Eckehard Niemann bezieht Stellung

Zu meinem Blogpost “AbL torpediert Bauern-Demo in Hannover” bittet der Pressesprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Eckehard Niemann, um die Veröffentlichung des folgenden Briefes:

Varendorf, den 17.9.2015

Sehr geehrter Herr Barkmann,

abl_LogoIn Ihrem „blog agrar“ behaupten Sie, ich hätte „die Lehrer der Berufsschule Northeim gewarnt, ihren Schülern die Teilnahme an der Landvolk-Demo zu ermöglichen“. Diese Behauptung ist falsch: Nachdem sich mehrere Ausbildende wegen eines angeblichen „Ausfalls des Berufsschulunterrichts in Northeim für die Teilnahme an der Landvolk-Demo“ bei uns gemeldet hatten, habe ich bei der Schule angerufen, um mich zu erkundigen, ob das zutreffe und ob Schüler quasi zum Mitfahren gedrängt würden. Einen Disput gab es dabei bei der Frage, ob es die Pflicht des Berufsstandes und auch der Schule sei, diese Demo zu fördern. Verwundert war ich auch darüber, dass man mir nicht sagen wollte, wer denn den Bus / die Busse gechartert habe, die am Freitag vor der Schule warten sollten.

Nachdem man mir aber versicherte, dass für die Schüler, die nicht mitfahren wollten, ein Ersatzunterricht angeboten würde und dass dies alles mit der Schulbehörde abgestimmt sei, habe ich hierzu noch einmal das Kultusministerium um eine Bestätigung gebeten – und habe die Sache danach auf sich beruhen lassen.

Eckehard Niemann, AbL (c) kreiszeitung.de
Eckehard Niemann, AbL
(c) kreiszeitung.de

Meine Anfrage bei anderen Agrar-Berufsschulen ergab, dass man dort Anträge der Schüler auf Schulbefreiung für die Landvolk-Demo (natürlich zu Recht) positiv beschieden habe, dass aber der reguläre Unterricht dort auch am Freitag stattfinden werde.

Die Meinung der AbL zu diesem Fall können Sie aus unserer gestern versandten Pressemitteilung ersehen, in der es heißt: „Wenn man nun am Freitag in Northeim (und vielleicht auch anderswo) gar den regulären Berufsschul-Unterricht ausfallen lasse und wenn parallel dazu Landvolk-Demonstrations-Busse vor die Schulen dirigiert würden, dann stoße das nicht nur bei landvolk-kritischen Ausbildenden und Auszubildenden auf deutliche Kritik. Trotzdem trete die AbL auch hier natürlich für das Demonstrationsrecht ein und erwarte, dass landvolk-geneigte Schulleitungen bei nicht-landvolk-organisierten Demonstrationen dann ebenso handelten. Den landwirtschaftlichen Berufsschülern gönne man die überraschende Gratis-Fahrt in die Landeshauptstadt. Ihnen und allen anderen Teilnehmern wünsche die AbL eine rege Diskussion in den Bussen des Landvolks über eine wirklich effektive bäuerliche Interessenvertretung und über eine wirkliche Perspektive für „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ mit gesellschaftlicher Akzeptanz.“

Es wäre vielleicht besser und fairer und dem Renommee Ihres Blogs zuträglicher gewesen, wenn Sie vor der Veröffentlichung einer solchen Behauptung erst einmal bei mir nachgefragt hätten.

Mit der Bitte um Veröffentlichung in/auf Ihrem Blog
und mit freundlichen Grüßen

Eckehard Niemann, Pressesprecher der AbL Niedersachsen/Bremen

Pressemitteilung:

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. – Pressesprecher:
Eckehard Niemann, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel
0151-11201634 – eckehard.niemann@freenet.de

Pressemitteilung
AbL: „Landvolk“-Demo soll von ruinösen Erzeugerpreisen ablenken

Landvolk-Spitze mobilisiert mit Falschbehauptungen gegen Landesregierung

Die Demonstration des „Landvolk“-Landesbauernverbands am Freitag in Hannover wird nach Einschätzung des Landesverbands Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) die noch vorhandenen Mobilisierungs-Potentiale der Landvolk-Spitze ebenso zeigen wie deren fehlende Perspektive für den Erhalt bäuerlicher Betriebe. Landvolk-Präsident Hilse schiebe in einer Zeit ruinöser Erzeugerpreise ganz bewusst diese vorrangigen Interessen von Milcherzeugern und Schweinehaltern beiseite. Stattdessen versuche er, die Verzweiflung vieler Bäuerinnen und Bauern demagogisch gegen die rotgrüne Landesregierung zu lenken – mit der nachweisbar falschen Behauptung, diese würde die Bauern diffamieren. AbL-Landesvorsitzender Ottmar Ilchmann: „Was die mit Ernährungs- und Agrarindustrie verfilzte Landvolk-Spitze wirklich stört, ist die Politik dieser Landesregierung gegen agrarindustrielle Strukturen und für faire Erzeugerpreise für ´Klasse statt Masse´ in bäuerlichen Strukturen!“ Die AbL bedankt sich bei Agrarminister Meyer und Ministerpräsident Weil ausdrücklich für deren Unterstützung für eine preiswirksame Reduzierung der Überschüsse.

Die AbL verweist dabei auf die Verantwortung von Landvolk- und Bauernverbands-Funktionären für die anhaltend ruinösen Erzeugerpreise und für den Ruin von Bauernhöfen. „Hilse & Co“ hätten die perspektivlose Überschuss-Produktion für den unsicheren Billigst-Weltmarkt ebenso propagiert wie eine sogenannte „Wertschöpfungs-Partnerschaft“ mit einer Unterordnung der landwirtschaftlichen Interessen unter die Interessen von Schlacht- und Molkerei-Konzernen. Trotz aller dieser Fakten, so die AbL, könne das Landvolk für seine gesellschaftsferne und agrarindustrielle „Wagenburg-Strategie“ zweifellos immer noch Teile der Landvolk-Mitgliedschaft mobilisieren.

Allerdings seien die Landvolk-Verantwortlichen offenbar recht unsicher hinsichtlich des Erfolgs ihrer massiven Demonstrations-Aufrufe: Zahlreiche für den Freitag angesetzte Veranstaltungen wie das Leistungspflügen oder die „Freisprechung“ von Junglandwirten seien – vermutlich nicht ohne Einflussnahme des Landvolks – sehr kurzfristig verschoben worden. Wenn man nun am Freitag in Northeim (und vielleicht auch anderswo) gar den regulären Berufsschul-Unterricht ausfallen lasse und wenn parallel dazu Landvolk-Demonstrations-Busse vor die Schulen dirigiert würden, dann stoße das nicht nur bei landvolk-kritischen Ausbildenden und Auszubildenden auf deutliche Kritik. Trotzdem trete die AbL auch hier natürlich für das Demonstrationsrecht ein und erwarte, dass landvolk-geneigte Schulleitungen bei nicht-landvolk-organisierten Demonstrationen dann ebenso handelten. Den landwirtschaftlichen Berufsschülern gönne man die überraschende Gratis-Fahrt in die Landeshauptstadt. Ihnen und allen anderen Teilnehmern wünsche die AbL eine rege Diskussion in den Bussen des Landvolks über eine wirklich effektive bäuerliche Interessenvertretung und über eine wirkliche Perspektive für „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ mit gesellschaftlicher Akzeptanz.

3.200 Zeichen – 17.09.2015

 

3 comments Add yours
  1. Ich wollte ursprünglich diesen Beitrag selber nicht kommentieren, aber eine kurze Anmerkung muss ich in dieser Sache machen:
    Ich hatte bis heute Abend keine Kenntnis von der hier an Ende des Briefes veröffentlichten Pressemitteilung.
    Jetzt gibt es eine Kluft zwischen Wahrnehmung durch die Lehrkörper in Northeim und der Intension seitens Niemanns. Bilde sich jeder selber seine Meinung!

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