Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur der Zeit, is(s)t seit einem Jahr vegan. Sein privates Jubiläum hat er kürzlich öffentlich gemacht: „Wie es ist, Tiere nicht mehr zu benutzen“. Die Leserschaft des ZEITmagazins (32/2018) durfte Einblick nehmen in sein neues Leben; die Wandlung hatte es gar zur Titelgeschichte geschafft. All dies in völliger Unkenntnis der Tatsache, dass der Veganismus eine Mission Impossible ist. Außerdem ist er unethisch. Aber dazu später.
Am 1. August wandte sich Ulrich mit folgendem Tweet an die Öffentlichkeit:
Schonende Bemeinung? Eine gewagte Bitte. Immerhin ist der Journalist nach nur einem Jahr Veganismus bereits auf einem recht hohen Moralross unterwegs ist. Von dort teilt er kräftig aus, wie die beiden Tweets zeigen:
Auch zu Dürrehilfen für Bauern hat der Mann einen klaren Standpunkt: Die Hauptprofiteure der Agrarindustrie mögen sie bitte finanzieren.
Kurzum: Ulrich hat sich radikalisiert. Dies gibt er unumwunden zu.
Was den bekennenden Schalke-Fan allerdings nicht interessiert, da er überzeugt zu sein scheint, der vegane Wille allein zähle: Jeder Veganer profitiert von der Agrarindustrie. Im Falle Ulrichs macht sie ihn nicht nur satt, sondern ermöglicht dem Journalisten gar, seinen Beruf auszuüben, in Urlaub zu fahren, und, last but not least, den Lebensstil der “karnivoren Gesellschaft” zu geißeln. Sprich des Großteils seiner Leserschaft, also der Leute, die ihm sein Leben finanzieren. Daher heißt es eben nicht wie auf Schalke: A – W – G. Alles wird gut. Ganz im Gegenteil.
Dem Schwein entkommt man nicht
Wie der Zeit-Journalist profitiert? Er benutzt Tiere. Jeden Tag. An jedem einzelnen Buchstaben seiner Tweets, in dem der auf seine Radikalität stolze Missionar seine fleischessende Leserschaft verunglimpft, klebt Schweineblut, um es zugespitzt auszudrücken. Jeder einzelne Tweet ist ein Beleg, dass der Veganismus nicht existiert. Nicht existieren kann.
Den Hintergrund hat Klaus Alfs in seinem BlogPost „EuroTierleid mit Rike“recherchiert:
„Alle Geräte, die mit Strom betrieben werden, enthalten Kupferdrähte. Um aber die notwendige Reinheit des Kupfers herzustellen, muss Knochenleim als Inhibitor verwendet werden. Dieser Leim findet auch in anderen Bereichen häufige Verwendung: „Wir nutzen ihn als Klebstoff für Papier, Pappe, Holz, Filz und Stoff. Ebenso benötigen wir ihn für Gummierungen und Beschichtungen in der Buchbinderei, als Vergolder- und Bildergrund, zum Leimen von Farbpigmenten“, heißt es z. B. in einem technischen Merkblatt eines Fachhandels für ökologisches Bauen.“
Auf Hochdeutsch: In jedem digitalen Endgerät steckt ein Borstenvieh.
Aber es kommt noch “schlimmer”. In ihrem Buch “Pig 05049” hat die niederländische Designerin Christien Meindertsma penibel recherchiert, was alles in einem Schwein steckt: Das Tier findet seinen Weg in mindestens 185 nicht-fleischliche Produkte, von Gewehrkugeln bis zu künstlichen Herzen. Hörenswert finde ich ihren Vortrag „How pig parts make the world turn“ zu ihrer Arbeit” – enjoy!
Gleichfalls aussagekräftig:
Scheiße ist nachhaltig, Scheiße entkommt man nicht
Well, shit happens, möchte man Ulrich zurufen, denn weder der Mensch im Allgemeinen noch der Veganer Bernd Ulrich können ohne leben. Vermutlich wird er es nicht hören wollen, aber vieles von dem, was auf seinem Teller landet, hat Gülle quasi inhaliert: Organischer Dünger ist Lebenselixier für Pflanzen – und damit auch für Veganer.
Warum dies so ist und welche immense Bedeutung Tierschiete für die Lebensmittelerzeugung hat, erläutert ein Beitrag bei BlogAgrar. Hier die Kurzversion:
Ein Grundsatz im Pflanzenbau ist, dass man durch die Ernte der Früchte Nährstoffe, die die Pflanze aufgenommen hat (i.d.R. aus dem Boden), von der Fläche entfernt. Dadurch entsteht ein Defizit an Nährstoffen, die in der nächsten Anbauperiode fehlen. Wird dieses Defizit nicht wieder durch Nährstoffzufuhren egal welcher Art ausgeglichen, betreibt man Raubbau am Boden und wird den Boden innerhalb weniger Jahre auslaugen.
In der Langversion werden die Details informativ und verständlich aufbereitet – Prädikat „wertvoll“, wie ich finde. Ich habe den Beitrag „Warum Landwirtschaft ohne Tierhaltung nicht funktionieren kann“ verlinkt.
Der Veganismus ist unethisch!
Wer den Gülle-Text von vorne bis hinten durchgelesen hat, kann vermutlich nachvollziehen, warum ich behaupte, der Veganismus sei bis ins Mark unethisch: Die Abschaffung der Nutztierhaltung läuft langfristig auf Mangel und Hunger in der Welt hinaus.
Ein weiterer Grund gesellt sich hinzu: Etwa 70 % der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzflächen ist Dauer-Grünland. Egal, wie man es auch drehen und wenden mag: Auf diesen Flächen wächst nichts, was Menschen verdauen können – aber Tiere!
