Die Nichtregierungsorganisation (NGO) Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) scheint ein neues Kapitel in ihrer Geschichte schreiben zu wollen: Sie hat tatsächlich das Wort „Wissenschaft“ in ihr Vokabular aufgenommen. Konkret geht es um die Ankündigung, man wolle „mit der Wissenschaft gehen“: Im Juni wird ein BUND-Forschungspreis für Arbeiten zur Nachhaltigen Entwicklung verliehen.
Das Neuartige an der Meldung?
Nach Jahren hemmungslosen Glyphosat-Bashings, in denen die Berliner beinhart jeglichen wissenschaftlichen Erkenntnissen abhold waren, will der BUND eine Liaison eingehen mit Terra Incognita. Ich wusste gar nicht, dass die Umweltaktivisten das Wort überhaupt buchstabieren können.
Der BUND, das sind immerhin die, die, wenn es ihnen nicht in den Kram passt, gegen die Wissenschaft austreten. Die Forscher in den Dreck ziehen. Die, wenn was nicht passt, etwas mit Auslassungen, steilen Behauptungen und alternativen Fakten pass machen. Die weder differenzieren können – und, so scheint‘s, es auch gar nicht wollen.
Faktencheck: Der BUND, Glyphosat und tote Babys
Schon vor vier Jahren hat das Online-Portal SciLogs von Spektrum der Wissenschaft in einem Faktencheck belegt, wie wenig die NGO mit seriöser Wissenschaft am Hut hat.
Unverblümtes Fazit:
Der BUND versucht vergeblich, eine Argumentationskette aufzubauen, um den Wirkstoff Glyphosat mit verschiedenen schweren Erkrankungen in Verbindung zu bringen. Praktisch kein Glied dieser Kette ist belastbar. Dazu kommt, dass der BUND sich die Studien ausgesucht hat, die ihm am besten passen, und den Rest der Literatur ignoriert. Das heißt nicht, dass ein solcher Zusammenhang nicht vielleicht existiert, nur geht er aus der Literatur nicht hervor.
Den vernichtenden Faktencheck hat die NGO erfolgreich ignoriert – bis heute!
Ein Beispiel ist die Bewertung von Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“. Dieses Verdikt der Internationalen Agentur für Krebsforschung IARC ist so gut wie vom Tisch. Aus verschiedenen Gründen. So konnte eine wesentliche Studie aus formal-wissenschaftlichen Gründen nicht zur Bewertung herangezogen werden. Sie hätte allerdings, wie die Journalistin Kate Kelland in ihrem Reuters-Beitrag von Juni 2017 „Cancer agency left in the dark over glyphosate evidence“ aufdeckte, die Krebsbewertung obsolet gemacht.
Auch steht der Verdacht im Raum, dass es zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist, wie Kate Kelland im Oktober 2017 herausgefunden hat. Nachzulesen ist dies in ihrem Beitrag „Glyphosate review, WHO cancer agency edited out “non-carcinogenic” findings“.
Wie hat der BUND nach dem bundesdeutschen Ja zur weiteren Zulassung von Glyphosat im November (!) reagiert? Mit einem Faktencheck, in dem – tada! – die Krebs-Bewertung wieder einmal schön breit auf dem Tisch platziert wird.
Cancer sells! Always!
Warum? Gute Frage. Warum kann auch die taz nicht davon lassen und betitelt einen Artikel trotz Kenntnis der Faktenlage mit: „Wieviel Krebs darf’s denn sein?“? Weil’s so schön reißerisch ist? Weil man mit der Sorge von Menschen um ihre Gesundheit Aufmerksamkeit und im Falle des BUND Spenden generieren kann? Es darf gerne spekuliert werden!
Aber, mal nebenbei, es hat die Berliner nie interessiert, dass mit der IARC bloß eine Einrichtung von vielen weltweit zur Bewertung „wahrscheinlich kanzerogen“ gekommen ist:
Was macht die NGO stattdessen? Sie lässt auf ihrer Webseite den geneigten Leser wissen, dass
Glyphosat-Report zeigt: EU-Behörden kehrten Beweise für Krebsbefunde systematisch unter den Tisch.
Statt also die IARC und ihr Treiben kritisch zu hinterfragen (und dazu gäbe es nicht nur einen Anlass, sondern mehrere!), unterstellt der BUND also gleich drei EU-Bewertungsbehörden – und damit auch deren Mitarbeitern, also Menschen! – nicht nur einen Regelbruch, sondern geradezu bösartiges Treiben. Angebliches Motiv? Man wolle Glyphosat vor einem Verbot retten.
Nur mal so zur Info, werter BUND: Zu behaupten, aus niederen Gründen die Gesundheit von Menschen aufs Spiel zu setzen, das ist eine richtig perfide Hausnummer! Unterirdische Schublade.
