von Sönke Hauschild
Meinungsmonopoly
Lasst uns das weltbekannte NGO-Spiel spielen: Meinungsmonopoly. Ach, wir spielen bereits? Haben wir Bauern gar nicht gemerkt! Aber tatsächlich: Die Straßen sind verteilt: Mühlenweg, Bäckergasse, Jägerweg, Fischereigang oder die Bauernhöfe sind unsere. Leider ist die Miete sehr niedrig. Denn auch wenn jeder bei uns wohnen will, so will doch niemand zahlen.
Die glitzernde Hafencity dagegen gehört Greenpeace, in der reichen Bundesstadt Bonn sitzt der Tierschutzbund, die berühmte Charité-Strasse in Berlin hat der Nabu gekauft und die zentrale Kaiserin-Auguste-Allee gleich daneben der BUND. Kommt man auf diese Straßen, dann wird ein Ablass, fällig, der sich gewaschen hat! Ach, das nennt man auch Miete? Wussten wir nicht…
Die NGOs gewinnen
NGOpoly ist ein Spiel, bei dem mal die NGOs gewinnen, mal die Bauern verlieren. Es geht darum, auf möglichst teuren Grundstücken möglichst viele Meinungen zu bauen, um dafür möglichst viel Geld einzukassieren. Wir sind da leider schlecht aufgestellt. Alle anderen Mitspieler sind meinungsstärker. Wir haben dafür keine Zeit, dachten wir lange. Wir sind im falschen Spiel, vermuteten wir. Wir spielen nicht mit, beschlossen wir. Alles falsch. Aus diesem Spiel gibt es nur ein Entkommen: Indem man verliert.
Und das ist unser Weg: Wir ziehen mit unserer kleinen Spielfigur, der Schubkarre, und landen zuverlässig auf den teuren Pflastern dieser Erde: Wir zahlen in Bonn für den Tierschutz, in Hamburg für den Klimaschutz, in Berlin für den Naturschutz. Es sind prächtige Meinungen, die dort aufgebau(sch)t wurden. Aber seltsam: Warum zahlen die NGOS sich gegenseitig keine Miete?
Zur Kasse bitte
Der Tierschutzbund zieht seine silbrig glänzende Katze und landet auf: „Los“. Wie immer. Wir fragen uns, wann er wohl mal auf „Fertig“ landet. Aber das Feld ist in NGOonopoly nicht vorgesehen. Greenpeace zieht sein Schlachtschiff an den Bauernhöfen vorbei und darf eine Gemeinschaftskarte ziehen: „Du erbst. Eine alte Dame verstirbt und vererbt Dir das gesamte Vermögen.“ Der BUND setzt seinen Hund auf das Wasserwerk: die Miete zahlen wir, denn das Wasserwerk ist der gleichen Meinung wie die NGOs: Die Bauern sind schuld daran, dass der Wasserpreis steigen „könnte“. Ein Abwasserwerk gibt es bisher nicht in NGOnopoly.
Jetzt erst sehen wir: Das Meinungsspiel hat weitere Mitspieler. Die Ericusspitze gleich neben Greenpeace gehört dem Spiegel. Der zieht gerade eine spannende Gemeinschaftskarte: „Du hast den 2. Preis in einem Medienwettbewerb gewonnen.“ Der Spiegel verlangt eine hohe Meinungsmiete. Die können wir Bauern schon lange nicht mehr zahlen. In Mainz zahlen wir Miete an den Report Mainz, in Köln an den Monitor. Wir wollen mit Fakten bezahlen, blitzen aber schon am Eingang ab.
Meinung gewinnt
Es ist ein Spiel, in dem Meinung gewinnt. Und wir verlieren. Das merken wir, als die erste Ereigniskarte fällig wird: „Gehe an den Pranger. Begib Dich direkt dorthin. Gehe nicht über Los.“ Was bleibt uns übrig? Dann müssen wir wenigstens keinen Ablass, ach nein, Miete zahlen, denken wir. Aber unsere Einnahmen brechen natürlich auch weg. Wer nun bei uns wohnt, der meint, es dürfe ja nichts kosten. Das reine Wohnen sei schon Lohn genug. Und Meinung siegt immer in NGOnopoly.
Noch eine Ereigniskarte: „Du wirst zu Klima- und Tierschutzinvestitionen herangezogen. Zahle für deine Äcker und Ställe. Höhere Kosten können nicht über den Lebensmittelpreis erstattet werden.“ Gleich darauf eine Gemeinschaftskarte: „Kontroll- und Dokumentationskosten. Zahle 400 Euro.“ Warum bekommen immer nur wir diese Karten?
Der Tierschutzbund dagegen ist gerade lautstark aus der Initiative Tierwohl und dem Kompetenznetzwerk Tierschutz ausgezogen und nun „nur zu Besuch“ im Gefängnis. Er hält ausreichend Abstand zu uns. Kontakt wäre spendenschädlich. Greenpeace erhält eine hohe Meinungs-Dividende auf Vorzugs-Kontakte zum SWR. Die NGO hat dem Sender Filmaufnahmen geliefert, die ihnen „zugespielt“ wurden. Dafür dürfen die Hamburger ihre Meinung exklusiv kundtun und den meinungsstarken Juristen gleich mitbringen. Der Nabu lässt sich seine Meinung zu Wolf und Windkraft von der Wirtschaft entlohnen. Meinung lohnt sich allemal, auch wenn sie sich ändert. Der BUND gibt seine 32 Millionen Einnahmen lieber für Spendenwerbung aus als für Mietzahlungen bei uns. Warum auch? Vieles, was wir anbieten, ist ja kostenlos: eine tolle Landschaft, gute Luft, sauberes Wasser. Und der Rest ist billig zu haben: Lebensmittel. Es sind alles keine Meinungen und damit nichts wert in NGOnopoly.
Bauernopfer
Alle zusammen – außer wir natürlich – gehen nun über Los. Wir sollen das Bauernopfer sein. Diese Funktion hat man aus einem anderen Spiel übernommen, um die Spannung zu erhöhen. Das größte Problem des Spiels aber ist: Spätestens, wenn der letzte Bauer auf dem Meinungsaltar geopfert wurde, ist das Spiel aus. Für alle. Unumkehrbar. Denn ohne Mühlenweg, Bäckergasse, Jägerweg, Fischereigang oder die vielen Bauernhöfe ist dem Spiel die Grundlage entzogen: Meinung macht nicht satt. Mal im Ernst: Mit Lebensmitteln spielt man nicht und mit ihren Erzeugern ebenso wenig!