Daher spricht man auch von ‘Veredelung’: Tiere fressen Gras, Menschen ernähren sich von Tieren. Von den steilen Abhängen norwegischer Fjorde bis hinunter zur Subsahara: Dass Menschen Tiere essen, ist kein Unfall der Geschichte, sondern hat vitale Gründe.
Wer also die Nutzung von Tieren pauschal vom hohen Moralross herunter verurteilt, handelt unethisch, denn er verwehrt Abermillionen Menschen ihre Mittel zum Leben.
„CO2-Reduktion? Mir doch egal! Sprach die Republik und fuhr ihr Klima an die Wand.“
Natürlich darf das Thema Klimawandel nicht unerwähnt bleiben.
Auch im ZEITmagazin darf das Klima nicht fehlen.
Das ist, Verzeihung: der übliche Strauß bunter Plattitüden. Das Thema menschengemachter Klimawandel inklusive der zentralen Bedeutung von CO2 sowie die Folgen sind seit bald 30 Jahren fester Bestandteil der massenmedialen Berichterstattung.
Nur hat es kaum einen interessiert. Seit über einem Vierteljahrhundert legt die Republik ein rundum destruktives CO2-Verhalten an den Tag – und schiebt jetzt der konventionellen Landwirtschaft den Schwarzen Peter zu für die Dürre? Ein Stück aus dem Dollhaus!
Steil finde ich ferner die Behauptung zur Wirkung der “fleischbesessenen Landwirtschaft”. Das Umweltbundesamt beziffert den Anteil der Landwirtschaft an der Emittierung klimaschädlicher Gase gerade mal auf 7 %.
Das Thema Dürre und Klimawandel habe ich an anderer Stelle hier im Blog bereits behandelt: „CO2-Reduktion? Mir doch egal! Sprach die Republik und fuhr ihr Klima an die Wand.“
A propos menschengemachter Klimawandel: Inwieweit Bernd Ulrich seinen Beitrag leistet? Keine Ahnung. Ich keine sein Reiseverhalten nicht, weiß nicht, welchen Wagen er fährt und aus welchen Ländern dieser Welt seine Kleidung und Konsumgüter stammen. Daher werde ich an dieser Stelle von Spekulationen absehen. Und mir meinen klimamörderischen Teil denken!
Ach ja, à propos Regenwald, die folgende Randnotiz muss sein: Denn die Aussage Ulrichs dazu ist falsch, auch wenn sie geländegängiger Mainstream ist im öffentlichen Diskurs. Deutschland’s Nutztiere machen das, von dem der Verbraucher bloß vorgibt, er würde es tun: Sie fresssen regional. Mehr als 80 % einer Futterration stammt aus der heimischen Erzeugung. Deutschland importiert 1,5 Prozent der weltweiten Sojaernte – allerdings in Form von Sojaextraktionsschrot. Dies ist ein Restprodukt der Sojaölgewinnung. Abfall.
Wieso-weshalb-warum Bernd Ulrich?
Es ließen sich weitere Gründe aufzählen, warum das moralische Ross kein geeigneter Aufenthaltsort für Veganer ist. Aus gesundheitlicher, ökologischer, philosphischer Perspektive. Da ich die Seiten allerdings schon ordentlich gefüllt habe und noch nicht (aber fast ;-)) fertig bin, möchte ich es dabei belassen. Wer sich ausführlicher informieren möchte, dem sei die kleine Lektüreauswahl weiter unten ans Herz gelegt.
Warum ich die wundersame Wandlung des Bernd Ulrich nicht ignore? Weil …
- ich den in der Regel distanzlos-positiven Grundtenor in der bundesdeutschen Berichterstattung zum Thema Veganismus leid bin;
- Ulrich Journalist ist, und zwar nicht irgendeiner. Der Mann ist stellvertretender Chefredakteur bei der führenden Wochenzeitung der Republik. Die Zeit ist Meinungsmacherin;
- seine Geschichte, aber auch die teils unkritischen Reaktionen von Kollegen belegen, wie unfassbar wenig Ahnung viele Journalisten im Land haben von den Grundlagen der Erzeugung ihrer Lebensmittel. Recherche zum Thema findet schlicht und ergreifend nicht statt;
- der Mann hingeht, seine Leser abkassiert und dann die fleischessende Kundschaft beleidigt. Mal eben so aus dem Lameng. Und die Zeit macht das mit. Unfassbar!
Jetzt mal vegan leben, Herr Ulrich – aber richtig!
Nobody is perfect! könnte man einwenden. Jeder fängt mal klein an. Hauptsache, man fängt an. Etc. Stimmt! Wer die Welt verbessern möchte , muss nicht nur Worte, sondern auch Taten schwingen – so gehört sich das!
Wer dabei aber kräftig mit der Moralkeule austeilt, seine Mitmenschen verunglimpft, muss damit rechnen, dass für ihn besondere Maßstäbe gelten. Im vorliegenden Fall bedeutet dies: ein echt veganes Leben leben!
Was den Dürre-Obulus betrifft, den Ulrich als Profiteur der Agrarindustrie und konsequenter Mensch jetzt vermutlich entrichten möchte: Der Deutsche Bauernverband dürfte für die Höhe der Summe sowie Bankverbindung der beste Anspechpartner sein!
Lektüretipps Veganismus
Klaus Alfs
Der Autor Klaus Alfs setzt sich in seinen Artikeln kritisch mit ethischem Vegetarismus, Tierethik und Ökologismus auseinander. Hier eine kleine Text-Auswahl, u.a. eine kritische Analyse der Veganwerdung Ulrichs (weitere Beiträge in seinem Blog Meinung Wahn Gesellschaft)
- “Veganer in Berlin. Warum Veganes Leben Unsinn ist.”
