mit Artur Auernhammer, Mitglied des Deutschen Bundestages, CSU
In einigen Wochen findet die Bundestagwahl statt und derzeit begegnet einem überall in Deutschland der Wahlkampf. Dazu gehören auch immer die üblichen Sommerinterviews, die dieses Jahr natürlich auch von den Wahlen geprägt sind. Ich will hier in einer kleinen Serie Personen aus dem landwirtschaftlichen Bereich interviewen und sie zu Agrarpolitik, Landwirtschaft im Allgemeinen und was mir sonst noch so in den Sinn kommt, befragen.
Der Sommer hat ja die letzten Wochen Pause gemacht, darum habe ich auch mit den Sommerinterviews pausiert. Nun geht es weiter mit Artur Auernhammer, Landwirtschaftsmeister aus Weißenburg in Mittelfranken und nun in der zweiten Periode im Deutschen Bundestag für die CSU vertreten.
Guten Tag Herr Auernhammer,
vielleicht mögen Sie sich erst mal kurz vorstellen, Ihren politischen und persönlichen Werdegang. Welchen Hof Sie daheim haben? Ich bin in einem Bauerndorf beheimatet. 800 Einwohner. Früher über 60 Bauernhöfe, jetzt noch um die 30. Der Erhalt einer bäuerlichen Kultur, egal, wie die Wirtschaftsweise aussieht, ist mir besonders wichtig. Welche Dinge sind Ihnen in der Agrarpolitik, wenn Sie auf Ihre Heimat schauen, besonders wichtig?
Als staatlich geprüfter Landwirt und Landwirtschaftsmeister betreibe ich einen landwirtschaftlichen Betrieb im schönen Mittelfranken. Meine Ausbildung habe ich an der Höheren Landbauschule in Triesdorf abgeschlossen. Mitglied des Deutschen Bundestages war ich bereits von 2004 bis 2005 und bin es seit 2013 wieder. Dort vertrete ich den Bundeswahlkreis 241 und damit die beiden Landkreise Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen.
In unserem Betrieb hatten wir ursprünglich auch eine Milchviehhaltung, die wir aber leider aus arbeitswirtschaftlichen Gründen eingestellt haben. Wir betreiben jetzt Ackerbau mit Weizen, Braugerste und Raps.
Die Arbeit auf dem Feld ist für mich die beste Erholung von meiner Abgeordnetentätigkeit in Berlin. Ein besonderes Augenmerk lege ich in Berlin darauf, dass die Akzeptanz für die wichtige Arbeit unserer Bauernfamilien innerhalb der Bevölkerung wieder gestärkt wird. Auch mir ist es ein zentrales Anliegen, dass die vielfältige Struktur der Landwirtschaft, wie wir sie in Bayern erleben, erhalten bleibt. Dafür brauchen wir nachhaltige Zukunftsperspektiven.
Sie haben einen bayerischen und einen deutschen Blick auf die Landwirtschaft. Wie erklären Sie es sich, dass es in Bayern im Gegensatz zum Rest der Republik noch so viele kleine landwirtschaftliche Betriebe gibt und wie können wir das zu unserem Vorteil nutzen?
Die bayerische Politik legt schon immer einen besonderen Fokus auf die bäuerlichen Familienbetriebe. Für viele Verbraucher ist dies auch das Idealbild der Landwirtschaft. Damit müssen wir punkten und ja, auch Kapital herausschlagen. Einmal in Form einer entsprechenden Unterstützung durch die öffentliche Hand, aber auch durch gezielte Vermarktungsstrategien.
Wie ist Ihr Eindruck, wenn Sie auf den Bundestag blicken. Welchen Stellenwert hat die Landwirtschaft unter den Abgeordneten? Kann man sich dort als Agrarpolitiker auch in der eigenen Fraktion einbringen, oder werden die Probleme dort nicht als solche verstanden?
Bei mir in der CSU-Landesgruppe spielt die Landwirtschaft eine große Rolle. Viele Kolleginnen und Kollegen haben einen ländlichen Wahlkreis und sind schon deswegen immer mit der Agrarpolitik beschäftigt. Dies gilt auch für weite Teile der CDU. Leider nimmt aber die Zahl der Landwirte im Deutschen Bundestag immer weiter ab. In einzelnen Fraktionen sind sogar gar keine Vertreter der Landwirtschaft zu finden. Das macht unsere fachlichen Diskussionen im Bundestag nicht immer einfach.
Ich habe den Eindruck, dass wir LandwirtInnen das Schlechteste aus beiden Welten bekommen: Aus dem Bundestag die Vorgaben aus der EU und WTO, die die Regierungsfraktionen kompromisslos umsetzen. Aus dem Bundesrat die draufgesattelten Gesetze und Verordnungen der Grünen. Wie sehen Sie das und wie sieht Ihr Lösungsansatz aus?
Ich erhalte über alle Informationskanäle Nachrichten, was die Grünen in der Agrarpolitik in den nächsten 4 Jahren verändern wollen, wenn sie an der Regierung wären. Von der Union sind mir keine konkreten Projekte
bekannt. Wenn Ihre Union ab Herbst die absolute Mehrheit im Bundestag hätte. Was würden Sie alles beschließen, um die Situation in der Landwirtschaft zu verbessern?
Von allen Seiten kommen Herausforderungen auf die Landwirtschaft zu, da gebe ich Ihnen recht. Bei vielen Themen muss die Landwirtschaft Antworten finden, so zum Beispiel bei der Düngeverordnung oder beim Tierwohl. Hierbei ist aber auf fachlicher Grundlage zu entscheiden und nicht auf ideologischer. Dies gilt nicht nur für Wahlprogramme.
Eine absolute Mehrheit ist ja nur ein Traum – in der Realität gibt es Koalitionen. Und hier müssen Kompromisse geschlossen werden. Gingen in den vergangenen Jahren die Kompromisse eher zu Lasten der Landwirtschaft und wie ging es Ihnen mit den letzten Abstimmungen in dieser Legislaturperiode?
Die Landwirtschaft ist leider Gottes keine einheitliche Gruppe mehr. Weltmarktorientierte Großbetriebe auf der einen Seite und bäuerliche Familienbetriebe auf der anderen. Gerade bei der gesellschaftspolitischen Herausforderung wäre mehr Geschlossenheit hilfreich. Die Landwirtschaft schadet sich teilweise aus egoistischen Gründen mit gegensätzlichen Meinungen selbst. Wer die Vertreter des Berufsstandes angeht, braucht sich nicht wundern, wenn fachfremde Politiker über sie entscheiden.
Ich hatte letztes Jahr einen Auszubildenden auf meinem Betrieb und immer mal wieder Praktikanten. Ich weiß gar nicht mehr, zu was ich Ihnen raten soll. Welchen Rat haben Sie für junge LandwirtInnen?
Die Landwirtschaft und die gesamte „grüne Branche“ ist eine absolute Zukunftsbranche. Eine gute Ausbildung ist dabei wichtiger denn je. Allein die Digitalisierung wird in der Landwirtschaft mehr verändern als die Umstellung vom Pferd zum Traktor. Dazu braucht es einen engagierten und bestens ausgebildeten Berufsnachwuchs.
Vielen Dank für das Gespräch!