Das Huhn legt sein Ei auf dem Balkon, die Kartoffel wächst im Stadtpark: Lebensräume wieder lebenswert gestalten!

Alexandrowka Potsdam
Deutschland’s Lebensräume zurückerobern – packen wir es an! ALLE!

Beim Fernsehmagazin Frontal21 und damit dem Mutterschiff  #ZDF des Formats macht man sich augenscheinlich Sorgen. Große Sorgen. Es geht um nichts Geringeres als die sich dramatisch verschlimmernde Lage für Vögel, Insekten, Pflanzen und – ja, ganze Lebensräume! Um ein breites Publikum aufzurütteln, sendet #Frontal21 daher am 10. Oktober um 21 Uhr einen Beitrag zum Thema.

Bei der Ursachenforschung landete die Redaktion beim BUND für Umwelt und Naturschutz. Nun basiert die Daseinsberechtigung dieser Nichtregierungsorganisation (NGO) auf einer kaputten Natur. Je schlimmer die Lage von Flora und Fauna, desto flotter rollt der Spendenrubel. Da verwundert es wenig, wenn die üblichen Sündenböcke wieder hervorgekramt werden: Die Agrochemie und die Industrielle Tierhaltung seien ein wesentlicher Grund, so die erdverbundenen Umweltexperten aus Berlin-Mitte.

Leider sind Redaktion und NGO die Tatsache entgangen, dass das Leben kein Schwarz-Weiß trägt. Es ist komplex. Ich habe mir daher bei Facebook erlaubt, die Redaktion in einem Post darauf darauf hinzuweisen. Dabei habe ich mich um einen konstruktiven Ansatz bemüht:

Lebensräume können zurückholt werden, werte Redaktion. Ganz einfach: Die Landwirte stellen alle auf Bio um, im Ackerbau und in der Nutztierhaltung. Das wäre zwar mit beträchtlichen Mindererträgen verbunden (im Ackerbau rechnet man mit einem Minus von 30 bis 50 %), aber, hej, ist ja nur Essen, das wächst allemal im Supermarkt. Oder im Ausland. Null Problemo.

Beton zu Naturlandschaft!

Dann renaturieren wir richtig viel. Ihr wisst schon. Ein Teil des Ackerlandes (merke: Essen wächst im Supermarkt) wird in hübsch anzuschauende Natur umgewandelt, auch Massentierhaltungsställe werden vom Erdboden getilgt. Von Natur wird man zwar nicht satt, aber das spielt keine Rolle, denn: Essen wächst im Supermarkt!

Dann hören wir ab sofort auf, täglich 60 Hektar und mehr für EUCH alle da draußen umzuwandeln. Ich glaube, ich erwähne es besser kurz, da viele Menschen dermaßen weit von der Landwirtschaft entfernt sind, dass sie gar nicht wissen, WO sie leben, Auto fahren und ihre Ikea-Möbel auf der grünen Wiese shoppen. Oder WO viele ihre Penunsen verdienen: auf ehemaligem Ackerland. Ja, so ist es. Jeden Tag werden etwa 84 fußballfeldgroße Flächen der Lebensmittelerzeugung entzogen – zum Wohle der Allgemeinheit. Weil: Essen wächst ja im Supermarkt. Oder im Ausland. Oder?

Lebensraumzerstörer an die Arbeit – ALLE!

So, jetzt haben wir die bösen, lebensraumzerstörenden, konventionellen Landwirte abgearbeitet und wenden uns Euch zu, die Ihr in urbanen Milieus wohnt. Ihr seid nämlich gewaltige Lebensraumzerstörer. Daher leistet auch Ihr aus Gründen der Fairness Euren Teil:

Zuerst wird ein beträchtlicher Teil des von Euch genutzten ehemaligen Ackerlandes seiner ursprünglichen Bestimmung zurück übergeben. Ihr zieht in die Städte. Könnte etwas eng werden, aber wir ALLE sind gefordert.

Ihr glaubt zwar, Euer Essen wächst im Supermarkt. Aber ich verrate Euch ein Geheimnis: Dem ist nicht so! Und wenn Ihr Bio wollt, keine Pestizide und keine Massentierhaltung, und das KONSEQUENT nicht wollt, dann kommt Euer Essen auch NICHT aus dem Ausland.

Urban Gardening will NOT be just for fun!