- Ich bin so schön, ich bin so toll …
- EuroTierleid mit Rike
Gerati
Was alle Menschen, die glauben sich vegan zu ernähren regelmäßig vergessen ist, dass insbesondere für die Produktion veganer Lebensmittel besonders viele Tiere getötet werden müssen. Neben der selbstverständlichen Kontrolle der Wildtierbestände kann es mit unter sein, dass für einen Baum, bevor er einen einzigen Apfel fallen lässt mehr Tiere gestorben sind, als der bekennende Fleischliebhaber in seinem ganzen Leben verzehren kann.
Vganer glauben, sich vom Ökosystem auskoppeln zu können. Aber das schaffen sie nicht einmal vollständig, wenn sie eine Brücke ihres Zwecks entfremden.
Die vegetarische wie auch die vegane Lebensweise ist schändlich, und klammert sich parasitär an die Gesellschaft.
Hallo Hubi, na hilft dir dein Kommentar und deine Ansicht, der Fleischeslust weiter zu frönen? Die massentierhaltung in Kauf zu nehmen und deren Tierquälerei? Warum tötet ein Apfel mehr Tiere als die 150 Milliarden in der Massentierhaltung? Komisches Argument! Wie ist es möglich die vorsetzliche Qual von Tieren gut zu heißen? Ach ja: 5 Minuten Geschmack- schon klar
Danke!
Na, da bedankt sich aber die Richtige: Brigitta Blume, gelernte und studierte Landwirtin, hat mich in die Abgründe des Veganismus eingeführt. Quasi. Wer Brigitta und ihren Diskussionen bei Facebook folgt, kommt um Fakten nicht herum. #Isso
Also: Danke!
🙂
So soll es funktionieren. Und jetzt bleibt mir nur noch, Dir einen schönen Sonntag zu wünschen und viele Leser, die anschliessend ähnliches von Dir sagen können 🙂
Sehr sauber recherchiert und sehr flott geschrieben.
Danke.
Danke!
“Das Umweltbundesamt beziffert den Anteil der Landwirtschaft an der Emittierung klimaschädlicher Gase gerade mal auf 7 %.” Ob die Emissionen der Landwirtschaft einen Einfluß aufs Klima haben muss stark bezweifelt werden. Siehe meinen Kommentar bei „CO2-Reduktion? Mir doch egal! Sprach die Republik und fuhr ihr Klima an die Wand.“
Großartig!
Danke.
Bitte!
Furios!
Danke.
“Es ließen sich weitere Gründe aufzählen, warum das moralische Ross kein geeigneter Aufenthaltsort für Veganer ist. Aus gesundheitlicher, ökologischer, philosphischer Perspektive.”
Das “moralische Ross” braucht nicht geritten zu werden.
1.
Gesundheitlich:
Dietiatians of Canada Healthy Eating Guidelines for Vegans (Nov 27, 2014):
“A healthy vegan diet has many health benefits including lower rates of obesity, heart disease, high blood pressure, high blood cholesterol, type 2 diabetes and certain types of cancer.”
Academy of Nutrition and Dietetics (referred to by the USDA), Volume 116, Issue 12, Pages 1970-1980 (December 2016), Abstract
“It is the position of the Academy of Nutrition and Dietetics that appropriately planned vegetarian, including vegan, diets are healthful, nutritionally adequate and may provide health benefits for the prevention and treatment of certain diseases. These diets are appropriate for all stages of the life cycle, including pregnancy, lactation, infancy, childhood, adolescence, older adulthood and for athletes. Plant-based diets are more environmentally sustainable than diets rich in animal products because they use fewer natural resources and are associated with much less environmental damage. Vegetarians and vegans are at reduced risk of certain health conditions, including ischemic heart disease, type 2 diabetes, hypertension, certain types of cancer, and obesity. Low intake of saturated fat and high intakes of vegetables, fruits, whole grains, legumes, soy products, nuts, and seeds (all rich in fiber and phytochemicals) are characteristics of vegetarian and vegan diets that produce lower total and low-density lipoprotein cholesterol levels and better serum glucose control. These factors contribute to reduction of chronic disease. Vegans need reliable sources of vitamin B-12, such as fortified foods or supplements.”
The Associations of UK Dietitians:
“Well planned vegetarian diets can be nutritious and healthy. They are associated with lower risks of heart disease, high blood pressure, Type 2 diabetes, obesity, certain cancers and lower cholesterol levels. This could be because such diets are lower in saturated fat, contain fewer calories and more fibre and phytonutrients/phytochemicals (these can have protective properties) than non-vegetarian diets.”
2.
Ökologisch:
J. Poore1,2, T. Nemecek3, Science 01 Jun 2018
[1)Department of Zoology, University of Oxford, New Radcliffe House, Oxford OX2 6GG, UK
2)School of Geography and the Environment, University of Oxford, South Parks Road, Oxford OX1 3QY, UK
3)Agroscope, Agroecology and Environment Research Division, LCA Research Group, CH-8046 Zürich, Switzerland]
“For example, a low-impact litre of cow’s milk uses almost two times as much land and creates almost double the emissions as an average litre of soymilk.
Animal product free diets, therefore, deliver greater environmental benefits than purchasing sustainable meat or dairy.
Further, without major changes in technology that disproportionately target animal products, the researchers show that animal product free diets are likely to deliver greater environmental benefits than changing production practices both today and in the future.
Specifically, plant-based diets reduce food’s emissions by up to 73% depending where you live. This reduction is not just in greenhouse gas emissions, but also acidifying and eutrophying emissions which degrade terrestrial and aquatic ecosystems. Freshwater withdrawals also fall by a quarter. Perhaps most staggeringly, we would require ~3.1 billion hectares (76%) less farmland. ‘This would take pressure off the world’s tropical forests and release land back to nature,’ says Joseph Poore.
The researchers show that we can take advantage of variable environmental impacts to access a second scenario. Reducing consumption of animal products by 50% by avoiding the highest-impact producers achieves 73% of the plant-based diet’s GHG emission reduction for example.”
