nennt.

In der ersten Emotion komme ich zum Schluss, dass die Zukunftskommission sich getrost begraben kann, denn worüber soll denn noch verhandelt werden? Sollte das Insektenschutzprogramm wie befürchtet so kommen, dann ist das ein klares Signal, dass die Landwirtschaft in seiner heutigen Breite nicht mehr gebraucht bzw. gewünscht wird.

Randthema Landwirtschaft

Die Landwirtschaft ist zu einem Randthema für die Politik geworden. Ich selber sehe ja ein, dass aktuell die Bewältigung der Coronapandemie und deren finanziellen Auswirkungen wichtiger sind als die Nöte der bäuerlichen Randgruppe.

Doch ich gebe zu bedenken: Weite Bereiche der Landwirtschaft sind durch die Auswirkungen durch Corona bereits schwer gebeutelt. Nun kommt mit den den Regelungen des Insektenschutzprogrammes eine große Last für die Betriebe hinzu- und das weitgehend ohne finanziellem Ausgleich.

parteistrategisch klug?

Die Bundesregierung und damit auch die CDU als größte Fraktion geht parteistrategisch wahrscheinlich sehr klug vor: Die Bundestagswahl ist erst im September und dieses große Thema für das Land wird weit vorher abgeräumt.
Dieses hoch-emotionale umweltpolitische Thema wird den Grünen nicht als Wahlkampfthema geschenkt.
Als CDU-Mitglied bin ich dann einmal sehr gespannt, wie das die CDU-Spitze den vielen bäuerlichen Mitgliedern erklären möchte.

Was ist nun zu tun?

Bauer Willi schlägt als Sofortmaßnahme, die jeder tun kann, vor:

  • der Bundeskanzlerin persönlich die Betroffenheit zu schreiben
  • in diesem Brief und in sozialen Netzwerken den Hashtag #unerhört zu nutzen
  • und wieder neue grüne Kreuze als sichtbares Zeichen des Protests aufzustellen. #grünekreuze

Ich mache mit und hoffe, dass wir mit einem großen Kraftakt noch etwas verändern können!

3 comments Add yours
  1. Moin,

    Ich habe bei Bauer Willi auch kommentiert. Warum immer über Pflanzenschutz lamentierten?

    Ich vermisse die Diskussionen über Alternativen, wenn es welche gibt. Also Untersaaten mit Köderpflanzen, neue Fruchtfolgen, biologische oder mechanische Maßnahmen.

    Eine viel wesentlichere Diskussion ist die Preisdebatte. Bauer Willi hat von Landwirten gesprochen, die mit dem LEH verhandeln würden, aber das Ganze irgendwie auf Pflanzenschutzmittel gedreht, ich hoffe, die Diskussionen mit dem LEH gingen nicht darum, welche Pflanzenschutzmittel man anwenden dürfe?!

    Damit sind wir beim Preis. Und ja, dann auch bei der von zunehmend mehr Stimmen geforderten Produktionsreduzierung. Und wie kann man diese besser hinbekommen – auch wenn das nicht die Intention der CDU war 😉 – als durch Reduzierung der Pflanzenschutzmittel, woran sich auch die Großbetriebe halten müßten in Händen von landwirtschaftsfremden Spekulanten? Ja, bei manchen Früchten haut Bio ordentlich die Erträge runter, aber vielleicht fuhr die Landwirtschaft auch bisher immer auf Verschleiß, so rum könnte man auch mal fragen?!

    Weniger Angebot am Markt = höhere Preise. Dann muß man nur noch Druck machen, daß nichts ins Land kommt, was unsere Standards unterminiert. Unsere Landwirtschaft müßte keine Sorge mehr haben vor Konkurrenz aus dem Ausland, denn die haben oftmals die Stellschrauben auf Agro-Gentechnik in Kombi mit Agro-Chemie gesetzt, große einheitliche Fläche, die man günstig mit großen Maschinen bewirtschaften kann … Superweeds, massive Bodendegradation und Co. sind die Folge.

    Oder soll man sich aufregen über das Verbot der PCBs seinerzeit?! Manchmal ist es doch sinnvoll, nicht jeden Mist zuzulassen und keine amerikanischen Verhältnisse zu haben von wegen alles wird erlaubt und wenn’s schiefläuft, gibt es vielleicht Schadensersatz. Ich mag das Vorsorgeprinzip.

