Bauernpräsident zu Gast in Nordhorn

Ehrengast der Mitgliederversammlung des Grafschafter Landvolks war in diesem Jahr der Präsident des deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied. Der Festsaal im Hotel Rammelkamp in Nordhorn war voll besetzt.

voll besetzter Saal in Nordhorn
voll besetzter Saal in Nordhorn

Nach einer kurzen Einführung durch angehende Landwirte und Berufsschüler hielt Rukwied eine 90-minütige Rede. Zu Beginn betonte er, dass die deutsche Landwirtschaft insgesamt und in Weser-Ems speziell eine Erfolgsgeschichte sei. Die deutsche Landwirtschaft sei in der Summe wettbewerbsfähig. Darauf sei er stolz und er werde diese Erfolge verteidigen und dafür kämpfen, dass dieses auch so bleibt.

Er betonte, dass die deutschen Bauern unbedingt unternehmerische Freiheit benötigen und trotzdem oder auch deshalb nachhaltig sind, denn jeder Bauer denkt in Generationen- sein Betrieb soll möglichst mindestens so gut aufgestellt an die nachfolgende Generation weitergegeben werden.

Bauernpräsident Joachim Rukwied
Bauernpräsident Joachim Rukwied

Anschließend ging er auf all die Sorgen und Themen ein, die aktuell in der politischen Diskussion stehen: von der Novelle der Düngeverordnung, über das problematische Doppelpassspiel zwischen Umweltstaatsekretär und grünen Länderagrarministern, Arzneimittelmonitoring, Pflanzenschutz, Flächenschutz, Tierwohldebatten bis hin zum LROP in Niedersachsen, in dem den Landwirten in vielen Fällen eine schleichende Enteignung und der Entzug der Lebensgrundlage droht, ließ Rukwied kein wichtiges Thema aus.

Es war immer wieder zu spüren, dass es eine große Herausforderung ist, den Bauernverband “zusammenzuhalten”. Dass insgesamt immer wieder eine Linie als Kompromiss aus den verschiedensten Ansichten zwischen Nord/Süd, West/Ost, Ackerbauer/Tierhalter, Öko/Konventionell gefunden wird und mit einer Stimme zur Politik gesprochen werden kann.

Im Anschluss hatten die Anwesenden noch die Chance, eigene Fragen zu stellen. So durfte ich Joachim Rukwied die Frage stellen, wie der Bauernverband wieder die Meinungsführerschaft zu landwirtschaftlichen Themen in der Öffentlichkeit zurückgewinnen möchte. 
In seiner Antwort stellte der Bauernpräsident anfangs fest, dass die Medienlandschaft sich in den letzten Jahren gewandelt habe und heute Journalisten nicht mehr die Experten des Bauernverbandes oder Agrarwissenschaftler fragen, sondern eher die sog. Experten bei diversen NGOs.
Diesem möchte er mit mehr Hintergrundgesprächen mit Journalisten und mehr Informationskampagnen begegnen. Auch im Internet soll es immer wieder Kampagnen und Aktionen geben, wie z.B. die Schweinestallkamera von Werner Schwarz (Präsident der schleswig-holsteinischen Bauern) oder meine-bauernfamilie.de. Erst zum Schluss sagte er, dass auch jeder Bauer in seinem Bekanntenkreis Aufklärungsarbeit machen könne.

Ich finde, dass die Initiative der Basis, der einzelnen Bauern ganz oben stehen sollte und alles andere unterstützend für den Landwirt gemacht werden sollte. Wir brauchen eine richtig breite Front, um unsere Anliegen deutlich zu machen. Darauf wies auch Lambert Hurink, Hauptgeschäftsführer des VEL, hin: Jeder sei gefragt, Öffentlichkeitsarbeit zu machen!

Nach einer halbstündigen Diskussion endete die Veranstaltung, die ich als insgesamt gelungen bezeichnen möchte. In den Gesprächen hinterher mit Berufskollegen wurde deutlich, dass die Demonstrationsbereitschaft bei den Bauern steigt. Der Frust und Unmut über Minister Meyer in Hannover ist groß. Ich bin gespannt, ob die aktuellen Probleme um Landesraumordnungsprogramm (LROP) und das ständige Misstrauen des Ministeriums gegenüber den Landwirten sich im Gespräch zwischen Landvolk und Minister beseitigen lassen. Leider scheint es so, dass zur Zeit noch nicht einmal ein Gespräch mehr möglich ist. Das wäre ein Armutszeugnis! Von beiden Seiten.

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