Wen wundert es, wenn Wissenschaftler anonym Gewaltandrohungen erhalten – bis hin zu Morddrohungen? Der Präsident der Berliner Bewertungsbehörde BfR brauchte eine Zeitlang gar Personenschutz!
Stellt sich die Frage: Auf welcher Grundlage werden eigentlich Menschen und Behörden an die Wand gestellt? Eine auf der BUND-Webseite verlinkte Analyse „Glyphosat und Krebs: Systematischer Regelbruch durch die Behörden“ soll es im Detail beweisen. Allerdings schlägt schon ein flotter Blick auf die Autorenschaft dem Fass gehörig den Boden aus: Hier haut eine Phalanx von Aktivisten die Wissenschaft mal eben so aus dem Lamäng in die Pfanne!
Zur Erinnerung: Aktivsten sind Aktivsten sind Aktivisten sind …. In seltenen Fällen stecken sie auch nur einen Millimeter ähnlich tief in der Materie drin wie es Wissenschaftler tun.
Glyphosat verursacht Artensterben
Und dann wäre da noch die Sache mit Flora und Fauna. Laut BUND ist Glyphosat ein
Ackergift, das alle Pflanzen abtötet und damit ein Hautpverursacher des massiven Artensterbens in der Agrarlandschaft ist.
Zu dem Thema Flora und Fauna möchte ich mich allerdings nicht weiter äußern. Zum einen, weil ich die Geduld des geneigten Lesers definitiv lange genug strapaziert habe. Andererseits stecke ich nicht sehr tief in der Materie drin. Aber es steht ein neues Jahr ins Haus, und da das Internet bis heute immer noch ein paar leere Seiten zur Verfügung hatte, wäre dies ein interessantes Projekt für 2018!
Kleiner Quellencheck
Daher möchte ich an dieser Stelle zum einen auf die PlosOne-Studie „More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas“ verweisen bzw. auf die letzten beiden Sätze:
The major and hitherto unrecognized loss of insect biomass that we report here for protected areas, adds a new dimension to this discussion, because it must have cascading effects across trophic levels and numerous other ecosystem effects. There is an urgent need to uncover the causes of this decline, its geographical extent, and to understand the ramifications of the decline for ecosystems and ecosystem services.
Auf Deutsch: Die Ursachen für den Insektenrückgang sind unbekannt, es besteht dringender Forschungsbedarf. Wobei an dieser Stelle der Vollständigkeit halber anzumerken ist, dass seitens habilitierter Statistikexperten erhebliche Zweifel an den Methoden der PlosOne-Untersuchung geäußert wurden.
Der Laie fragt sich also: Auf welcher Basis behauptet der BUND, Glyphosat sei ein Hauptversursacher des massiven Artensterbens in der Agrarlandschaft?
Was alles als Ursachen für ein Artensterben in Frage kommen könnte, hat darüber hinaus die Bloggerin Schillipaeppa in einem lesenswerten Beitrag aufgelistet: „Insektensterben – alles Scheiße?“.
Aus Schillipaeppa’s Tastatur stammt gleichfalls ein aufschlussreicher Beitrag zum Thema Bienensterben. Auch dieser Blogpost zeigt exemplarisch, dass es höchste Zeit sein sollte für BUND und Konsorten, zahlreiche Gänge herunterzuschalten und wissenschaftlichen Erkenntnissen bzw. Fakten eine Chance zu geben. Bzw. der Generierung einer stabilen Datenbasis!
Wunschliste 2018
Ich würde mir sehr wünschen, dass sich etwas änderte. Dass 2018 für den BUND das Jahr der Wissenschaft werde – in Gedanken, Worten UND Werken. Denn das, was ich in den vergangenen Jahren beobachtet habe, werter BUND, das läuft meines Erachtens auf eine Ignoranz von Wissenschaft hinaus.
