Die größte Bauerndemo

Die große Bauerndemo in Berlin jährt sich zum ersten mal. Vielen sind noch die wirklich imposanten Bilder im Kopf hängengeblieben. Zwischenzeitlich ist nach der anfänglichen Dynamik und Euphorie die von der LsV-Bewegung entfacht wurde auch wieder Ernüchterung eingekehrt.

Treckendemo in Berlin. Die Lichter der Schlepper leuchten an der Siegessäule in der Dämmerung

Ich habe “Land schafft Verbindung” oft kritisch und skeptisch begleitet, möchte aber dennoch einen Text von Uta von Schmidt-Kühl (LsV Deutschland) veröffentlichen und insgesamt – trotz der prekären läge auf vielen Höfen – etwas Hoffnung machen, dass mit Gemeinsamkeit große Wirkungen erzielt werden können. Natürlich sind es dicke Bretter, die gebohrt werden müssen. Alleine mit Treckerdemos wird man wenig bewegen, aber für alle Bauern und Verbandsvertreter, die mit der Politik verhandeln, kann die große Aufmerksamkeit, die erregt wurde, Rückenwind sein.

von Uta von Schmidt-Kühl

Gestern vor einem Jahr waren wir alle gemeinsam in Berlin am Brandenburger Tor und haben die Nation auf uns, unsere Sorgen und Probleme aufmerksam gemacht. Vor allem wurden wir an diesem Tag sichtbar und haben das Land in die (Haupt-)Stadt gebracht. Von überall her haben wir uns aufgemacht, nicht nur um tolle Bilder und Gänsehaut zu produzieren.

Wir wollten den ignoranten Städtern und den noch ignoranteren Berufspolitikern unsere Verzweiflung ins Gesicht schreien und endlich die Wertschätzung einfordern, die uns zusteht. Genau das haben wir getan, aber noch so viel mehr erfahren an diesem Tag. Nämlich ein ziemlich ungewohntes Gefühl in unserer Branche: Zusammenhalt, Gemeinschaft, Solidarität. Uns eint die Sorge um unsere Betriebe, unsere Familien, unsere Existenzen und unsere Zukunft. Aber uns verbindet auch der Kampfgeist, wie wir an diesem eindrucksvollen Tag vor einem Jahr gemerkt haben, denn wir haben alle viel zu verlieren.

Es geht um unser LEBEN!

Und wie sieht es heute aus? Von vielen wurde landauf landab unheimlich viel Zeit und Mühe investiert, um für die Landwirtschaft etwas zu erreichen. Große Herausforderungen standen und stehen an, die Novellierung der Düngeverordnung, der Green Deal, die GAP-Reform, Corona, Schlachthaus-Schließungen, ASP…

Aufgeben ist keine Option!

Es nimmt kein Ende und es gibt Tage, da möchte man das Handy hinter den Knick schmeißen und weglaufen. Aber dann? Dann kommt jemand mit einer tollen Idee, oder man sieht auf Facebook eine tolle Aktion von Kollegen in anderen Teilen Deutschlands. Es kommt eine Mail aus dem Ministerium mit der Info zur Ausweisung der neuen Nitratkulisse oder jemand postet ein Video von der Berlin-Demo. Und man weiß wieder, warum man das alles so gerne macht. Auch wenn wir uns nicht immer einig sind, welcher der richtige Weg zum gemeinsamen Ziel ist, wir uns über Personen ärgern oder Symbole, eines ist klar: alleine erreichen wir nichts, selbst in kleinen Gruppen viel zu wenig.

Was uns stark macht, ist die Gemeinschaft!

Also: vielen Dank an alle, wirklich alle, die sich im letzen Jahr engagiert haben, die geplant, organisiert, gefilmt, geschrieben, veranstaltet, recherchiert oder was auch immer beigetragen und unserer Bewegung Leben eingehaucht haben.
Lasst uns weitermachen, besser werden, aus Fehlern lernen, Kräfte bündeln und nach vorne sehen. Denn wir sind Bauern!

Und gemeinsam sind wir stark!


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zehntausende Demonstranten in Berlin zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule
die Demonstranten drängen sich an der Bühne
Alle Fotos von LsV Deutschland
2 comments Add yours
  1. “Ignorante Städter und noch ignorantere Berufspolitiker…”
    Ob dieses feinsinnigen Abwägens, dieser differenzierte Betrachtung, wird die eingeforderte Wertschätzung sicher nicht auf sich warten lassen und von ganzem Herzen kommen. Geht uns selber ja auch so: Wenn uns jemand dumm kommt, dann mag man den ja gleich viel lieber….

  2. Ihr lieben Bauern,
    ich Städter danke euch sehr für eure Hingabe zu Land und auf Demo!

    Ihr müsst die etablierten Medien mit ins Boot holen,
    damit mehr Städter darauf aufmerksam werden…
    Und das gelingt am besten,
    indem man vor den Medienbüros demonstriert!!!

    Dann erst spuren Berufspolitiker, die zu meißt
    dem Geld und der Geltung dienen.

    Das sie vom Steuerzahler bezahlt werden und das entsprechende Verantwortung mitsichbringt, scheint vergessen!

    Also liebe Bauern…
    Medien, Medien, Medien
    Dann erst kommt der existenzielle Druck!

    LG aus HH

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