Vorurteile zur Einkommenssituation

In der FAZ vom 1.Oktober 2015 erschienen acht Artikel über Landwirtschaft und Ernährung. Georg Keckl macht sich ein paar Gedanken zu den Berichten und Artikeln. Dieses ist 14. Teil der kleinen Serie:

2.09 Hearsay zu den Einkommen

„Massentierzüchter verdienen so viel Geld, dass sie zu fast jedem Preis Land pachten können – zu dem einzigen Zweck, ihren Dung dort abzuladen. Noch verheerender ist die absurde Förderung von Energiepflanzen für die Biogasherstellung, die bei zweitausend Euro pro Hektar liegt, viermal mehr, als ein Biolandwirt bekommt.

Die „Massentierzüchter“ sind zu 99% normale Bauern, dass sie so viel Geld verdienen, werden diese gerade im Moment mit Erstaunen hören. Keiner betreibt „Güllekippen“, alle normale Feldbewirtschaftung. csm_2_Einkommen_landwirtschaftlicher_Betriebe_nach_Region_3f592b1a7dDie Pachtpreise wurden durch die gesetzlich angeordneten „Güllenachweisflächen“ getrieben, eben damit genug Fläche für die anfallende Gülle da ist, aber hohe Pachtpreise bringen auch mal Verluste in die Bilanzen. Biogasanlagen sind meistens Nebenbetriebe mit beschränkter Haftung und von denen sind auch schon einige Bankrott gegangen. Es kommt immer darauf an, was man von dem Geschäft versteht, ob man ein Händchen dafür hat. Es gibt übrigens auch sehr gute Biobetriebe, die die Pachtpreise in die Höhe treiben, sehr hoch pachten, anklopfen, ob man nicht verpachten möchte, sie würden Höchstpreise zahlen – weil sich ihr Geschäft lohnt. Der arme, traurige 68-Idealist als Biobauer ohne Verkaufsgeschick, der gerne in die Medien kommt, ist ein Auslaufmodell, hätte nie anfangen sollen.

Entwicklung des Gewinns plus Personalaufwand je AK in ökologischen und vergleichbaren konventionellen Betrieben in Deutschland
Entwicklung des Gewinns plus Personalaufwand je AK in ökologischen und vergleichbaren konventionellen Betrieben in Deutschland

Biogasanlagen werden gerne von viehlosen oder vieharmen Biobetrieben genutzt, um mit dieser Art von Gülle die Felder zu düngen, den dogmatisch verbotenen Stickstoffkunstdünger zu ersetzen. So kommt man mit weniger Vieh an Mist. Nur wenige Deutsche wollen den für deutsche Bioregeln oder gar ein Ideal-Bio, wie Herr Bauck es betreibt, den nötigen Bio-Mehrpreis zahlen. Das geht in dem Kampagnenebel des Bio-Hochschreibens meist unter. Die Mengenexplosion wird durch Billigbio und Importe getrieben – wenn bio kaum mehr kostet, wird’s mehr genommen. Das verdirbt etwas das Geschäft der Verbandsbiobetriebe.


Die Ausgabe der FAZ vom 1.10.2015 ist als e-Paper hier erhältlich: http://e-kiosk.faz.net/faz-2015-10-01-pdf.html

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