    Es braucht Maßnahmen. Was war denn bisher die Illusion? Mehr Produktion durch mehr Chemie, Digitalisierung oder gern auch Agro-Gentechnik, damit man mehr Erträge hat, damit man den Dumpingpreis kompensieren kann, der so nur noch niedriger wird, weil alle auf immer mehr Erträge gesetzt haben. Milchkrise hat es doch gezeigt, wie der Markt dann funktioniert! Wenn alle immer mehr raushauen, fallen die Preise, dann müssen alle noch mehr raushauen, um das zu kompensieren, und die Preise fallen weiter. Und mit wachse oder weiche sind sie zu Tausenden aus der Kurve geflogen bei diesem Spiel und regen sich jetzt über Ökos auf, die nicht mal auf der Regierungsbank sitzen.

    Meine Meinung: Auch der Bauernverband vertritt mehrheitlich – es gibt sehr positive Ausnahmen – nicht die Bäuerinnen und Bauern, sondern Macht Lobbyarbeit für den Strukturwandel.

    Aber wer bin ich schon, außer ein oller Verbraucher, der keinen Bock darauf hat, daß Bauern zu Landarbeitern bei ALDI degradiert werden und wir so die letzte Chance verlieren, gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern und ihrer praktischen Erfahrung, Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft eine Grundlage für eine neue, nachhaltige Wirtschaftsweise zu legen. Böden als CO2-Senke, Versorgungssicherheit, Qualität, Wirtschaftsgrundlage und solidarischer Zusammenhalt. In der Baubranche sieht man übrigens, was passiert, wenn da Leute malochen, die oftmals von der Materie keine Ahnung haben, nennt sich Baupfusch.

    Kämpfen Sie dafür, daß der Mindeststandard in Ernährungsfragen fair ist, also nicht kanpp 3 € für Kinder in Hartz IV Haushalten Verpflegungssatz für einen ganzen Tag, regionale Produkte in öffentlichen Kantinen, Nose to Tail Verwertung, kein Wegwerfen von Lebensmitteln im LEH (siehe Frankreich) u.v.m. Es gibt so vieles.

    Ich kann gern auch haufenweise mehr schicken, wo man die CDU und andere mal treten müßte (z.B. braucht eine Öko-Umstellung Investitionen, nur honorieren, wer schon umgestellt hat, funktioniert nicht, Bodenspekulation verhindern, Unfair Trading Practices deutlich stärker bekämpfen, EU-Bodenrahmenrichtlinie nicht länger blockieren von wegen einheitlicher Standards).

  2. Moin,

    Dazu kann ich nur schreiben, wer weiter die CDU wählt hat selber Schuld. Wählt was anderes oder gründet eine eigene Partei.
    Auch wenn die letzte Option zu spät ist, könnte man immer noch was anderes wählen und aus dem Bauernverband austreten.
    Denn wer hat es soweit kommen lassen? Die CDU unter Frau Merkel und der Bauernverband.
    Und bitte sagt mir jetzt nicht, dann wähle ich die Grünen. Die haben schließlich damit angefangen.
    Und der liebe Bauer Wili hat auch noch nicht bemerkt, dass Frau Merkel die Chefin der CDU ist.

    Es ist schon sehr traurig was man aus unserer guten Landwirtschaft macht….

    1. Es ist natürlich schwierig als weiter zersplitternde Minderheit ausreichend großes gehör und Einfluss in den Parteien und bei der Regierung zu erhalten. Ich bin selber Mitglied der CDU und sehe noch immer einige starke Agrarpolitiker in den Reichen dieser Volkspartei. Ja Volkspartei und dieser Umstand besagt schon, dass wir Bauern nicht alleine sind. Es gibt eben viele andere mit anderen Schwerpunkten und Meinungen. Diese werden schon innerhalb der Partei “verhandelt” und geschliffen.
      Ob da nun eine FDP, die viel kleiner ist und seltener in Regierungsverantwortung? Da sind die Positionen sicherlich etwas schärfer. Noch schärfer könnte man sicherlich mit einer reinen Bauernpartei sein, allerdings wäre diese wohl bei Wahlen chancenlos und ein fall für die außerparlamentarische Opposition.

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