3.
Philosophisch:
Wie wäre es z.B. mit Kants Kategorischem Imperativ?
…Aber die von uns angegebenen Quellen sind allesamt Teil des Systems, des Establishments, Mainstream, also Fake, geht ja gar nicht anders…
Bitte haben Sie doch die Güte zu erläutern, wie Sie mit dem kategorischen Imperativ Kants den Verzicht auf tierliche Produkte begründen wollen.
In der Selbstzweckformel lautert er: »Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.« Die Menschheit! Tiere kommen da gar nicht vor.
Also spätestens bei Kant ist dann aber Schluß, jedenfalls in der Praxis. Wollten mehr als eine winzige Handvoll Menschen sich vegan ernähren, und wären die Produkte, die sie dabei konsumieren vollvegan statt güllevegan wie heute, dann käme gerade der kategorische Imperativ zum tragen: diese Menschen würden nicht nur ihren Mitmenschen sondern auch allen anderen Lebewesen (Tieren und Pflanzen) die Böden zerstören.
Brigitta und Klaus Alfs,
Im Kommentar von AdT steht schon zutreffend, dass sich unser Kommentar nicht auf Tiere bezieht. Unser Kommentar steht im Kontext der Ressourceneffizienz und damit angesichts der wachsenden Weltbevölkerung notwendigen Bedingung für eine ausreichende adäquate Ernährung möglichst aller Menschen.
Brigitta, hier wurden Norman Borlaug und Wissenschaftler der Universität zu Oxford, des Weizmann-Instituts und der ETH Zürich zitiert. Wir könnten noch weitere namhafte Wissenschaftler und Institute anführen. Was sind Ihre Belege für Ihre Aussage? Warum setzen Sie unbelegte Behauptungen in die Welt.
Dr. Andrew Wakefield hat schließlich auch bewiesen, dass Impfen Autismus verursacht. Und alle anderen Forscher hatten/haben Unrecht. Die eine Studie, die alle anderen schlägt. So wie das Gros der Ärzteschaft Unrecht hat, wenn es sagt, dass Kinder, auch Kleinstkinder, nicht vegan ernährt werden sollten, da es schwere gesundheitliche Schäden nach sich zieht.
War klar, dass Sie auch Impfgegnerin sind. Und Kunstdünger ist Ihnen wohl nicht “ganzheitlich” genug. Gab es ja auch nicht im Paläolithikum. Jetzt aber schön Mäuse und Anthilopen fangen…
Ergänzung: *ironieaus*
Gibt es eine Erhebung darüber, was Ärzte sagen? Entscheidend ist, was einschlägige Wissenschaftler sagen. Die Academy of Nutrition and Dietetics ist hoch angesehen. Das USDA schließt sich deren Empfehlungen an.
Man muss unterscheiden zwischen Gefahr und Risiko. Gefahr: gibt es wohl nicht bei ausgewogener veganer Ernährung mit Vitamin-B12-Supplementierung – wobei es keine oder nicht genügend randomisierten Doppelblindstudien, den Goldstandard, gibt. Risiko: hoch, bei dummen Eltern. Man muss hierbei bedenken, dass auch das Esoterik-/Naturheildings-Business bedient, dessen Kunden intellektuell unsouverän sind.
Daraus folgt – und hierbei schließe ich mich der nachstehend zitieren Aussage des BfR an:
“Im Rahmen der Befragung wurde deutlich: Wer die vegane Ernährung als gefährlich oder abnormal darstellt, findet wenig Gehör bei der Zielgruppe. Eine effektive Risikokommunikation sollte vielmehr an bestehende Überzeugungen anknüpfen. Dazu gehören konkrete Anleitungen für Veganerinnen und Veganer, die sie mit ihrer Ernährung verbinden können.”
Sicherlich kann man sagen: Je mehr sich vegane Vollwerternährung verbreitet, also vollwertige vegane Mahlzeiten im Restaurant auch von Mischköstlern nachgefragt werden, desto geringer wird das Risiko durch Falschanwendung. Und zwar deshalb, weil die Menschen dann eine Vorstellung von einer vollwertigen veganen Ernährung bekommen. Ernährungswissen ist bei den meisten nicht deskriptiv (wo sind viel Aminosäuren drin?), sondern intuitiv (brauche Fleisch – bei Vegan dann: brauche genügend Getreide, Hülsenfrüchte).
Viele assoziieren ja mit Vegan “nur Salat”. Dieses Klischee als Anti-Veganer am Leben zu erhalten, wie z.B. Udo Pollmer, ist fahrlässig! Das Opfer sind die Dummen. Die mehrheitlich normal und überdurchschnittlich gebildeten und intelligenten Veganer durschauern solche Pollmers.
Christina Annelies, ich hatte Hoffnung in Sie, dass Sie nicht dieser Kategorie angehören, sondern faktenorientiert sind. Nun zeigen Sie das Gegenteil. Schaden, ich glaube nicht, dass der Landwirtschaft gedient ist, wenn aus ihrer Mitte Fake lanciert wird.
Die Opfer sind diejenigen, die nicht ausreichend informiert sind, wie sie aus ihrer veganen Ernährung resultierenden Mangelerscheinungen ausgleichen können. Und das sind viele. Es sei denn, man erhebt seine alltägliche Ernährung zur Wissenschaft.
“Wer sich für eine rein vegane Ernährung ohne jegliche tierische Lebensmittel ent¬scheide, sollte sich sehr intensiv mit dem Nährstoffhaushalt befassen, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden, heißt es. „Ohne konsequente Supplementierung führt vegane Ernährung über einen längeren Zeitraum regelmäßig zu einem Mangel an Vitamin B12“, so die Ernährungskommission. Besondere Beachtung sollten Veganer zudem der Zufuhr an Eisen, Zink, Jod, DHA, Calcium, Protein und grundsätzlich ihrer Kalorienzufuhr schenken, um kein Risiko für ernste klinische Folgen wie Gedeihstörung oder Anämien einzugehen.”
