Schweinesignale erkennen und bewerten

Lünne (VEL). Wie Schweine ticken und was ihr Verhalten dem Landwirt sagen kann, erklärte der als Schweineflüsterer bekannte Tierarzt Kees Scheepens rund 100 Landwirten auf der Schweinefachtagung in Lünne. Die Tiere zu beobachten, das Verhalten zu deuten und dann richtig zu handeln, führe im Stall oft mit wenig Aufwand zu großen Verbesserungen.

Diskutierten über die Schweinezucht der Zukunft: Hermann Schlagelambers, Johannes Korfhage, Daniela Knoll, Dr. Josef Schulte Wülwer, Eduard Eissing, H. Spannhake, Dr. Christof Fry und Dr. Kees Scheepens (von links) (c)  emsländisches landvolk
Diskutierten über die Schweinezucht der Zukunft: Hermann Schlagelambers, Johannes Korfhage, Daniela Knoll, Dr. Josef Schulte Wülwer, Eduard Eissing, H. Spannhake, Dr. Christof Fry und Dr. Kees Scheepens (von links)
(c) emsländisches landvolk

Der niederländische Tierarzt achtet auf die Körpersprache und Grunzlaute der Tiere. „Wer die Schweinesignale intensiv beobachtet, kann das Auftreten vieler Probleme im Stall frühzeitig verhindern“, betonte der Berater. So sollten Sauen auch in der Stallhaltung ihr natürliches Nestbauverhalten ausleben. Dies können sie mit einfachen Mitteln wie einem Jutesack oder Stroh. Er empfahl zudem, Jungsauen zwischen erfahrenen Altsauen einzustallen, was beruhigend auf die Erstgebärenden wirke. Ein besonderes Augenmerk legt Scheepens auf die Saugferkel: Liegen diese nicht in der bequemen Seitenlage, sondern übereinander auf einem großen Haufen getürmt, sei ihnen schlichtweg zu kalt. Bis zum zehnten Lebenstag verfügen Ferkel über keine eigene Wärmeregulation. Wichtig sind daher richtig eingestellte Heizungen, eine geringe Luftbewegung und abgedunkeltes Licht. Für fitte Ferkel sind die ersten Stunden nach der Geburt entscheidend. Da Ferkel ohne Immunschutz geboren werden, müssen sie die lebensnotwendige Kolostralmilch aufnehmen. Diese erste Muttermilch enthält Antikörper und sollte möglichst in den ersten drei Stunden nach der Geburt getrunken werden. Jedes einzelne Ferkel des Wurfes soll mindestens 250 Milliliter Kolostralmilch erhalten. Ein gesundes Ferkel sucht innerhalb von zehn Minuten nach der Geburt das Euter der Mutter auf. Dieses finden sie durch spezielle Geruchsdrüsen, die sich in den Vorderpfoten der Sau befinden. Der Schweineflüsterer gab zu bedenken, dass sich bei zu großen Würfen das Geburtsgewicht der einzelnen Ferkel verringere. Wiegen die Ferkel unter einem Kilogramm, erhöhe sich die Sterblichkeitsrate drastisch.

Immer entscheidender für die Vermarktung werden laut Eduard Eissing, Geschäftsführer von Topigs SNW, einheitliche Geburtsgewichte und eine gleichmäßige Entwicklung der Ferkel. Dass sich die Zucht mehr auf Tierwohl ausrichten muss, hält Eissing für eine der größten Herausforderungen der Zukunft. Nur so könne gesellschaftliche Akzeptanz geschaffen werden. Wie die zunehmend kritischere Gesellschaft dabei mit auf den Weg genommen werden kann, erläuterte Daniela Knoll. Die Öffentlichkeitsmitarbeiterin beim Emsländischen Landvolk warnte die Landwirte eindringlich davor, zu passiv zu sein. „Machen statt abwarten“ lautete ihr Motto. „Jeder Landwirt kann aktiv werden und beispielsweise Schulklassen auf den Hof einladen“, so die Referentin. Wichtig sei es zudem, über die eigene Arbeit im Bekanntenkreis zu berichten und Vertrauen aufzubauen. Viele Menschen hätten heutzutage nur noch wenig Kontakt zur Landwirtschaft und wenig Kenntnisse über moderne Tierhaltung. Sie ermutigte daher jeden einzelnen Landwirt zur Öffentlichkeitsarbeit. Wer dabei Unterstützung benötigt, kann sich jederzeit ans Landvolk wenden.

Die Schweinefachtagung wurde organisiert von der Schweinebesamungsstation Weser-Ems, der Topigs Norsvin sowie der Bröring Unternehmensgruppe.

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