Demeter und die Esoterik

In der FAZ vom 1.Oktober 2015 erschienen acht Artikel über Landwirtschaft und Ernährung. Georg Keckl macht sich ein paar Gedanken zu den Berichten und Artikeln. Dieses ist sechste Teil der kleinen Serie:

Zum Artikel „So viel Oberweite braucht keine Pute“ von Jakob Strobel y Serra

2.01 DEMETER: Glaube gegen Wissenschaft, auch wenn die Kreislauftheorie stimmig ist

logo_demeter_rgbDie „Oberweite“-Sprache des strammen Heidjers verschlug wohl dem Feuilleton den Blick auf das „Oben- und Untenrum“ eines DEMETER-Betriebes? Gibt es im Feuilleton eine Schwäche für Obskures und Okkultes? DEMETER ist ein Enkelkind der Reformbewegung, speziell der Glaubensrichtung „Rudolf Steiner“, also der bio-dynamische Urkirche, im Unterschied zu den bio-organischen Abspaltungen später. Das sind alles von außen in die Landwirtschaft herangetragene Ideen, keine Gewächse knorriger Heidjer – und schon gar nicht in der Landwirtschaft verwurzelt. Es mag manchen Leichtgläubigen so vorkommen, als ob der anthroposophische DEMETER-Hokuspokus für die heutigen DEMETER-Betriebe nur noch eine Last ist, die man in der Praxis abgeschüttelt hat. Doch bei der Einweihung der Bauck-Fleischerei gab es viel Prominenz und auch den Segen des „Rayotronikers und ökologischer Bauberaters“ Martin Evers (*). Bäuerlich ist anders! Fest in der sandigen Heide verwachsen und rayotronisch eingependelt?

Doch er ist weder ein Bullenflüsterer noch ein Latzhosenidealist und schon gar kein Ökoesoteriker, sondern ein knorriger Bauer mit Quadratschädel, Prellbockkinn und Schraubstockhändedruck, der mit beiden Beinen fest in der sandigen Erde der Lüneburger Heide verwurzelt und dennoch auf seine Weise ein Weltverbesserer ist.“ ZITAT FAZ

Warum müssen bei DEMETER die Kühe die Hörner tragen?
Weil das die Antennen für den Strahlenaustausch mit dem Kosmos sind und das ist wiederum gut für Milch, Mist und Boden:
„Als wichtige lebendige Organe haben die Hörner Einfluß auf den Kräftehaushalt der Tiere und vor allem auf die Verdauungsleistung. So liefern sie ausgewogenen Dünger, der den Boden belebt und fruchtbar hält.
Und
Ebenso kann die Kuh mit ihren Hörnern als Art „Antennen“ kosmische Kräfte aufnehmen und in ihrem komplizierten Verdauungsapparat umsetzen, was man auch in der Qualität und Struktur der Milch nachweisen kann.!(**)
Der Quatsch mit den „Antennen für kosmische Strahlung“ verschwindet aus taktischen Gründen immer mehr von den DEMETER-Seiten, auch das „Volkswissen“ um den Mondkalender, nach dem man säen sollte, zumal sich nun bei Demeter zwei Fraktionen gebildet haben in der Mondzeitenauslegung. Den Unsinn mit der „Dynamisierung des Bodens“ durch den Kuhhorn-Hokuspokus u.a. kann man unter Religionsfreiheit durchgehen lassen, selbst wenn Kuhhörner Erwachsene verletzen, bei Kindern nicht mehr, aber wenn Wunden der Kühe durch Streit-Hornverletzungen im Tiefstreu-Laufstall nicht oder zu spät nach den Regeln der Schulmedizin („allopathische Produkte“) versorgt werden, sondern mit Quacksalbereien, nicht zuletzt weil man bei einer Behandlung mit Antibiotika die Bio-Milch sehr lange nicht liefern darf, dann wird es zur ideologischen Tierquälerei. Wer bei Tieren unterstellt, dass Homöopathie wirksam sein könnte, ist ein Schreibtisch-Tierquäler. Hier darf es keinen Ermessensspielraum für Ideologen geben. Dass der Vorrang der Homöopathie vor „allopathischen Produkten“ in das Ökogesetz geschrieben wurde – mit der Ausrede „so es dann wirke“ für die Gesetzesmacher – zeigt, in welche Voodoo-Welt wir heute über „Bio“ treiben (***).

(*) http://www.bauckhof.de/de/bauckhof-klein-suestedt/aktuelle-infos/fm-einweihung-photos.html
Rayotroniker Martin Evers: http://www.hifas.eu/memon-transformer.html
(**) http://www.lebendigeerde.de/index.php?id=demeter-und-kosmos
und http://www.demeter.de/presse/freude-%C3%BCber-h%C3%B6here-preise-bei-demeter-milchprodukten-tegut-m%C3%A4rkten und http://www.kirchhof-oberellenbach.de/biodynamik.html
und http://www.himmelschluesselhof.net/landwirtschaft/demeter/
und http://www.demeter.ch/de/qualitaet/kosmos_detail.php
(***)Siehe http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Landwirtschaft/OekologischerLandbau/889_2008_EG_Durchfuehrungsbestimmungen.pdf?__blob=publicationFile
§ Artikel 24, Tierärztliche Behandlung: (2) „Phytotherapeutische und homöopathische Präparate, Spurenelemente und die Erzeugnisse gemäß Anhang V Abschnitt 1 sowie Anhang VI Abschnitt 3 sind gegenüber chemisch-synthetischen allopathischen Tierarzneimitteln oder Antibiotika bevorzugt zu verwenden, sofern ihre therapeutische Wirkung bei der betreffenden Tierart und der zu behandelnden Krankheit gewährleistet ist.
(3) Lassen sich die Krankheit oder die Verletzung mit den Maßnahmen gemäß den Absätzen 1 und 2 nicht bekämpfen und erweist sich eine Behandlung als unbedingt erforderlich, um dem Tier Leiden und Schmerzen zu ersparen, so können unter der Verantwortung eines Tier-arztes chemisch-synthetische allopathische Tierarzneimittel oder Antibiotika verabreicht wer-den.

Die Ausgabe der FAZ vom 1.10.2015 ist als e-Paper hier erhältlich: http://e-kiosk.faz.net/faz-2015-10-01-pdf.html

3 comments Add yours
  1. Ich bin recht erschrocken über diesen Artikel. Wie kann man, ich setze mal vorraus, dass dieser Schreiber nicht hinter der Anthropologie steht, so etwas schreiben. Ich habe meine Familie und mein Pferd immer homöopathisch behandelt und es hat immer geholfen und grad bei Kinder und Tieren hat das nichts mit Plazebo zu tun.

    1. Liebe Frau Patsiaouras,

      vermutlich liegt es an der Wirkung des “Heilwassers”…

      Warum gibt es dann keine wissenschaftlichen Studien, die die Wirkung von Homöopathie bestätigen? Richtig – weil sie keine Wirkung hat. Den größten Effekt hat die “Diagnose Stellung” – man muss sich Mensch/Tier genau ansehen – zudem werden dann gerade kranke Kinder und Tiere gerne betüdelt – das hilft schon super.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert