Glypho-Fiktion, Teil 1

snap_grüne_muttermilch_glyphosatEnde Juni vergangenen Jahres sorgte die Bundestagsfraktion der Bündnisgrünen für Aufregung in der Öffentlichkeit und vor allem bei stillenden Müttern. Sie behaupteten, in mehreren Muttermilchproben Spuren von Glyphosat, einem höchst umstrittenen Pflanzenschutzmittel, gefunden zu haben.
Schon damals kamen sehr viele Zweifel auf, was die Seriosität der Messungen und der Bewertung der Laborergebnisse anbelangte.

BlogAgrar berichtete in folgenden Posts von der reißerischen Kampagne:

bfr_logoJetzt bestätigt eine vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Auftrag gegebene Studie hochoffiziell, dass kein Glyphosat in Muttermilch nachweisbar ist und die Testverfahren der Studie der grünen Bundestagsfraktion nicht geeignet waren, Glyphosat zu bestimmen- schon gar nicht in so niedrigen Konzentrationen wie damals behauptet.


Ich möchte nun einen ersten Kommentar meiner geschätzten Kollegin Susanne Günther rebloggen. Sie schreibt in ihrem Blog schillipaeppa.net:

Die Grünen in der Pestizid-Sackgasse: Kein Glyphosat in Muttermilch nachweisbar

Im vergangenen Sommer ließ die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen 16 Muttermilch-Stichproben auf Glyphosat untersuchen. Bei der Analyse, die man von einem tiermedizinischen Labor  durchführen ließ, wurden die Grünen fündig und schlugen Alarm:

„Als Bundestagsfraktion haben wir lange überlegt, ob wir Muttermilch auf Glyphosat testen und in Kauf nehmen sollen, damit stillende Mütter möglicherweise zu verunsichern, obwohl Muttermilch so wichtig für Säuglinge ist. Letztendlich haben wir uns für die Veröffentlichung entschieden, weil bei einem so wichtigen Thema wie Muttermilch und Gesundheit von Säuglingen mögliche Risiken nicht vom Tisch gewischt oder kleingeredet werden dürfen.“

Die Methodik der Stichprobe wurde damals massiv kritisiert. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellte das Testverfahren in Frage und beauftragte eigene Untersuchungen. Die Ergebnisse liegen jetzt vor: Es wurde kein Glyphosat in Muttermilch gefunden.

Und wie reagieren die Grünen nun darauf? Sie loben sich selbst und feiern in einerVerlautbarung „Endlich amtliche Muttermilch-Tests“:

Es gab zu diesem Zeitpunkt noch keine validierte Testmethode mit ausreichender Empfindlichkeit. Erst nach unserer Untersuchung ist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) selbst aktiv geworden.
Das stimmt nicht: Im Juli letzten Jahres – rund vier Wochen nach der Veröffentlichung der Grünen – meldet die Washington State University, dass ihre Forscherin Michelle McGuire mit einem hoch-sensiblen Verfahren kein Glyphosat in Muttermilch gefunden hat und reagierte damit auf eine Veröffentlichung aus 2014 von Moms Across America, einer Anti-Gentechnik-Organisation.

Doch selbst wenn die Aussage zutreffen würde, dass es zum Zeitpunkt der Grünen-Stichprobe keine validierte Testmethode für Glyphosat in Muttermilch gab, stellt sich die folgende Frage: Wenn die Grünen-Abgeordneten davon ausgingen, dass es keine validierte Testmethode gibt, warum haben sie dann überhaupt eine Analyse in Auftrag gegeben – wohl-wissend, dass die Ergebnisse eigentlich nicht aussagekräftig sein können? Die Pressemitteilung vom letzten Sommer lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass man an die Wahrhaftigkeit der eigenen Ergebnisse glaubt:

Bärbel Höhn, Vorsitzende des Umweltausschusses, findet die Werte beunruhigend: „Offensichtlich findet ein Übergang in die Muttermilch statt. Zwar können die Frauen auch selbst etwas tun, um die Belastung gering zu halten. Aber es können und wollen nicht alle komplett auf Biokost umsteigen. Die Bundesregierung muss Glyphosat aus dem Verkehr ziehen, bis die Frage der krebsauslösenden Wirkung geklärt ist.“

oder

Harald Ebner, Mitglied im Agrarausschuss des Bundestages fordert deshalb: „Die Ergebnisse zeigen vor allem eines: Glyphosat ist allgegenwärtig. Dass in jeder untersuchten Muttermilchprobe mehr Glyphosat gemessen wurde, als für Trinkwasser zulässig ist, macht den dringenden Handlungsbedarf deutlich.“

Haben die Grünen also ganz bewusst die Öffentlichkeit getäuscht? Haben sie in Kauf genommen, Tausende von Müttern zu verunsichern?

Heute überrascht die Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn mit einer Twitter-Meldung:hohn_tweet_160216

Auf einmal ist das vom BfR entwickelte Testverfahren nicht so sensibel wie die damals bei der Grünen-Stichprobe verwendete Methode? Ja, was denn nun?

Die Grünen schreiben:

Die Politik braucht zuverlässige wissenschaftliche Ergebnisse, auf die sie ihre Entscheidungen stützen kann.

Liebe Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen: Es gibt diese zuverlässigen wissenschaftlichen Ergebnisse! Würden Sie die doch bitte endlich zu Kenntnis nehmen?

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