Vor einigen Tagen hatten wir mit unseren Stimmkreisabgeordneten im Landtag und Bundestag, MdB Stephan Mayer und MdL Dr. Marcel Huber ein Treffen im Eiglwald. Der Grund war die anstehende Novellierung des Bundesjagdgesetzes. Wir haben bei diesem Politikerwaldbegang dargestellt, dass die jagdlichen Maßnahmen der letzten Jahrzehnte dazu geführt haben, dass ein Mischwald nur unter großem Aufwand zu erreichen ist. Mit Zaunbau und sehr viel Zeitaufwand des Waldbesitzers. Klar muss sein, dass unsere Wälder, wenn sich hier nicht schnell radikal was ändert, keine Chance im Klimawandel haben. Das heißt nicht, dass es dann keinen Wald mehr gibt. Aber er wird keinen Nutzen mehr haben als Erholungsfaktor, die Tierwelt wird sich umstellen müssen und den nachhaltigsten Baustoff, den es gibt – Holz – wird es nur noch in geringem Maße geben.
Ich bin leidenschaftlicher Waldbauer, besitze 7,5 Hektar auf 5 Schlägen im Eiglwald, einen 600 ha großer Wald in den Landkreisen Mühldorf und Traunstein. Vor über 200 Jahren war der Wald im Besitz des Erzbischofs von Salzburg. Durch die napoleonischen Kriege und die Säkularisation kamen “wir” zu Bayern und der Wald wurde an die “Rechtler”, sprich die Bauern vor Ort aufgeteilt. Damals war fast kein Baum mehr zu finden und es dauert viele Jahrzehnte, bis sich der Wald erholt hatte. Die Fichten und Kiefern, die ich heute ernte, sind damals durch Naturverjüngung aufgegangen.
Der Wald – ein Generationenvertrag
Somit sind wir auch schon beim Thema: Wenn uns Waldbesitzern nämlich vorgeworfen wird, dass wir selber Schuld sind an den Kalamitäten wie Borkenkäfer und Sturm. Und natürlich wurde auch bis in die 80er Jahre hinein noch oft Fichte gepflanzt. Doch die Altbestände, die derzeit die Probleme machen, sind in einer Zeit gepflanzt worden oder von selber aufgegangen, die diese Kritiker gar nicht im Blick haben. In unserer schnelllebigen Zeit ist es anscheinend nicht mehr vorstellbar, dass wir die Wälder unserer Urgroßeltern derzeit ernten.
Ein Geldregen geht nieder…
Im Frühjahr diesen Jahres wurden großzügige Zuschüsse von Bundes- und Landesregierungen bekannt gegeben, um die Waldbesitzer im Waldumbau zu unterstützen. Im Juni wurden 700 Mio. Euro Förderung beschlossen. Nicht gerade wenig. Und bei denen, die große Kalamitätsflächen haben, auch dringend notwendig. Doch was hilft es, wenn mir der Staat die libanesische Zeder, die je Stück gut 5 Euro kostet, bezuschusst, und am Ende frisst das Reh das gute Stück auf?
Im Eiglwald gab es über viele Jahre ein “Brennpunktprojekt” des Freistaats Bayern. Es wurde für die Beratung der Privatwaldbesitzer eine zusätzliche Stelle geschaffen und durch verschiedene Veranstaltungen und Waldbegänge sollte der Waldumbau hin zu einem Mischwald vorangetrieben werden. Ich selber habe in den letzten Jahren viel gepflanzt und musste leider einige Rückschläge erleiden, weil mir die Rehe die jungen Forstpflanzen verbissen und verfegt haben.
So läuft es deutschlandweit seit vielen Jahren. Und was ist die Erkenntnis der Politik? Noch mehr Geld reinpumpen. Wird schon was helfen. Selbst die Medien halten es für die einzige Möglichkeit. Und haben im Jahr 2020 auf einmal entdeckt, dass wir Deutschen den Wald umbauen müssen. Jetzt. Sofort. Dass hier schon viele Jahre viel geschehen ist? Geschenkt. Dass so ein Umbau viele Jahrzehnte dauert? Geschenkt. Dass es dafür mehr braucht als tagein tagaus Forstpflanzen zu pflanzen? Warum sich näher damit beschäftigen…
Der Deutsche pflanzt gerne…
Die Deutschen und der Wald sind sowieso eine spezielle Sache und ich möchte dies noch um ein weiteres Faktum erweitern: Die Deutschen und der gepflanzte Wald. Irgendwann in der deutschen Vergangenheit muss sich etwas in unsere Hirne eingebrannt haben: “Ein deutscher Wald muss gepflanzt werden.” Wie hier Ministerin Klöckner vor zwei Tagen ist das Pflanzen mindestens eines Baumes oberste Politikerpflicht. Man kauft sich geschulte Forstpflanzen in der Baumschule und setzt sie dann sauberst in Reih und Glied in den Wald. Bestenfalls versetzt man wild aufgegangene Bäumchen auch noch in die Reihe. Damit Ordnung herrscht im Deutschen Wald. Natürlich baut man einen Zaun drumrum, der stabiler ist, wie jeder ASP-Zaun an der Grenze zu Polen (ok, schlechter Vergleich). Dann gibt es noch Naturschutzgebiete wie den Nationalpark Bayerischer Wald, da macht man gar nichts. Wie sich dort der Wald verjüngt, ist dem gemeinen Deutschen scheints ein Rätsel. Aber ein Wirtschaftswald, so wie er in Deutschland üblich ist, wird gepflanzt und per Kahlschlag geerntet. Dass das totaler Blödsinn ist, will ich hier kurz erklären.