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/96967/Vegetarisch-und-vegan-Worauf-Eltern-(und-Aerzte)-achten-muessen
“Eine gut geplante vegane Ernährung hat in Bezug auf Ballaststoffe, Gemüse und Obst häufig eine günstigere Zusammensetzung als die in Deutschland übliche Mischkost. Dennoch ist eine ausreichende Versorgung mit einer Reihe von Nährstoffen nicht sichergestellt. Daher muss die Lebensmittelauswahl häufig mit Nährstoffpräparaten bzw. angereicherten Lebensmitteln ergänzt werden.”
https://www.dge-medienservice.de/vegan-essen-10er-pack.html
“Der Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte lehnt Veganismus bei Kindern laut Sprecher Hermann Josef Kahl “kategorisch” ab. Kahl warnt vor “fatalen Folgen und irreversiblen Schäden”: “Wenn im Gehirn zu wenig Vitamin B und verschiedene Aminosäuren ankommen, kann es zu einer starken Entwicklungsverzögerung der Hirnreife und wichtigen kognitiven Beeinträchtigungen kommen”, so der Kinderarzt. Es gebe in Extremfällen starke Lernstörungen.”
https://www.stern.de/gesundheit/ernaehrung/vegetarische-oder-vegane-ernaehrung-bei-kindern–gesund-oder-riskant–7948882.html
Riskiokommunikationsstrategien für so etwas Selbstverständliches wie die tägliche Nahrungsaufnahme? OMG.
“Einige Studien zeigen, dass eine vegane Ernährung positive Einflüsse auf die Gesundheit haben kann, wie zum Beispiel ein niedriger Cholesterinspiegel und ein geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes. Gleichzeitig können bei einer rein veganen Ernährung mögliche Gesundheitsrisiken bestehen. Denn: Eine rein pflanzliche Ernährung erschwert eine ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen. Neben Vitamin B12 werden beispielsweise auch einige Mineralstoffe, bestimmte Aminosäuren sowie langkettige Omega-3-Fettsäuren als potenziell kritische Nährstoffe beschrieben. Dies betrifft insbesondere sensible Gruppen wie Schwangere und Kinder. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat 2016 auf Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Literatur eine Position zur veganen Ernährung erarbeitet. Dabei kam sie unter anderem zu dem Schluss: „Für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche wird eine vegane Ernährung von der DGE nicht empfohlen.“
https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2017/42/vegane_ernaehrung_als_lebensstil__es_besteht_risikokommunikationsbedarf-202177.html
“Aktuelle Untersuchungen zeigen aber auch: Es ist unter strengen Auflagen möglich, die gesundheitlichen Risiken zu minimieren.”
Unter strengen Auflagen! Essen unter strengen Auflagen.
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-05/vegane-ernaehrung-kinder-gesundheit-risiko
“Dumme Eltern?” “Intellektuell unsouverän?”. “Fake?” Tatsache ist doch, dass der Veganismus per se Mangelernährung ist, die man nur mit maximal viel Informationen unbeschadet übersteht. Das nicht hinzubekommen hat mit Dummheit nichts zu tun.
Elitär-dumm bzw. dumm-elitär ist, diese Alltagsleistung nicht als das zu deklarieren, was sie ist: ungemein anspruchsvoll.
Scientific literacy sollte durchaus vorhanden sein bei Eltern, die ihre Kinder vegan ernähren möchten. Gar keine Frage!
Das Schlimme ist, dass es selbst bei den Öffentlich-rechtlichen Journalisten gibt, die so gar keine Peilung haben. Scentific literacy: Fehlanzeige. (Haben Sie den SWR-Beitrag „Schöne neue Essenswelt“ von Katarina Schickling und gesehen? Der Beitrag war allerdings völlig faktenfrei und naturideologieverblendet in die antivegane Richtung; dazu informativ und unterhaltsam: https://graslutscher.de/weltrekord-fuer-deutschland-guinness-buch-bestaetigt-facebook-video-vom-swr-erreicht-hoechste-jemals-gemessene-bullshit-dichte/ ).
Aber was haben wir für Möglichkeiten? So wie es die angloamerikanischen Fachgesellschaften formulieren, ist eine gut geplante vegane Ernährung für Kinder angemessen. Auch das BfR sagt nur, dass “bei einer rein veganen Ernährung mögliche Gesundheitsrisiken bestehen können” (sogar doppelte Möglichkeitsform).
Angenommen, das schnappt eine wissenschaftlich illiterate Katarina Schickling nach einem Gesinnungswandel auf und will ihr Kind nun vegan ernähren. Was nun? Bestreiten, dass eine vegane Ernährung möglich ist? Das wird nicht viel nützen und wäre auch falsch. Es würde solche Leute in die geistige Emigration treiben, sie dächten, die ganze Welt hätte sich gegen sie verschworen, und fangen womöglich an, gar an Lichtnahrung zu glauben. Also wohl doch eher eine akzeptierende interessierte Zuwendung und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Oder was meinen Sie? Jetzt haben Sie ja Fakten gebracht.
“Gibt es eine Erhebung darüber, was Ärzte sagen? Entscheidend ist, was einschlägige Wissenschaftler sagen. Die Academy of Nutrition and Dietetics ist hoch angesehen. Das USDA schließt sich deren Empfehlungen an.”
Der Denkfehler bzw die Fehlinformation liegt schon in der Prämisse.
Um mehr als eine kleine Handvoll Veganer gesund oder nicht ernähren zu können, müsste es nachhaltigen veganen Anbau geben.
Und den gibt es halt nicht. Der Mensch ist nicht das Maß aller Dinge, und seine gesunde Ernährung kein Kriterium für nachhaltigen Anbau. Die Natur hat kein Interesse daran, Menschen wie auch immer überleben zu lassen, im Gegenteil.
