Jetzt möchte ich doch noch ein paar Gedanken zur Abgas-Affaire von VW los werden:
Volkswagen hat bekanntlich vorsätzlich und mit krimineller Energie die geprüften Abgaswerte von Dieselmotoren deutlich nach unten manipuliert- mit einem wohl sehr ausgefeiltem Chiptuning.
Mit diesen manipuliert niedrigen Abgaswerten bewarb Volswagen sehr aufwändig seine Automodelle mit Dieselmotor in den USA. Bei ca. 50 % lag der Marktanteil von VW bei Diesel-PKW in den Staaten.
Doch nun ist die Manipulation aufgeflogen. Das Greenwashing ging nach hinten los und VW steht nun vor einem Scherbenhaufen.
Apropos Greenwashing. War da nicht noch was? Sabine Leopold vom Agrarmanager erinnert sich:
Wir erinnern uns:
Noch vor einem halben Jahr brüstete der Konzern sich mit seinem Umweltbewusstsein, weil er das Catering in der firmeneigenen “Autostadt” auf “vital – vegetarisch – vegan” umgestellt hatte. Und um dem Kunden das neue Restaurant-Konzept auch so richtig schmackhaft zu machen, droschen die PR-Verantwortlichen auf ihrer Website auf die konventionelle Tierhaltung ein:
Milch enthalte alle Medikamente, die man der Kuh verfüttere, zudem sei sie krebserregend. Und Fleisch könne man – wenn überhaupt – bestenfalls aus Biohaltung halbwegs gefahrlos essen. Anderenfalls bedrohten BSE, Anabolika und Hormone die Gesundheit des Konsumenten (hier nachzulesen).
Die deutschen Bauern hatten damals empört reagiert und eine Richtigstellung der falschen Behauptungen gefordert. Zwar hatte die “Autostadt” in der Folge die Aussagen auf der Website abgeschwächt, begründete das aber damit, dass man ja keine “Kritik” an der Landwirtschaft üben wolle. Auf eine transparente Korrektur oder gar eine Entschuldigung warten deutsche Tierhalter bis heute.
Aber das ist noch nicht alles:
Das Greenwashing hatte im Hause Volkswagen wirklich System! Ein weiteres Beispiel ist die Jahre lange “Zusammenarbeit” von VW mit der Naturschutzorganisation NABU. In der Begründung für die Kooperation heißt es:
Die Kooperation von Volkswagen, Europas größtem Automobilhersteller, und dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), Deutschlands größtem Umwelt- und Naturschutzverband, gründet in dem Wissen um die gemeinsame Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft. Ziel ist es, Ressourcen zu bündeln und in klar definierten Projekten konkrete Beiträge zu nachhaltiger Entwicklung zu leisten.
Es ist davon auszugehen, dass diese Allianz für VW nicht kostenlos war. Sicher ist aber, dass diese Beziehung das grüne Image von VW unterstreichen sollte. Jetzt kommt mir der Verdacht auf, dass man in Wolfsburg mehr grün wirken wollte als man tatsächlich war bzw. ist.
Die Zusammenarbeit mit dem NABU hatte aber möglicherweise auch den Vorteil, dass Kritik nicht so öffentlich und nicht so laut geäußert wurde?
Ich finde, eine solche Vereinbarung und Zusammenarbeit kann immer etwas “Geschmäckle” beinhalten. Ich wäre sicher nicht der erste, der von Wegelagerei spricht.
Bei twitter wird bereits wegen des Skandals ein Ende dieser Kooperation gefordert:
Was muss eigentlich noch geschehen, damit der @NABU_de seine Kooperation mit @Volkswagen aufkündigt?
— Malte Kreutzfeldt (@MKreutzfeldt) 22. September 2015
Zumindest fordert der NABU lückenlose Aufklärung und behält sich weitere Schritte vor. (Link)
Der NABU wird meines Erachtens nicht mehr sauber aus dieser Affaire herauskommen, weil eben auch solche Bilder noch gar nicht so alt sind und heute eher zum Fremdschämen animieren oder für Spott geeignet sind:
Am Ende kann ich mir einen weiteren Seitenhieb nicht verkneifen: Die DLG (Deutsche Landwirtschafts Gesellschaft) testet bei Traktoren auch die Abgaswerte und schließt das Chiptuning aus! Die Bauern können es eben! 😉
Mir tun die vielen Arbeiter bei VW leid, die wahrscheinlich diese heftige Krise ausbaden werden müssen.
Im letzen Monat habe ich wegen der diffamierenden Vorwürfe gegen die Tierhalter ganz bewusst keinen neuen Volkswagen gekauft. Es ist ein Ford geworden, der in 6 Wochen ausgeliefert wird.
Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, alle Greenwashing-Aktionen ad acta zu legen und wieder ehrlich mit der Aussenwelt zu kommunizieren. Vielleicht bekennt sich dann ja auch wieder die Landwirtschaft in seiner Breite zum deutschen Automobilhersteller?