Baumschulen verkaufen hauptsächlich Fichten
Natürlich braucht man Forstpflanzen, um Baumarten, die in dem Waldgebiet nicht vorkommen, miteinzubringen und so eine Vielfalt herzustellen, die den nächsten immer wärmer werdenden Jahrzehnten gewappnet ist. Und die müssen auch meist bei niedrigem Wildbestand geschützt werden, da sie exotische Leckerbissen sind. Aber wie ich erfahren habe, verkaufen Baumschulen immer noch bis zu 80 % Fichten. Wie kann das sein? Anscheinend hat es sich auch bei den Waldbesitzern noch nicht rum gesprochen, dass in der Natur die Fichte sich selbst verjüngt durch Samen. Wenn man regelmäßig durchforstet und so langsam mehr Licht auf den Waldboden kommt. Und wenn der Rehbestand so angepasst ist, dass er nicht wie eine Schafherde jeden Keimling abfrisst, sobald er das Licht der Welt erblickt hat. So funktioniert das natürlich nicht nur bei Fichten, die in Sachen Klimawandel eher geringe Chancen haben, sondern auch bei den anderen heimischen Baumarten. Und solcher Samen fliegt weit und wird auch von den Vögeln verbreitet.
Katapult-Wald
Dieser deutschen Sitte des Waldpflanzens ist auch die Redaktion von Katapult verfallen, die zum Ausgleich für ihren Papierverbrauch in Brandenburg einen Wald pflanzen will. Ich bin großer Fan dieser Zeitschrift, aber hier ist mir der Schmarrn dann doch zu viel geworden. Darum habe ich der Redaktion eine Email geschrieben, die ihr hier nachlesen könnt.
Jetzt hätte ich auf meinen Zettel noch den Herrn Wohlleben stehen, seine sehr eigenwilligen Meinungen zur Forstwirtschaft und seine Bücher, die aus einem mir nicht nachvollziehbarem Grunde Bestseller sind – aber irgendwann ist es auch mal gut… Vielleicht ein andermal. Aber dazu müsste ich zum Beispiel für eine Buchbesprechung eins seiner Bücher kaufen und da ist mir ehrlich gesagt das Geld zu schade!
Die Novellierung des Bundesjagdgesetzes
Darum will ich hier nochmal zu den Punkten vom Anfang kommen. Nämlich dem, was wir unseren Abgeordneten erzählt haben. Das Bundesjagdgesetz muss so geändert werden, dass Waldbesitzer wie ich, die Zwangsmitglied in einer Jagdgenossenschaft sind, das Recht haben, ihren Besitz zu schützen. Der Besitz sind meine Bäume und schützen tut man sie durch erhöhtem Rehwildabschuss. Wenn eine Jagdgenossenschaft dies unzureichend ausführt, muss der Kreisjagdbeirat gemeinsam mit der Unteren Jagdbehörde das Recht haben, hier einzugreifen und dem Waldbesitzer zu seinem Recht auf Schutz des Eigentums verhelfen. Die Brisanz ist aufgrund des Klimawandels noch sehr viel dringlicher geworden. Und wahrscheinlich sind wir bei vielen Wäldern schon zu spät dran. Aber besser jetzt als nie!
Der Jagdverband und seine Freunde
Wie hoch die Chancen sind, dass wir gegen den mächtigen Jagdverband, der bestens in der Politik vernetzt ist, ankommen, wage ich nicht einzuschätzen. Zweifel habe ich durchaus. Zum Beispiel ist sich der stellv. Vorsitzende der CDU/CSU Bundestagsfraktion, Dr. Georg Nüßlein, nicht darüber im Klaren, was die Stunde geschlagen hat. In der Mitgliederzeitschrift des Bayerischen Jagdverbandes auf Seite 40 stellt er die enormen, klimawandelbedingten Waldschäden als von Waldbesitzern und Förstern hausgemacht dar und verharmlost völlig die Rolle der Jagd beim Waldumbau. Die “staatlichen Verbissgutachten” hält er gar für “überflüssig”. Er führt noch viele weitere Punkte dort aus, die im Widerspruch zur Jagdpolitik der Bayerischen Staatsregierung sind und auch dem widersprechen, was Landwirtschaftsministerin Klöckner erreichen will. Nämlich einen klimastabilen Wald. Den erreicht man aber nicht nur mit viel – sehr viel – Geld. Sondern mit einer Jagd, die als Hegeziel den Aufbau dieser standortgerechten und klimastabilen Wälder aus Naturverjüngung vorgibt.
