Ist das der Gesellschaftsvertrag für die Landwirtschaft?

Die Zukunftskommission Landwirtschaft hat Ende Juni ihren Abschlussbericht vorgelegt. Dieser ist über 180 Seiten lang und ich gebe zu, dass ich ihn noch nicht gelesen habe.

Logo der Zukunftskommission Landwirtschaft

Die bisherigen Verlautbarungen der beteiligten NGOs und einige Texthappen in der Presse lassen mich und drei BloggerkollegInnen daran zweifeln, ob es das nun wirklich der große Wurf für die Landwirtschaft ist. Aus diesem Grunde wünschen wir von DBV, DLG, DRV und LsV eine Erklärung und haben dazu einen offenen Brief verfasst, der gestern versendet wurde:

12.07.2021

Offener Brief an

Betr.: Bitte um Erläuterung der Ergebnisse der Zukunftskommission Landwirtschaft

Sehr geehrte Herren, sehr geehrte Frau Klöckner

Wir, die Unterzeichner, sind Land- und Tierwirte in familiengeführten Betrieben, Mitglieder im Praktiker-Netzwerk des BMEL und Agrarblogger. 

Am 4. September 2019 wurde das Agrarpaket seitens der Bundesregierung verabschiedet. Dies war der Auslöser für das Aufstellen der „Grünen Kreuze“, das einige von uns mit initiiert haben. Es folgten viele Demonstrationen, darunter die größte Bauerndemonstration der Nachkriegszeit mit rund 40.000 Landwirten und 8.000 Traktoren in Berlin. Die Hauptbotschaft: Wir haben Angst um die Zukunft unserer Betriebe und unserer Familien. 

Daraufhin wurde am 9. Dezember 2019 beim Agrargipfel, an der einige von uns teilgenommen haben, im Bundeskanzleramt die Einrichtung der Zukunftskommission Landwirtschaft beschlossen. Das Ergebnis dieser Kommission liegt nun vor und wird von allen, die in der Kommission vertreten waren, in den höchsten Tönen gelobt. 

Die auch von Ihnen geäußerte Begeisterung wird von der Basis nicht geteilt. Uns ist nicht klar, wie die Bedenken und Ängste, die seit dem Herbst 2019 zu den Demonstrationen geführt haben, mit diesem Papier ausgeräumt werden sollen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass sämtliche Punkte des von den Landwirten kritisierten Agrarpaketes mittlerweile gesetzlich verankert wurden, ohne dass wesentlich auf die Belange der vielen demonstrierenden Landwirtinnen und Landwirte eingegangen worden wäre. 

Wir möchten Sie, die unsere Interessen in der ZKL vertreten sollten, bitten, uns und vermutlich vielen weiteren Landwirten an der Basis zu erläutern, warum Sie das Ergebnispapier der ZKL unterschrieben haben. Warum sollen wir, warum sollen unsere Hofnachfolger/innen nach diesem Papier nun hoffnungsvoll in die Zukunft blicken und investieren? Was hat die Landwirtschaft für die Zukunft gewonnen? 

Es gibt einige Punkte, die uns irritieren: Dass in diesem Papier zu lesen ist, dass die deutsche Landwirtschaft einen jährlichen Schaden von 90 Mrd. verursacht, ist einer der Punkte. Des Weiteren wird völlig unkonkret festgehalten, dass „die Landwirtschaft für ihre gesellschaftlichen Leistungen entschädigt werden soll“, ohne jedoch glaubhaft zu belegen, wie eine solche Finanzierung gesichert werden kann. Das gleiche Problem findet sich ja gerade bei der Borchert-Kommission. 

Der Tenor des gesamten Berichtes erweckt bei uns den Eindruck, als sei die Bereitstellung von Lebensmitteln zunehmend unwichtiger. Bezahlte Tätigkeiten für Klima-, Natur- und Artenschutz bestimmen zunehmend die Agenda und sollen so zu einer „Transformation“ der Landwirtschaft führen. Es ist ziemlich genau das Gegenteil dessen, worauf wir mit den Grünen Kreuze aufmerksam machen wollten und was uns nach wie vor Sorgen bereitet.

Ihre Antworten erbitten wir an folgende Mail-Adressen:

Wir beabsichtigen Ihre Antworten auf unseren Social-Media-Kanälen zu veröffentlichen. Sollte bis Ende dieses Monats keine Antwort erfolgen, werden wir dies ebenso öffentlich machen. 

Warum wir diesen Brief nur an die obigen Mitglieder der ZKL richten: Es sind diejenigen Organisationen, die die größte Zahl der Landwirte vertritt. Gerne können uns auch die Vertreter anderer Organisationen ihre Sicht der Dinge mitteilen. Wir sind für jede Antwort dankbar. 

Mit freundlichen Grüßen

B. Barkmann                 N. Henke              S. Günther           W. Kremer-Schillings


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