mal wieder Dioxin

Pünktlich vor Ostern wird uns Deutschen mal wieder ein Dioxin-“Skandal” präsentiert. Betroffen sind dieses mal Bio-Eier aus Nordrhein-Westfalen.

Dioxin-Ei
(c) dpa

Was mich an dieser Sache nervt, ist die Vergesslichkeit der Berichterstatter. Die ersten Nachrichten, die ich über diesen Fall im Radio hörte, hatten wieder einmal einen Unterton alá “vergiftete Eier”, “verseuchte Eier” und was kann man eigentlich noch essen?”. Sachlicher wäre es gewesen, wenn man von Anfang an berichtet hätte, dass die Grenzwerte für Dioxin überschritten wurden und der Verzehr einiger weniger Eier nicht gesundheitsgefährdend ist. Denn die Grenzwerte für Dioxin in Lebensmitteln richten sich nicht nach der Gesundheitsgefährdung, sondern nach technischen Richtlinien. Diese Grenzwerte sind bei ordnungsgemäßer Wirtschaftsweise normalerweise locker einzuhalten. Dieses ist ja nicht der erste erhöhte Dioxinfund, regelmäßig wurde dieser Thema in der Vergangenheit behandelt. Die Satiresendung ExtraDrei blickt auf die Skandale der letzten 15 Jahre in folgendem Beitrag zurück:

Speziell beim Dioxin haben allerdings die ökologischen Betriebe hin und wieder Schwierigkeiten, diese Grenzwerte einzuhalten. Das liegt schlicht und einfach daran, dass Dioxin quasi überall in unserer Umwelt vorkommt. Diese Hintergrundbelastung geht allerdings seit vielen Jahren kontinuierlich zurück! Da aber die Freilandhaltung zum Konzept der ökologischen Landwirtschaft gehört, kommen die Tiere auch mehr mit der Umwelt in Kontakt- je näher der Auslauf z.B. an eine viel befahrene Strasse herankommt, um so größer das Risiko einer Grenzwertüberschreitung.

Aus diesem Grunde würde es mich nicht überraschen, wenn das Futter der Hühner keine Grenzwertüberschreitungen aufweisen würde, sondern der Boden des Auslaufes die Ursache des Problems ist. Jedenfalls gibt es keinen Grund für Angst und Panik. Spiegelfechter Jens Berger hat Anfang 2011 zum letzten großen Dioxinskandal folgenden Artikel verfasst: Kein Grund zur Dioxin-Panik und bläst ins gleiche Horn…

“Interessant” ist auch die Kommunikation der Behörden und der Politik zum aktuellen Fall:

Das zuständige Verbraucherschutz und Landwirtschaftsministerium in Düsseldorf, dass vom Grünen Johannes Remmel geleitet wird, gibt sich nun angemessen zurückhaltend und sachlich. Als vor über einem Jahr der Dioxin-Skandal in der herkömmlichen Schweine- und Geflügelhaltung Schlagzeilen machte, forderte der selbe Minister noch Öffentlichkeit wirksam einen Aktionsplan, prangerte die konventionelle Tierhaltung generell an und verkündete, dass die Landwirtschaft grüner und die Lebensmittel dadurch sicherer werden sollten. Und nun mal wieder ein Dioxin-Problem bei Öko-Eiern- vielleicht erklärt das die Ruhe in Düsseldorf?

MdB Franz-Josef Holzenkamp, CDU und Landvolk-Vizepräsident fordert Aufklärung und anschließend Konsequenzen:

“Die Behörden in NRW müssen jetzt schnellstmöglich für Aufklärung 
sorgen. Sie müssen herausfinden, auf welchem Wege die gefährliche 
Substanz in dieser Konzentration in die Eier gelangt ist, um danach 
entsprechende Konsequenzen ziehen zu können. Die Sperrung des 
Bio-Hofes ist ein richtiger Schritt. Nichtsdestoweniger muss man sich
vor Panikmache hüten. Für Verbraucher besteht keine akute Gefahr.”

Sucht man nach öffentlichen Stellungnahmen von NABU, BUND, AbL und Co. so findet man zu den aktuellen Dioxinfunden nichts. Anfang 2011 war das -ähnlich wie beim grünen Minister Remmel- noch ganz anders:

So verkündete der BUND am 5. Januar 2011, dass “der erneute Dioxin-Skandal in der Massentierhaltung zeigt, dass die Agrarindustrie ihre selbstproduzierten Risiken nicht in den Griff bekommt.

AbL, Bioland und NABU nahmen die damalige Krise zum Anlass, die herkömmliche Landwirtschaft generell in Frage zu stellen und schrieben in einer gemeinsamen Pressemitteilung: “der Dioxinskandal wirft eine zentrale Fragestellung auf: „Welche Ausrichtung der Landwirtschaft wollen wir und wie sieht die zukünftige Agrarpolitik in der EU und in Deutschland aus?“

Es wird deutlich, dass die Kategorisierung zwischen guter Landwirtschaft (Öko) und böser Landwirtschaft (Konventionell) so nicht funktioniert. Die Lebensmittelqualität ist mit nichten bei ökologischen Produkten generell besser (In diesem Blog habe ich dieses bereits im Artikel Bio muss nicht immer besser sein vor rund einem Jahr thematisiert).

Ein letzter Absatz noch:

Natürlich möchte ich nicht Dioxine verharmlosen. Die Belastungen sollten weiter so gering wie möglich gehalten werden! Kommt es zu Grenzwertüberschreitungen – egal ob bei Öko-Produkten oder herkömmlichen Lebensmitteln – sollte die Angelegenheit sachlich aufgeklärt werden und daraus Schlüsse gezogen werden, wie man das Risiko senken kann. Skandalisierungen bringen in der Sache nichts, außer dass Märkte kurzfristig einbrechen können, zum finanziellen Nachteil für die Erzeuger.

Weitere Informationen rund um Dioxin:

Interview mit Lebensmittelchemiker Udo Pollmer
Hintergrundpapier Dioxin-Skandal von Dr. med. Peter Liese
Umweltbundesamt zu Dioxinen
zwei anschauliche YouTube-Videos: Dioxin I Dioxin II von Udo Pollmer

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