WIE Euer Essen wächst, das werdet Ihr neu erlernen (müssen), denn Ihr baut zukünftig einen Teil selber an. Das geht nicht anders. Wo? In den Parks und auf sonstigen Grünflächen in Euren Städten. Auch Nutztiere lassen sich in der Stadt halten. Ein Blick zurück in die gute alte Zeit belegt dies. Für Schweine und Kühe findet sich immer ein Plätzchen im Hinterhof, Hühner fühlen sich auch auf dem Balkon wohl (aber nicht im Käfig, das versteht sich ja von selbst).

Parks und Grünflächen sind überflüssig. Ihr werdet keine Zeit mehr für’s Flanieren erübrigen können, die Lebensmittelerzeugung neben dem Bürojob ist zeitintensiv. Eure Wauwis braucht Ihr demnächst auch nicht mehr Gassi führen. Warum? Die werden verboten. Genauso wie Eure Katzen.

Warum? Habt Ihr einen blassen Schimmer, was Eure Lieblinge fressen und WO das Futter herkommt? Und vor allem welche Mengen zusammen kommen? Keine Massentierhaltung, kein Fressi. Keine mit Gas getöteten Küken (NEIN, die Puschels werden in Deutschland NICHT geschreddert!), kein Fressi. Ganz einfach.

Lebensraumzerstörung für einen guten Zweck!

EIN Lebensraum bedarf allerdings dringend der Zerstörung, will man dem verlinkten Kress-Artikel Glauben schenken: das journalistische Biotop.

Werte Frontal21-Redaktion, Ihr kündigt im Teaser das übliche Hau-die-Landwirtschaft an. Das hatten wir in den letzten Jahren wirklich bis zum Erbrechen. Geht es auch differenziert?

8 comments Add yours
  1. Ist es wirklich ein “konstruktiver Ansatz”, Journalisten gegenüber die Zerstörung ihres Lebensraums “journalistisches Biotop” zu fordern, vor allem, wenn man den kritisierten Bericht noch gar nicht kennt? Ist ein solches Vorgehen klug und zielführend, oder soll es mal wieder nur vorgefasste Meinungen der Zielklientel bedienen?

    1. Moin Otmar,
      ja das habe ich auch gleich denken müssen. Ich denke aber leider, dass die Vorurteile bezüglich der erwarteten Berichterstattung mal wieder eintreffen werden. Von daher wird trifft der Artikel den Zeitgeist, den wir uns stellen müssen, schon ganz gut. Die Diskussionen sind meistens an Oberflächlichkeit und Heuchelei einfach nicht zu toppen. Was der Verbraucher will kauft er ein. Und da scheint keinen Wert auf besondere Produktion, sondern in erster Linie auf besonders günstige Preise zu liegen. Ein Kreuz, dass wir alle tragen.

      1. Durch die Vielzahl von Markenprogrammen , Kennzeichnungen , Täuschungsversuchen und Werbeversprechen blickt auch kein Verbraucher mehr durch.
        Klare einheitliche Kennzeichnungen wären da wohl hilfreich.

  2. Haben Sie den Kress-Essay gelesen? M.E. trifft er die Situation in mancheiner Redaktion auf den Punkt.

    Übrigens, wer genau hingelesen hat, weiß, dass ich mich auf den Teaser-Text beziehe. Diese kurzen Anreißer sind i.d.R. nicht ohne Grund so abgefasst, wie sie online gebeamt werden.

    1. Ihr unreflektierter Generalangriff auf den kritischen Journalismus ist die beste Werbung und Rechtfertigung für diese Art der Berichterstattung.

  3. Wenn Sie sich beschweren möchten über den “Angriff”, wenden Sie sich bitte an den Chefredakteur von kress.de. Sein Name ist Marc Bartl, er hat den Beitrag verfasst. 😉

    1. Ich empfehle Ihnen mal das Studium der NOZ über die Jahre hinweg.Sogar in diesem businessfreundlichgen Medium ist das Wohlwollen gegenüber Ihrer Blocksichtweise nahezu aufgebraucht .Wie vernagelt muß man/frau denn sein ,um die Brücken nicht zu nutzen ,die gerade die NOZ immer wieder anbietet bei der medialen Konsensfindung?

  4. Warum sollte ich die NOZ lesen, wenn ich in der Region gar nicht wohne und die NOZ mir konsequenterweise nichts zu sagen hat? Das ist ein regionales Blatt. Vernagelt trifft wohl eher auf Ihre Bemerkung zu. Genauso gut könnte ich Sie einfach mal so zur Abwechslung beschimpfen, weil Sie die Augsburger Allgemeine oder die MAZ oder wie auch immer nicht lesen lesen.

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