In der FAZ vom 1.Oktober 2015 erschienen acht Artikel über Landwirtschaft und Ernährung. Georg Keckl macht sich heute und in den nächsten Tagen ein paar Gedanken zu den Berichten und Artikeln.
Teil 1
Zum Artikel „So ein Mist“ von Reinhard Bingener auf Seite 5
1.01 Falscher Mainstream in Eingangsstatement
„…die EU-Kommission, die wegen der verschlechterten Wasserqualität ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet hat.“ (Zitat FAZ, erster Absatz:)
Wenn der Leser zu Beginn liest, dass sogar die EU Deutschland wegen „verschlechterter Wasserqualität“ anklagt, wird er das auf alle Wasserarten beziehen und das Ganze für eine große, einmalige Sache halten.
Der eigentliche Skandal ist nun die generelle Falschberichterstattung, der Mainstream, zu dem Thema, denn die Wasserqualitäten haben sich nicht verschlechtert, die Datenlage ist dünn und die EU klagt inflationär.
- Die Flüsse und Seen werden die letzten Jahren dramatisch sauberer, verlorene Arten kehren zurück, die Fischer beklagen drastisch verringerte Fangmengen weil die Gewässer so sauber, so klar wurden. Flüsse speisen sich aus Grundwasser u.a..
- Die EU-Kommission hat nicht wegen einer „verschlechterten Wasserqualität“ ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet, sondern wegen einer nicht verbesserten Wasserqualität in einem sehr speziellen Netz.
- Das Nitrat-Datenmessnetz, auf das sich die EU bezüglich Deutschland stützt, ist absurd dünn, wurde vom grünen Geist nach Propagandagesichtspunkten angelegt und gegen jede Objektivierung verteidigt, unterscheidet sich fundamental von dem der damit verglichenen Nachbarstaaten. Nach den EU-Verpflichtungen wäre nötig gewesen, die Werte in diesem trickreich angelegtem „EU-Netz“ zu verbessern, was in Deutschland seit ca. 10 Jahren nicht mehr gelingt, darum die Drohung („Einleitung“) mit einem Vertragsverletzungsverfahren. Fertige Klagen laufen deswegen nach meinem Kenntnisstand gegen Frankreich, Polen und Griechenland(*) . 2004 liefen gegen 13 der damals 15 EU-Saaten Vertragsverletzungsverfahren deswegen. Den heutigen Stand kenne ich nicht, wäre aber auch nett zu wissen.
Nur im für Deutschland unrepräsentativen „Belastungsmessnetz“, das nur besonders mit Nitrat vorbelastete Brunnen auswertet, ist der verbessernde Trend seit ca. 2004 gestoppt. Nur auf diese wenigen, unrepräsentativen Daten reagiert die EU, deswegen die Drohung mit dem Vertragsverletzungsverfahren!
Die beiden folgenden Grafiken machen deutlich: So dünn ist das deutsche „Nitrat-Messnetz“
So dünn wie das deutsche Nitrat-Netzwerk sind auch die daraus abgeleiteten Schlüsse! Es ist das „par Ordre du Mufti“ für Deutschland zu geltende EU-Messnetz, egal was andere machen oder fachlich geboten ist. Deutschland hat ein „Belastungsmessnetz“ und die anderen Länder bemühen sich um Durchschnitte für das Land. Die Grünen wollten das, haben das so eingefädelt und sich über ihre Stimmen in den Regierungen in Bund und Ländern allen Verbesserungen widersetzt! Dabei haben wir nicht weniger Messstellen als andere Länder, aber nur die schlechten zählen – damit die Propaganda passt! Sehr deutlich wird das mit den absurden Ländervergleichen, wo Deutschland so schlecht wie Malta sein sollte. Frau Höhn von den Grünen weiß genau, dass die Länderwerte nicht vergleichbar sind, nutzt das aber propagandistisch aus. Nun soll das deutsche Messnetz an den EU-Standard angepaßt werden, wieder schafft sie es in die Medien mit der Verdrehung: „Nitratbelastung soll geschönt werden“ (SPIEGEL 35/20145 Seite 9).
Das deutsche Nitrat-Messnetz ist ein weißer Fleck auf der EU-Messstellenkarte! Landwirte sollten diese aufspüren und den Kreiszeitungen sagen, dass, wie meist, alle Messstellen in der Umgebung niedrigere Werte haben. (**)
Wer wählt denn die Standorte aus? Zu diesem Netz sagt nun die EU: „Fakt 1- Ein ausgedehntes Überwachungsnetz zeigt einen Trend zu stabilen oder rückläufigen Nitratkonzentrationen“ (***). Dass es das „ausgedehnte Überwachungsnetz“ in Deutschland nicht gibt, verschweigt die EU, täuscht.
Es folgt der Teil 1.02: am 7.Oktober´15
(*) http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:62012CC0237:DE:HTML und http://europa.eu/rapid/pressrelease_IP-13-576_de.htm?locale=en und http://www.naturschutzrecht-online.de/neuigkeiten/eu-umweltpolitik-kommissionverklagt-polen-wegen-nitraten-und-wasserverunreinigung
(**) Vgl.: http://www.wochenblatt.com/landwirtschaft/nachrichten/wir-sind-keine-nitratsuender-9886.html (die oberflächennahen Werte schwanken räumlich stark)
(***) Vgl.: http://ec.europa.eu/environment/pubs/pdf/factsheets/nitrates/de.pdf
Die Ausgabe der FAZ vom 1.10.2015 ist als e-Paper hier erhältlich: http://e-kiosk.faz.net/faz-2015-10-01-pdf.html