Wenn nicht gar Schimmeres: Ich finde, es riecht nach geistiger Brandstiftung! Daher möchte ich meinen Beitrag schließen mit einigen deutlichen Worten der Salonkolumnisten, die sich eindeutig auch an Euch und, sorry, Euer meiner Meinung nach oftmals verwerfliches Tun richten: “Glyphoshima – das Ende der Umweltschutzbewegung”
(…)
Es geht auch nicht um die Gesundheit von 500 Millionen Europäern, die Agrarminister Schmidt angeblich mutwillig beschädigt hat. Denn ginge es NGOs und Grünen um die Gesundheit der Verbraucher oder den Schutz der Natur, müssten auch die Giftstoffe des Biolandbaus auf den Prüfstand. Dort wird bienengiftiges Spinosad verwendet, es werden Dutzende Male im Jahr Kupfersalze versprüht, die den Boden so nachhaltig vergiften, dass er nach ein paar Jahren ausgetauscht werden muss, Felder werden mit lebenden Bakterien eingenebelt und Pflanzen mit Chrysanthemenextrakten behandelt, die Nervenschäden und Asthma verursachen.Auch geht es nicht um die Artenvielfalt. Jede Form von Landwirtschaft ist schlecht für die Artenvielfalt – ob der Acker nun mit Glyphosat und damit bodenschonend behandelt oder mit dem Pflug umgebrochen wurde: Das, was vorher dort wuchs, lebt danach nicht mehr. Das verschafft dem Saatgut, das danach ausgebracht wird, einen Zeitvorteil. Unkraut kommt auch auf einem mit Glyphosat vorbehandelten Acker wieder hoch und muss dann erneut bekämpft werden – dann jedoch nicht mit Glyphosat, denn das würde Getreide und Feldfrüchte mit eingehen lassen.
WARUM GLYPHOSAT?
Glyphosat wurde ausgewählt, weil es aus zwei Gründen verhasst ist und zur Polarisierung taugt. Erstens wird es von Monsanto hergestellt, einem amerikanischen (!) Unternehmen, das viele als das personifizierte Böse ansehen, und zweitens wird es in vielen Ländern in Kombination mit Gentechnik angewandt. Gentechnisch gezüchtete Soja oder Baumwolle enthalten daher immer Spuren von Glyphosat (die Analytik kann inzwischen ein Roggenkorn in einem 40.000 km langen Güterzug mit Weizen finden). Würde Glyphosat in der EU verboten, dürfte auch keine Gentechnik-Baumwolle und kein Viehfutter aus Gentechnik-Sojabohnen mehr importiert werden. Kommt hinzu: Die Zulassung von Glyphosat stand zur Verlängerung an und parallel hatte die IARC ihre Einstufung von Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ bekannt gegeben.
Wie heute bekannt ist, war die IARC-Beurteilung nicht frei von Einflussnahme. Christopher Portier, der daran beteiligt war, Glyphosat auf die Prioritätenliste zu setzen und dann auch in die Beutreilung involviert war, war nicht nur Stipendiat einer Organisation, die gegen Pestizide kämpft, sondern auch gut dotierter Berater zweier Anwaltskanzleien, die Sammelklagen gegen Glyphosat-Hersteller betreiben.
Die IARC-Einstufung von Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ gab Grünen und NGOs die Möglichkeit für den ersten Rosstäuschertrick: Gefahr als Risiko auszugeben. Zweitens: Sie verschwiegen, dass die IARC niemals von einer Gefahr für Konsumenten sprach – es ging um Anwender. Was folgte, war eine beispiellose Kampagne, die mit einer Flut von falschen Bildern, aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten und Lügen einherging. Einer der Höhepunkte war ein von US-amerikanischen Alternativmedizinern, Impfgegnern und Chemtrail-Gläubigen finanziertes Schmierentheater namens „Monsanto-Tribunal“, für das Renate Künast, grüne Ex-Agrarministerin, die deutsche Botschafterin gab. Dort trafen sich Figuren, die man sonst auf den Montagsdemonstrationen am Berliner Alexanderplatz findet.
(…)
Ui, da hatte aber jemand Langeweile über Weihnachten!
Langeweile an Weihnachten, Herr Ilchmann? Um Gottes Willen. Zwischen Essen, Essen kochen, Essen gehen, backen, Glühwein kochen, Betreuung der Eltern, Sissi gucken, putzen, Haushalt I, Haushalt II noch einen Artikel verfassen, selbst wenn er so kurz ist wie dieser?
Trotzdem Danke für Ihre Anteilnahme!
Rutschen Sie gut ins neue Jahr, man sieht sich garantiert an dieser Stelle wieder! Dass die Sattisten erneut in Berlin laufen bleibt selbstverständlich nicht unkommentiert!
Im Wettbwerb um Spenden ist sich auch das BUND- Konkurrenzunternehmen NABU für keine noch so absurde Machenschaft zu schade. So lief kurz vor Weihnachten eine Sendung im SWR, in welcher ein NABU-Funktionär kamerabegleitet über einen mit Glyphosat behandelten Acker wandelte und über die Zerstörung der Artenvielfalt schwadronierte. Und just in DEM Moment und zuuuuuuuufällig im Beisein des SWR fand er den weltweit ersten toten Vogel, der angeblich durch Glyphosat vergiftet wurde..
Sehr gut zusammengefasst, verständlich, richtig Schluss folgernd. Schade nur, dass sich weder Journalisten noch NGO-Aktivisten auf diese Seite verirren, geschweige denn den fachlichen Austausch suchen.