Milch und Mais bei Thole

Diese kleine Betriebsreportage wurde von Dr. Andreas Eiynck im September verfasst

Amerikanischer Farmer mit emsländischen Wurzeln

650 Milchkühe leben auf der Thole-Farm in Aviston im US-Staat Illinois, dazu kommen noch gut hundert Kälber – und natürlich die Familie Thole. Sie betreibt mit diesem Bestand den zweitgrößten Milchviehbetrieb im Ort.

Die Vorfahren der Familie Thole stammen aus Lingen – Holthausen

Hier, im südlichsten Zipfel des mittleren Westens auf der Höhe von St. Louis, gibt es zahlreiche Milchviehhalter, denn weiter im Süden wird es für die Milchproduktion im Sommer zu heiß.

Daher geht die Milch aus diesem Teil von Illinois hauptsächlich in die angrenzenden Südstaaten, vor allem nach Mississippi und Louisiana. Auch in Illinois wird es den Kühen im Hochsommer manchmal sehr warm und sie geben dann weniger Milch. Der Schwerpunkt der Milchproduktion liegt daher in den nördlicheren Bundesstaaten, vor allem in Wisconsin.

Vorfahren aus Lingen, Melker aus Mexico

Gemolken wird bei Thole, deren Vorfahren aus Holthausen bei Ling

en stammen, in einem Melkstand mit 2 mal 24 Plätzen. Die Melkanlage, Marke „Westfalia“, ist Qualitätsarbeit „made in Germany“ und bei den Farmern sehr geschätzt.

Die Melker kommen aus Mexico und sind schon langjährig im Betrieb. Einheimische Arbeitskräfte sind für diese Tätigkeit 365 Tage im Jahr und 7 Tage in der Woche kaum zu finden. Das Verhältnis zwischen den Farmer- und den Melkerfamilien ist gut – sonntags gehen sie alle in die katholische Kirche in Aviston. Die meisten Einwohner des Ortes sind Nachfahren von Einwanderern aus dem Emsland und das kirchliche Leben bildet dort auch eine wichtige gesellschaftliche Klammer.

Beschwerliche Anfänge, hohe Investitionen

Alle zwei Tage sind die beiden großen Milchtanks auf der Thole-Farm voll und füllen dann einen ganzen Milchtransporter. Auch in den USA schwankt der Milchpreis ständig. Es gab gute und schlechte Jahre. Dabei sind die Investitionen für einen modernen und konkurrenzfähigen Milchviehbetrieb enorm hoch. Auf der Thole-Farm waren solche Investitionen nur möglich, weil vier Thole-Brüder den Betrieb gemeinsam aufgebaut haben.

Die Anfänge waren schwer, denn in den 80er Jahren war auch in den USA der Milchmarkt überschwemmt. Es gab Milchquoten und viele kleine Farmen wurden mit Prämien aus dem Markt „herausgekauft“.
1986 zählte der Betrieb Thole aber bereits 250 Milchkühe. Gemolken wurde damals mit einem 2 mal 6 Fischgrätstand.

Familienbetrieb

Derzeit sind fünf Familienmitglieder und fünf weitere Arbeitskräfte im Betrieb tätig. Frau Thole leitet die Kälberaufzucht und übernimmt die Buchhaltung. Ob in der nächsten Generation eines der Thole-Kinder den Hof übernehmen wird, steht noch derzeit in den Sternen.

Erntezeit

Doch jetzt ist erst einmal Maisernte auf der Thole-Farm und dabei ist die ganze Familie mit einem Harvester und drei Transportfahrzeugen im Großeinsatz. Drei bis vier Wochen lang werden die zehn Turmsilos auf dem Hof mit rund 800 großen Ladewagen Silomais befüllt. Das reicht in etwa, um die eigene Herde damit ein Jahr lang zu versorgen. 1965 wurde bei Thole der erste Hochsilo errichtet, derzeit sind es zehn. Gutes Futter und eine ausgewogene Versorgung sind auch in den USA die Grundlage für gute Milcherträge.

Kühe leben im Stall

Die Kühe leben in einer großen, offenen Halle – regelmäßiger Weidegang ist bei dieser Bestandsgröße nicht möglich. Die Laufwege bestehen aus Spaltenböden, in den Boxen liegen die Tiere auf Sand, der sich bei diesem Klima als idealer Untergrund herausgestellt hat. Die anfallende Gülle wird konzentriert und teilweise getrocknet, um als Dünger Verwendung zu finden.

Die Verhältnisse auf einem Milchviehbetrieb in den USA und in Deutschland sind also im Grunde sehr ähnlich.

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