Ich bin immer noch den zweiten Teil des Berichts von der CDU-Veranstaltung “Zukunftsforum Landwirtschaft” schuldig.
Es durften gegen Ende der Veranstaltung im süd-emsländischen Emsbüren noch Fragen aus dem Publikum heraus gestellt werden. Da wurden Befürchtungen geäußert, dass die Standards der Initiative Tierwohl (ITW) möglicherweise künftig gesetzliche Mindestanforderung werden könnte.
Diese Befürchtung konnte keiner der anwesenden Politiker entkräften. Johannes Röring aber betonte, dass die ITW ein Ausweg aus den Zwängen eines brutalen Marktes sein kann und die Konzeption der ITW die nicht-teilnehmenden Tierhalter nicht diskriminiert. Franz-Josef Holzenkamp teilte Rörings Meinung und sieht auch noch einen weiteren Vorteil für die gesamte Branche, denn immerhin würde der LEH als Marktteilnehmer die Marktverknappung mit bezahlen. Und ein knapperes Angebot steigert die Aussicht auf steigende Erlöse.
Außerdem sei die Landwirtschaft nun in der Offensive, was ein tolles Zeichen gegenüber Politik und Gesellschaft sei!
Aus dem Publikum wurde die Sorge vorgetragen, dass immer weitere und höhere Auflagen den Selbstversorgungsgrad in Deutschland senken würden und künftig norwegische bzw. britische Verhältnisse drohten. Dazu betonte Holzenkamp, dass die deutsche Landwirtschaft sich vom Weltmarkt abgrenzen müsse. Er wies darauf hin, dass tiefgekühlte Geflügelprodukte bereits heute nicht mehr von heimischen Erzeugern stammt. Das werde kein einfacher Weg sein, aber er sehe keine Alternative dazu.
Danach fragte ein investitionswilliger Landwirt, wie er denn nun einen zukunftssicheren Stall bauen soll? Hier wollte keiner der Diskutanten eine klare Antwort geben. Diese Frage müsse die Wirtschaft mit der Wissenschaft beantworten- nicht die Politik. Aber: “Planungssicherheit bekommen wir erst wieder, wenn unsere Arbeit wieder besser wertgeschätzt wird und unser Image wieder gut ist” (MdB Holzenkamp)
Auch ich dürfte noch eine Frage stellen. Mich interessierte die Meinung der Bundestagsabgeordneten zu einer möglichen schwarz-grünen Koalition nach der nächsten Bundestagswahl im Jahr 2017 und wie groß die Gefahr ist, dass in diesem Fall das Themenfeld “ländlicher Raum und Landwirtschaft” den Grünen überlassen wird.
Also ob die Landwirtschaft auf dem Altar des Machterhalts geopfert werden würde?
Dazu sagte Maik Beermann, dass Mehrheiten organisiert werden müssten und der Kompromiss zur Politik gehöre. Allerdings sei die Agrarpolitik eine Kernkompetenz der CDU, die nicht entrissen werden dürfe. Im übrigen würde die schwarz-grüne Koalition im Bundesland Hessen ja ganz gut zu funktionieren.
Johannes Röring wäre kein Freund einer schwarz-grünen Koalition und kämpft für eine andere Konstellation. Allerdings sehen Umfragen zur Zeit eine Rot-Rot-Grüne Mehrheit. Da wäre eine schwarz-grüne Mehrheit wohl besser…
Franz-Josef Holzenkamp betonte auch, dass die Stärke der CDU im ländlichen Raum läge. In Hessen habe die CDU den ländlichen Raum tatsächlich geopfert. Er will alles dafür tun, damit es nicht soweit kommt. Holzenkamp möchte in einem Umfeld von Vertrauen agieren und das sähe er nicht bei einer künftigen Zusammenarbeit mit den Grünen, die ideologische Scheuklappen haben und in einem Klima des Misstrauens agieren.
In der Schlussrunde wünschte sich Johannes Buß einen Dialog der Landwirte mit allen gesellschaftlichen Gruppen. Landwirt Matthias Everinghoff ergänzte und forderte auch einen Dialog innerhalb der Landwirtschaft, damit alle auf den nicht einfachen Weg in die Zukunft mitgenommen würden.
Das war nun mein zweiteiliger Bericht von der wirklich gelungenen Versammlung. Es wird noch einmal deutlich, dass wir Landwirte uns weiter öffnen müssen und das Gespräch, den Dialog mit den Verbrauchen suchen müssen. Dabei ist auch eine gute Portion Selbstkritik von Nöten. Die Öffentlichkeitsarbeit wird also in Zukunft weiter an Bedeutung zulegen müssen.
Man kann es positiv sehen: Es liegen ganz spannende Zeiten vor uns und wir sind mittendrin!
Ich wünsche allen Lesern ein schönes Wochenende und mir etwas Regen! 😉