Der Staat ,und dadurch wir Steuerzahler, könnten uns viel Geld damit sparen. Leider fallen halt die schönen Jagdgesellschaften für so manchen Politiker weg. Aber jeder muss halt seine Opfer bringen. Und liebe Medien: Waldumbau ist keine Erfindung des Jahres 2020.
Lieber Gerhard,
ein ziemlich langatmiges Geschreibsel, dass du da von dir gibst und vieles ist sehr einseitig dargestellt. Das die Politiker im BJG dafür sorgen müssen, dass du dein Eigentum schützen kannst beispielsweise. Dazu hast du in Bayern schon jetzt die Möglichkeit. Die einfachste wäre, den Jagdschein zu machen und in deiner Jagdgenossenschaft (in der du “Zwangsmitglied” bist) zur Jagd zu gehen, egal ob als Begehungsschein-Inhaber oder nach drei Jahren als auch als Pächter. Aber das ist dir wohl zu aufwendig? Daneben gibt es Abschußpläne, welche mit der Jagdgenossenschaft abgestimmt werden müssen. Da bist du Mitglied (siehe oben) und kannst sicher auch Einfluß ausüben, vielleicht bewirbst du dich ja bei der nächst Vorstandswahl um das Amt des Jagdvorstehers?
Vielleicht beschreibst du aber auch mal genauer, welche Passagen des Bundesjagdgesetzes in welcher Form geändert werden sollen? Dazu sagst du nämlich nichts detailliertes.
Und wenn du meinst, Wald und Wild passen nicht zusammen, was ich aus deinen Zeilen schlussfolgere, kannst mich gerne besuchen, und ich zeige dir das Gegenteil! Ich kann dir zeigen, dass auf dem selben Standort, abhängig von der Bewirtschaftung des Waldes, mehr als genug Naturverjüngung aufkommt, und daneben wegen Fehler in der Bewirtschaftung entweder nur Gras/Brombeeren oder garkeine Verjüngung hochkommt. Und dann wird nämlich sehr gerne dem Rehwild die Schuld in die Schuhe geschoben.
Und dann musst mir noch erzählen, wie bei dem Bild ganz oben die Douglasie auch auf der Seite verfegt werden kann, auf der die beiden Markierungsstäbe stehen. Ihr habts schon sehr schlaue Rehböcke! Normalerweise findet man vor dem verfegten Baum auch noch eine Plätzstelle. ;=)). Aber das hat der Bock anscheinend nicht gewusst!
Servus Josef, was genau ist an meinem Geschreibsel langatmig?
Die Situation bei mir vor Ort ist, dass die Mehrheit der Jagdgenossenschaft keinen Wald hat im besagten Eiglwald hat oder kein Interesse am Wald oder eine Fichtenmonokultur fährt. Die, die was für den Wald übrig haben, haben keine Mehrheit. Darum sind wir auch damit gescheitert, in der Vorstandschaft ein Amt zu erhalten und darum würde es auch nichts bringen, wenn ich den Jagdschein machen würde, da ich dafür auch eine Mehrheit in der Versammlung bräuchte, um “bei mir” auf die Jagd zu gehen.
Die genaue Forderung zur Novellierung des Bundesjagdgesetzes habe ich dir per Email zukommen lassen. Wenn gewünscht, kann ich dazu nochmal einen eigenen Blogeintrag verfassen.
Ich bin kein “Rehfeind”. Ich finde, dass Wild in den Wald und auf die Felder und Wiesen gehört. Und ich habe auch ausführlich darüber geschrieben, was man waldbaulich verändern müsste. Das hast du anscheinend leider überlesen. Ich habe Weiserzäune, die sehr gut aufzeigen, was möglich wäre. Darum kann ich daraus schlussfolgern, dass hier eine andere Bejagung notwendig wäre. Leider wird bei uns im Wald fast nicht gejagd, hauptsächlich am Waldrand. Bei 600 Hektar ist das ein Problem, finde ich.
Vielleicht bist du im Waldbau und Jungwuchspflege nicht auf dem neuesten Stand. Bei der Douglasie sind es Tonkinstäbe, 3 Stück oder ich mach oft 5 Stück drum rum schützen vor Verfegen. Leider bei mir nicht… Die Stäbe werden von den Rehen zur Seite gestoßen und dann gehts an die Douglasien ran. Kein Wunder aber, wenn man bedenkt, dass bei uns auch Fichten verbissen werden.
Noch Fragen?