Da bräuchte ich noch ein paar Eingeweide dazu, um das richtig deuten zu können. Aber bitte nur von einer selbständig tot vom Baum gefallenen Katze. 😉
Noch großartiger:
Weizmann Institute of Science, The opportunity cost of animal based diets exceeds all food losses, PNAS March 26, 2018:
“We find that although the characteristic
conventional retail-to-consumer food losses are ≈30% for plant and
animal products, the opportunity food losses of beef, pork, dairy,
poultry, and eggs are 96%, 90%, 75%, 50%, and 40%, respectively.
This arises because plant-based replacement diets can produce 20-
fold and twofold more nutritionally similar food per cropland than
beef and eggs, the most and least resource-intensive animal cate-
gories, respectively.”
Kant würde Ihnen was husten. Und dem Kommentator, der oben den kategorischen Imperativ bemüht, selbstverständlich auch. Kant sagt bekanntlich, dass es keinerlei direkte Pflichten gegenüber Tieren gibt, Tiere also keinen moralischen Status haben – und schon gar keine Rechte.
Was hat er also damit zu tun, dass hier irgend ein Humbug zitiert wird, wonach ein Liter Sojamilch weniger »Land« benötigt als ein Liter Kuhmilch? Oder dass man mehr »nutritionally similar food per cropland« gewinnen könne als »beef and eggs«. Dann machen Sie doch mal vor, wie man aus einer bestimmten Fläche Grasland Sojamilch gewinnt!
Derlei Rechenschiebereien haben nicht das Geringste mit der Realität zu tun. Dort besteht die behauptete Nahrungskonkurrenz von Nutztieren und Menschen de facto nicht. Essen Sie doch einfach mal nur das, was das Vieh frisst, und zwar öffentlich einen Monat lang. Da will ich Sie mal sehen mit Ihrem »sapere aude«.
Ups, mein Nachname wurde verschluckt.
Ging in dem obigen Kommentar mit Kant offensichtlich nicht um Tierethik. Ja ja, scheiß auf Wissenschaft, hat eh nichts mit der Realität zu tun. Wenn sie mir nützt, ist Wissenschaft aber super (Glyphosat, nicht wahr, Christina Annelies?).
Das Graslandargument trägt nicht in OECD-Staaten, darüber gibt es auch eine FAO-Studie. In OECD-Staaten wird außer Kraftfutter v.a. Ackergras als Raufutter verfüttert, daher ist ja Rindfleischerzeugung aufgrund der schlechten Futterverwertungsrate von Rindern so ressourcenintensiv.
Aus der oben gemeinten FAO-Studie “Livestock: On our plates or eating at our table? A new analysis of the feed/ food debate”, 2017:
“Roughage is less important in feedlot systems, where grains in the fattening phase account for 38% of total DM intake in non-OCED countries and 72% in OECD countries.”
Aber das ist ja wieder (Mainstream-)Wissenschaft…
Sicher, dass Sie mit Ihrer Quelle zufrieden sind? In der FAO- Zusammenfassung steht:
This study determines that 86% of livestock feed is not suitable for human consumption. If not consumed by livestock, crop residues and by-products could quickly become an environmental burden as the human population grows and consumes more and more processed food. Animals also consume food that could potentially be eaten by people. Grains account for 13% of the global livestock dry matter intake. Some previous studies, often cited, put the consumption of grain needed to raise 1 kg of beef between 6 kg and 20 kg. Contrary to these high estimates, this study found that an average of only 3 kg of cereals are needed to produce 1 kg of meat at global level. It also shows important differences between production systems and species. For example, because they rely on grazing and forages, cattle need only 0.6 kg of protein from edible feed to produce 1 kg of protein in milk and meat, which is of higher nutritional quality. Cattle thus contribute directly to global food security.
http://www.fao.org/ag/againfo/home/en/news_archive/2017_More_Fuel_for_the_Food_Feed.html
Alternativ:
https://phys.org/news/2017-09-livestock-production-smaller-global-food.html
Kennen Sie Norman Borlaug? Der sagte so Dinge wie: “Der Pflanze ist es schnurzegal, ob der Stickstoff, den sie braucht, aus dem Sack mit Kunstdünger kommt oder aus dem Kuhstall. Ohne Kunstdünger könnte die Landwirtschaft weltweit nur zweieinhalb bis drei Milliarden Menschen ernähren. Das bedeutet, die Hälfte der Menschheit müsste sterben. Ich frage mich, wo die Freiwilligen dafür herkommen sollen.”
Wie wollen Sie auch, wie der von Ihnen verlinkte Schreiberling sagt, in der Gülle die gleiche Menge an Nährstoffen haben, wie an das Tier verfüttert wurde, wenn ein Teil davon ins Fleisch und andere Körpersubstanz übergegangen sowie veratmet wurde (Fettverbrennung) und bei Lagerung und Ausbringung der Gülle verlorengeht?
AdT hat es in den Kommentaren zu dem Artikel im Grunde schon gesagt.
Sie dürfen nicht alles glauben, was Frau Blume und Herr Alfs Ihnen sagen, denn die sind nicht ganz bei Trost. Sapere aude! Ein bisschen Logik, und Sie kommen schon recht weit.
“Der konventionelle Pflanzenbau kann trotzdem auch ohne Tierhaltung Defizite im Nährstoffangebot der Böden vermeiden. Nährstoffe werden durch Mineral-/Kunstdünger dem Boden zugeführt. Allerdings ist auch dieses Potenzial endlich. Gerade Phosphor wird innerhalb der nächsten 200 Jahre nicht mehr ausreichend verfügbar sein, da die Rohstoffreserven schlicht und einfach aufgebraucht sind. Wer also Angst hat, dass irgendwann sein Auto nicht mehr rollt, weil die Ölreserven aufgebraucht sind, braucht sich keine Sorgen mehr zu machen. Wenn wir keine Lösung für das Phosphorproblem finden, sind viele von uns eh verhungert (Dann reicht das Öl auch wieder länger für die wenigen Verbraucher).”
https://blogagrar.de/landwirtschaft/landwirtschaft-ohne-tierhaltung/
Das spricht ja gerade GEGEN Tierhaltung. Sie brauchen ja mehr Fläche für den Futterbau. Hinzu kommt, dass die Gülle aufgrund der schwerpunktmäßgen Verteilung der Tierhaltung (Stichwort Tierhaltungshochburgen) nicht dorthin ausgebracht wird, woher die darin enthaltenen Nährstoffe kommen (Süddeutschland, Brasilien usw.). Das Problem ist der Nichtkreislauf (menschl. Ausscheidungen werden nicht auf die Felder gebracht), bei veganer wie nicht veganer Landwirtschaft, nur bei nichtveganer (Flächenbedarf!) eben deutlich verschärft. Zur Ressourcen-/Flächeneffizienz s.o. angeführte Studien. Sie müssen doch nur 1 und 1 zusammenzählen.
Die American Dietetic Association (ADA) ist »hoch angesehen«? Ja, bei Vegetariern. Kein Wunder, der Laden wird ja auch von Vegetarien geleitet:
http://letthemeatmeat.com/post/22315152288/history-of-the-american-dietetic-associations
@ Christina Annelies
Mit ernstzunehmenden Studien bin ich immer zufrieden. Sie sollten aber die Studie verständig lesen (scientific literacy!).
Zunächst: Die Studienautoren kritisieren genau das, was Sie nun gemacht haben, nämlich bei der Trog-Teller-Diskussion nicht den geografischen Kontext berücksichtigt. Die Studie soll nun Aussagen zum globalen Maßstab liefern, in welchem 87-93 % der Rindfleischproduktion eben nicht auf Mastanlagen-Tierhaltung (feedlots) wie in OECD-Ländern verbreitet entfällt. Wir, Deutschland, sind ein OECD-Land.
Die feedlots machen laut der Studie 7-13 % der weltweiten Rindfleischproduktion aus, und genau auf diesen Anteil bezieht sich die Aussage, dass keine Trog-Teller-Konkurrenz bestehe, nicht! So wird von den anderen 87-93 % davon gesprochen, dass Tiere noch als Zugkraft (!) für Transport und Ackerbearbeitung sowie als Verwerter von Weidepflanzen und Nebenprodukten dienen, also die Produktivität der Armen erhöhen und sie dadurch weniger arm macht.
Hierdurch wird meines Erachtens gerade deutlich, dass die Aussagen der Studie auf einer vollkommen anderen Struktur der Landwirtschaft, wie wir sie hier kennen, beruhen. Diese Strukturmerkmale gibt es in OECD-Ländern und besonders in D, USA, DK, NL nicht. Dort werden Weidetiere zu 1/2 bis 2/3 auf Ackerbasis gefüttert (Tiere insg. 72 % in OECD-Ländern lt. der Studie).
@ Klaus Alfs
Was ist denn das für eine Quelle, let the meat meat? Es könnte Fake sein. Es könnte aber auch wahr sein, dass der “Laden” von Vegetariern geführt wird. Genau wie es dicke Köche gibt, soll es auch sich gesund ernährende Ernährungswissenschaftler geben. Vielleicht waren die Wissenschaftler bei der ADA ja gar nicht “schon immer” Vegetarier oder Veganer, sondern sind es erst als Ernährungswissenschaftler geworden? Allerdings kann man von persönlichen Präferenzen eines Wissenschaftlers ohnehin nicht auf die Ergebnisse seiner Arbeit schließen. Wenn man damit anfängt, immer das Privatleben von Wissenschaftlers zu beleuchten – das nervt. Wo kämen wir dahin. Sollen die Wissenschaftler methodisch unsauber gearbeitet haben, Daten falsch interpretiert oder Daten gefälscht haben?! Überhaupt wertet die ADA Studien anderer Institute aus, und es gibt auch noch andere Fachgesellschaften, die zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Die ADA sagt auch gar nicht, dass vegane Ernährung allein die beste für die Gesundheit sei, sondern sieht sie auf einer Stufe mit einer fettarmen vegetarischen und fett- und fleischarmen Mischkost, übrigens auch die DGE, die – vielleicht landeskulturell beeinflusst – die Risiken nur stärker betont (Gefahr vs. Risiken). Auch das BfR stellt im Übrigen keine Gesundheitsgefahren fest, sondern stellt sie nur als möglich hin, im Falle fehlerhafter Durchführung.
Aber was rede ich, Schluss jetzt. 😉
Auf was wollen Sie eigentlich hinaus? Eine Diskussion führen über Mastanlagen-Tierhaltung? Darum geht es in diesem Text nicht, selbst wenn eine Unterhaltung darüber interessant wäre, schließlich besteht Viehfutter in Deutschland oft aus Zutaten, die der Mensch nicht verdauen kann.
Dem Veganismus geht es nicht um Grenzen, politische Gebilde, Massentierhaltung, Biohaltung oder welche Haltung auch immer. Es geht um Tiere nutzen oder nicht. Klar können wir in Deutschland die Nutztierhaltung auf eine non-feedlot-Nutztierhaltung runterfahren – dann nutzen wir aber immer noch Tiere. Damit wären Sie also zufrieden?
Mir geht es darum, dass wir langfristig Tiere nutzen müssen, ob in Berlin oder der Subsahara. Weil wir den Dünger brauchen. Schon Brandenburg ist mit organischem Dünger unterversorgt. Es sei denn, Sie wollen nachhaltig wirtschaften. Kunstdünger ist es nicht.
“Dem Veganismus geht es nicht um Grenzen”. Dem Veganismus geht es um gar nichts, Veganismus ist eine Idee. Agrarpolitik findet jedoch in nationalen Grenzen und EU-Außengrenzen statt. Wir können ernsthaft nur nationale und europäische Probleme angehen. Und müssen es – Stichwort Verursacherprinzip und nicht: Vorbildwirkung (diese könnte sich einstellen, man sollte aber nicht drauf warten).
Extensive Grünlandbewirtschaftung ist gut für die Artenvielfalt. Tierethisch halte ich extensive Weidehaltung für gut vertretbar, wenn die Tiere bei schlechter Witterung in Laufställen und nicht in Anbindehaltung wie bei der Almwirtschaft untergebracht sind und durch Kopfschuss auf der Weide getötet werden (also ohne Bolzenschussbetäubung, da erfahrungsgemäß hohe Fehlbetäubungsquote. Rinder sind empfindungs- und erlebnisfähige Tiere, aber doch anscheinend so blöd, keine Angst zu bekommen, wenn sie sehen, wie ein Kollege nach einem lauten Knall in sich zusammensackt.
Ich bleibe aber bei der weitgehend tierfreien Ernährung, da ich mein Lebenszeit-Fleischkontingent, das bei einer extensiven Weidehaltung pro Person drin wäre, bereits aufgebraucht habe (in über 30 Jahren fast täglich Fleisch). Außerdem macht es mir ja Spaß. 😉
Bauer Willi hat es mir bestätigt: Wir brauchen keine Gülle. Für Humusbildung werden Feststoffe wie Stroh eingesetzt (Gülle + Stroh = Mist). Man kann auch Kunstdünger mit Stroh kombinieren. Oder Gärsubstrat aus BGA. Fester Kunstdünger (Kügelchen) ist sogar emissionsärmer als Gülle, da weniger Nährstoffe ins Grundwasser ausgewaschen und an die Luft abgegeben werden.
Schön, mal wieder drüber gesprochen zu haben. 😉
Fein, dass ich jetzt auch Ihre Position zum Veganismus (“dem Veganismus geht es um gar nichts”), zur Grünlandbewirtschaftung und Gülle kenne.
🙂
Mit „dem Veganismus geht es um gar nichts“ meinte ich, dass es je nach Verständnis lediglich eine persönliche Ernährungsweise oder eine sich auf weitere Bereiche erstreckemde Konsumweise ist. Die politischen Forderungen von Veganern sind ganz unterschiedlich, zum Teil auch nicht vorhanden. Die Forderungen von Veganern klingen oft absolut und umfassend, selbst diejenigen bürgerlicher Veganer. Man sollte aber nicht vergessen, dass es meist Informationen über die Intensivtierhaltung waren, die sie zu Veganern werden ließen. Das bedeutet, dass gegenüber extensiveren Formen der Tierhaltung nicht die harte Front existieren dürfte, die immer beschworen oder vorschnell vermutet wird. Letztlich muss ja jedes Lebewesen sterben, und eine gezielte Tötung, ein Tod ohne Leidensphase, ist vielleicht nicht der schlechteste. Da höre ich eigentlich wenig Einwände von meinen Buddies. Wenn behauptet wird, Veganer wollten Blinden ihre Blindenhunden nehmen (DJV), ist die Front errichtet. Herr Alfs, Sie fungieren manchmal auch als Aufwiegler. Wem nützt es?
“Der Veganismus ist unethisch!”
Jetzt fände ich noch interessant, wie Ihrer Ansicht nach eine ethische Mischkost aussieht. Fleischkonsum erhöhen? Um wieviel, was für Fleisch? Oder doch runterfahren. Was ist mit Käse und Eiern?
Lassen Sie sich ruhig ein paar Tage Zeit. Denken Sie immer mal wieder darüber nach – wenn Sie vor Ihrem Kühlschrank stehen, vor dem Discounter-Regal (Discounter?) oder in der Kantine, oder ihr mitgebrachtes Brötchen auspacken. Sie essen bestimmt auch viel Joghurt (Kefir?), oder sind Sie da nicht so wie viele andere Frauen…?
“Die Abschaffung der Nutztierhaltung läuft langfristig auf Mangel und Hunger in der Welt hinaus.” – Das Argument finde ich nicht gut. All die “Schweine-Folgeprodukte”(Grafik oben) könnte man auch durch (“vegane”) Ersatzstoffe ersetzen. Man verwendet sie aktuell eben weil sie gut verfügbar sind.
Mir muss niemand damit kommen, dass man hochreines Kupfer NUR mit Knochenleim herstellen könne (Betonung auf NUR). Es gibt immer Alternativen, die aber halt vielleicht etwas teurer sind.
Im Endeffekt wird es der Markt richten. Wenn die Nachfrage nach Schweinen zurück geht und der Knochenleim etc. zu teuer wird, dann wird eben ein anderes Produkt verkauft werden.
Was ich zum Ausdruck bringen will: Das Argument “Man kann gar nicht Vegan leben, weil immer irgendwo Tierprodukte mit verarbeitet werden, deshalb fangt gar nicht damit an.” ist mir zu absolutistisch und unmenschlich.
Man kann so alles schlecht reden. So kann kein Mensch abstinent leben, weil in jedem Körper Spuren von Ethanol als Stoffwechselprodukt vorhanden sind, in jedem Apfelsaft oder Brot einige ppm Alkohol nachgewiesen werden können.
Trotzdem ist das kein Argument gegen eine abstinente Lebensweise.
Im richtigen Leben sind wir oft mehr als zufrieden wenn wir 90% der Ziele erreichen. Da kann man mal 5 gerade sein lassen.
Natürlich halt ich umgekehrt nichts von veganen Sektierern mit Absolutheitsansprüchen.